Mercedes-Pilot Nico Rosberg versucht alles, aber Teamkollege Lewis Hamilton ist einfach zu schnell. Der Brite gewinnt auch das Rennen in den USA. Der Titel ist nach zehn Siegen in bisher 17 Rennen nah, aber noch nicht in Brasilien möglich. Das ist Rosbergs Hoffnung.

Austin - Den Siegertanz von Seriengewinner Lewis Hamilton auf seinem Silberpfeil musste Nico Rosberg hilflos und bedröppelt mitansehen. Der deutsche WM-Verfolger konnte den Briten auch im Wildwest-Duell nicht stoppen und muss im Kampf um den Formel-1-Titel schon auf ein kleines Wunder hoffen.

 

Trotz seiner 13. Pole Position schaffte es Rosberg wieder nicht auf den ersten Platz, zum dritten Mal nacheinander kam der gebürtige Wiesbadener hinter Hamilton ins Ziel. „Es ist natürlich heute nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte er auf dem Podest im texanischen Austin.

Einziger Trost für Rosberg: Mit nunmehr 24 Punkten Vorsprung im Klassement kann Silberpfeil-Rivale Hamilton am kommenden Sonntag in Sao Paulo beim vorletzten Saisonrennen noch nicht den WM-Titel perfekt machen. Die Entscheidung fällt erst im Finale am 23. November in Abu Dhabi, wo es doppelte Punktzahlen gibt.

Doch nach dem fünften Sieg in Serie und dem zehnten in dieser Saison spricht alles für Hamilton, der neben Rosberg auch noch Daniel Ricciardo im Red Bull beim Großen Preis der USA auf den weiteren Podestplatz verwies. Sebastian Vettel schaffte es im zweiten Red Bull nach einem Start aus der Boxengasse immerhin noch auf Platz sieben. „Schade, ich dachte, dass wir ein besseres Auto haben im Rennen“, bemängelte Vettel aber.

Das Maß der Dinge ist derzeit Hamilton, der mit 32 Karriere-Siegen auch der erfolgreichste britische Formel-1-Pilot ist. „Ich habe einfach so viel Glück, dass ich ein so tolles Auto und ein so tolles Team habe“, meinte Hamilton, der sichtbar gelöst den Jubel und die „Lewis, Lewis“-Rufe der US-Fans genoss und mit US-Rennikone Mario Andretti um dessen Cowboy-Hut feilschte. „Der Lewis hat das Programm voll durchgezogen und war am Ende der Schnellere“, sagte TV-Experte und Mercedes-Teamoberaufseher Niki Lauda.

Beim Start versuchte Hamilton noch nicht, Rosberg ernsthaft zu attackieren. Da konnte sich der ebenso wie Hamilton 29 Jahre alte Deutsche den Briten noch vom Leib halten.

Problemlos kam das gesamte, auf gerade mal 18 Autos nach den Insolvenzen von Caterham und Marussia dezimierte Feld durch die erste Kurve. Kurz vor Ende der ersten Runde auf dem Circuit of the Americas krachte es aber. Leidtragender von einer ungestümen Aktion des mexikanischen Force-India-Fahrers Sergio Perez war Adrian Sutil.

Als müsste der Gräfelfinger nicht ohnehin um seine Zukunft in der Formel 1 bangen, endete das US-Rennen nach Startplatz neun und damit der mit Abstand besten Ausgangsposition nach noch nicht einmal fünf Kilometern. „Das ist echt enttäuschend. Das war so unnötig. Es ist zum Heulen“, klagte Sutil.

Das Safety Car kam zur zweiten Runde raus, einige Fahrer kamen umgehend zum Reifenwechsel rein. Auch Vettel, der nach einer Strafe wegen Motorwechsels aus der sogenannten Pitlane hatte starten müssen. Er ließ während der Safety-Car-Phase gleich zweimal die Reifen wechseln, um sich anschließend nach vorne zu arbeiten. Von der Spitze konnte der Vierfach-Weltmeister und 39-malige Grand-Prix-Gewinner aber auch in Austin nur träumen.

Für Rosberg lief es nicht wie erhofft

Dort lieferten sich Rosberg und Hamilton das erwartete Duell. Zumindest versuchte der Brite, der auf den Tag genau vor sechs Jahren zum ersten und bislang einzigen Mal Weltmeister geworden war, dem Deutschen Druck zu machen. Rosberg erwies sich aber zunächst als nervenstark, war hellwach, als das Safety wieder in die Box fuhr und leistete sich - anders als auch vor zwei Wochen bei der Formel-1-Premiere in Russland keinen Verbremser.

Hamiltons Rückstand lag meist bei plus/minus einer Sekunde, eine echte Chance zum Überholen bot sich dem WM-Spitzenreiter vorerst nicht. Dann der erste Reifenwechsel am Wagen des Wiesbadeners: Rosberg kam in Runde 16 rein und reihte sich hinter Hamilton auf Platz zwei ein. Die hinter den beiden Mercedes gestarteten Williams mit Massa und Bottas hatten vorher schon die härteren Gummis aufziehen lassen.

Als Hamilton zurück auf den 5,513 Kilometer langen Kurs kam, war Rosberg zunächst mit gut drei Sekunden Vorsprung wieder vorne - und für dessen Vornamensvetter Nico Hülkenberg der 17. von 19. Grand Prix in diesem Jahr vorzeitig wegen eines Defekts am Force India beendet.

Und auch für Rosberg lief es nicht wie erhofft: In Runde 24 kassierte Hamilton den Pole-Mann, zuvor hatte er den Rückstand kontinuierlich verringert. Kaum vorbei an Rosberg, fuhr Hamilton einen Vorsprung von über einer Sekunde raus. Er war einfach zu schnell für Rosberg, der nach seinem Sieg beim Heimrennen auf dem Hockenheimring am 20. Juli auf seinen fünften Saisonerfolg wartet. Hamilton hingegen baute seine Serie aus, nachdem er bereits in der ersten Saisonhälfte einen Viererpack geschafft hatte. Der Brite ist seit seinem Sieg in Italien am 7. September nun bereits ungeschlagen - und wohl auf dem besten Weg zu seinem zweiten WM-Titel.