Es gibt in der Formel 1 nicht nur die Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull. Eine Frage lautet: Wer ist Best of the Rest? Und die böse Variante der Frage heißt: Wer ist das Schlusslicht?

Sport: Dominik Ignée (doi)

Monte Carlo - Während Lewis Hamilton und Valtteri Bottas ganz vorne einsam ihre Kreise drehen, erledigt den Job hinten im Feld Robert Kubica. Fünf Formel-1-Rennen sind absolviert, und die Bilanz des Williams-Piloten ist von ähnlicher Konstanz geprägt wie die der beiden Mercedes-Jungs. In bisher fünf Saisonrennen wurde der Pole viermal Letzter. Nur in China durfte er sich über einen kleinen Aufwärtstrend freuen. Da übernahm der McLaren-Mann Lando Norris dankenswerterweise mal kurz die rote Laterne.

 

Robert Kubica, oha, er war Vorletzter. Dieser fürchterlichen Bilanz zum Trotz gibt sich der Formel-1-Rückkehrer gewohnt gelassen, denn wenn es neben Kimi Räikkönen einen zweiten coolen Hund gibt im Fahrerlager, dann Kubica. „Es ist natürlich schwierig, glücklich zu sein, wenn du so weit hinten kämpfst, aber mit den meisten Dingen kann ich im Grunde zufrieden sein“, sagt der Pilot, der sich mit der einst ruhmreichen britischen Formel-1-Marke Williams am Abgrund befindet. In seinem Fall kann es ja nur aufwärtsgehen. Sollte Kubica am Sonntag in Monte Carlo wie durch ein Wunder Zwölfter werden, sie würden bei Williams mehr Korken knallen lassen als die Mercedes-Mannschaft nach ihrem möglichen sechsten Doppelerfolg im sechsten Rennen.

Vorne siegen Hamilton und Bottas die Formel 1 kaputt, da stellt sich die Frage, warum die anderen Teams hinter den drei Top-Truppen Mercedes, Ferrari und Red Bull überhaupt mitmachen. Gute Frage, einfache Antwort: Es lohnt sich immer. Der größte Gegner ist das in der Konstrukteurswertung einen Platz besser platzierte Team. Racing Point will in jeder Session, sei es im freien Training, im Qualifying oder im Rennen den momentan viertplatzierten Rennstall McLaren hinter sich lassen – im Kampf um den imaginären Pokal für den sogenannten Best of the Rest. Alfa Romeo jagt derweil das Haas-Team, Toro Rosso die Renault-Autos, nur Williams und Kubica (bisher punktlos) haben am Tabellenende die Orientierung ein bisschen verloren.

Sergio Perez liebt Regen in Monaco

Der Racing-Point-Pilot Sergio Perez kennt nichts anderes, als die kaum wahrgenommenen Zweikämpfe irgendwo im mittleren oder hinteren Feld der belanglosen Mitfahrer. Der Mexikaner ist ein erfahrener und auch hoch veranlagter Rennfahrer, darüber gibt es keine zwei Meinungen, doch seine Bilanz liest sich ohne erkennbaren Höhepunkt. Seine Platzierungen in neun Jahren Formel-1-Zugehörigkeit? Bitte schön: Da wären die Ränge 16, 10, 11, 10, 9, 7, 7, 8 und 8 zu notieren. Salopp formuliert ist das weder Fisch noch Fleisch. Er kommt auf 160 Rennstarts, acht Podestplätze, aber gewonnen hat er noch nie. Auch auf die Pole-Positions schaffte es der 29-Jährige nie.

Die Laune verdirbt das Sergio Perez keineswegs. Bester Stimmung stellt er sich zur Fragerunde des Racing-Point-Teams: „Na, Leute, genießt ihr Monaco?“ Wäre Perez ein Siegfahrer, die Medien hätten ihre helle Freude an dem aufgeweckten Burschen. „Ich mag es, hier im Regen zu fahren“, sagt Perez mit Blick auf den Zweikampf um Platz vier in der Gesamtwertung. Er spürt, dass er so die McLaren-Männer Carlos Sainz jr. und Lando Norris hinter sich lassen kann. „Hier in Monaco macht der Fahrer zu einem höheren Prozentsatz den Unterschied aus“, meint Perez, der kraft seiner Fähigkeiten vor allem auf nasser Piste den Kampf um Platz vier vorläufig gewinnen kann.

1996 kamen nur drei Autos ins Ziel

Racing Point hieß im Jahr 2018 noch Force India. In der Mannschaft herrscht heute beste Laune. Die vergangene Saison wurde auf Platz sieben der Konstrukteurswertung abgeschlossen, nach fünf Wettfahrten gelang jetzt der Sprung auf den fünften Rang. Das sind die kleinen Freuden, die große Wirkung haben, denn je besser ein Team am Saisonende platziert ist, desto mehr Geld gibt es aus dem großen Formel-1-Topf – es geht da um Millionenbeträge. Insofern ist auch Williams darauf angewiesen, mit den Piloten Robert Kubica und George Russel den Sumpf so schnell wie möglich zu verlassen.

Monaco, wo fast nicht überholt werden kann, nährt die Hoffnung der Mittelklasseteams, durch eine gute Startposition mehr zu erreichen, als sonst möglich ist. Perez setzt auf Regen. Der spülte im Jahr 1996 den Franzosen Olivier Panis sogar auf Platz eins, das war eine der größten Überraschungen der Rennserie. Im Chaos von Monte Carlo kamen damals gerade mal drei Autos ins Ziel. Nur ein ähnlicher Wahnsinn könnte Kubica am Sonntag helfen, mal wieder den Anschluss zu finden.