Seitdem das Nachfüllen des Treibstoffs verboten ist, haben die Stopps an Bedeutung gewonnen. Schumacher und Rosberg sind schnell.

Abu Dhabi - Auf der Rennstrecke ist Mercedes die Nummer vier. Aber vor dem Formel-1-Rennen am Samstag (14 Uhr/RTL) in Abu Dhabi gibt es immerhin ein paar Erfolgsmeldungen zu verkünden. Nico Rosberg bleibt bis mindestens 2013 im Stall. Michael Schumacher hat noch nicht verlängert, doch man kann davon ausgehen, dass auch der Rekordmeister noch ein, zwei Jahre dranhängen wird. Zumal es zurzeit ganz gut für ihn läuft.

 

In der Boxengasse rangieren die Silberpfeile bereits dort, wo Rosberg und Schumacher im nächsten Jahr auch auf der Rennstrecke hinwollen: ganz oben. Im Duell der besten Boxenstopp-Crews liefert sich Mercedes mit Red Bull ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Hier geht es enger zu als beim Kampf um die Pole-Position. Der absolute Rekord von Mercedes für das Wechseln von vier Reifen liegt bei 2,64 Sekunden. Red Bull war in Korea noch zwei Zehntel schneller. Insgesamt hat Vettels Team bei acht Rennen die schnellsten Schrauber gestellt, Mercedes bei sieben, McLaren und Ferrari je ein Mal. Doch ein Boxenstopp dauert länger als die Zeitspanne zwischen An- und Abfahrt. Obwohl in der Boxengasse für alle ein Tempolimit gilt, gibt es auch da Unterschiede.

Regelmäßiger Besuch im Fitnesscenter

Wer alle 988 Boxenstopps dieser Saison analysiert, der kommt zu dem Ergebnis, dass Red Bull und Mercedes im Schnitt 22,5 Sekunden in der Boxengasse verbringen und damit gleichauf an der Spitze liegen. Bei McLaren sind es drei, bei Force India vier und bei Ferrari fünf Zehntelsekunden mehr. Das Hispania-Team büßt als der Klassenletzte auf die Spitze 3,2 Sekunden pro Boxendurchfahrt ein.

Seitdem das Nachfüllen des Treibstoffs verboten ist, haben die Boxenstopps an Bedeutung gewonnen. "Den Zeitverlust bestimmte das Tanken. Die Mechaniker an den Rädern hatten damals mehr als doppelt so viel Zeit", erklärt der Mercedes-Teammanager Ron Meadows. Heute werden die Mechaniker für ihren individuellen Job gedrillt. Sie gehen regelmäßig ins Fitnesscenter, manchmal auch zum Mentaltrainer, sie üben bis zu 150 Stopps an einem Rennwochenende und dazu regelmäßig in der Fabrik. Fällt einer aus der Stammcrew durch Krankheit aus, macht sich das sofort bemerkbar. Die eingespielte Choreografie gerät ins Stocken. In Monza musste Mercedes drei Mann aus dem 19-köpfigen Team ersetzen. Die Stopps dauerten im Mittel vier Zehntelsekunden länger.

Topteams verzichten auf Lollipop-Mann

Noch schlimmer ist es, wenn der Fahrer ungenau parkt. "20 Zentimeter zu weit oder zu kurz kosten eine halbe Sekunde", sagt Meadows. Viele Teams arbeiten bereits mit einer Lasertechnik, um die Parkposition genau zu bestimmen. Die Werkzeuge sind zudem Spezialanfertigungen. Ein Schlagschrauber kostet bis zu 8000 Euro. Er hämmert die Radmutter mit einer Kraft von bis zu fünf Tonnen auf die Radnabe. Für zwei Wagenheber bekommt man einen anständigen Kleinwagen. Die Radmuttern wiegen nur rund 320 Gramm. Kostenpunkt: 500 Euro.

Das teuerste ist die Ampelsteuerung. Die Topteams verzichten auf den Lollipop-Mann, der eine Tafel hochreißt, wenn alle Räder dran sind. Das erledigt eine Ampel, die auf Grün schaltet, wenn die Sensoren Vollzug melden. Die Konstruktionen gibt es nicht unter 50.000 Euro. Viel Geld für einen Wimpernschlag an Zeitgewinn. Im Optimalfall bringt die Ampellösung 0,4 Sekunden, bei der geringsten Panne kann sie Sekunden kosten. Deshalb kann ein Techniker die Automatik per Knopf stoppen.

Strafrunde durch die Box

Jeder Boxenstopp wird indes gefilmt. In der Woche nach einem Grand Prix folgt die Manöverkritik - wie bei Red Bull nach dem Rennen in Japan. Sebastian Vettel hatte dort zwar seinen zweiten WM-Titel perfekt gemacht, das Rennen aber verloren. Im Vergleich zu dem Sieger Jenson Button war Red Bull bei drei Stopps in der Summe 2,8 Sekunden langsamer. Der Teamberater Helmut Marko grummelte: "Da waren wohl alle schon zu sehr auf Sicherheitsmodus. Auch der Herr Vettel. Er hat beim Rein- und Rausfahren Zeit verloren."

25 Durchfahrten durch die Boxengasse finden in der Statistik aber keinen Niederschlag. So oft sprach die Rennleitung für Fahrer eine Strafrunde durch die Box aus.