Der Formel-1-Grand-Prix von Monaco war am Sonntag wieder fest in Mercedes-Hand: Diesmal musste sich Lewis Hamilton seinem Rivalen Nico Rosberg geschlagen geben, der damit auch die Führung in der Gesamtwertung übernahm.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Monte Carlo - Sie hören nicht mit dem Siegen auf – und diesmal war wieder Nico Rosberg dran. Der gewann wie schon im Vorjahr der Großen Preis von Monaco. Als Zweitplatzierter machte Lewis Hamilton für Mercedes den fünften Doppelerfolg in Serie perfekt. In allen sechs Saisonrennen gewann ein Mercedes: viermal Hamilton, zweimal Rosberg. Machen die beiden den Weltmeister 2014 unter sich aus?

 

Es sieht ganz danach aus. Nach dem Rennen, in dem der Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo Dritter wurde, hat Rosberg die Führung in der Gesamtwertung seinem Teamkollegen wieder abgeknöpft. Er führt jetzt mit 122 Punkten vor Hamilton (118) und dem bereits weit abgeschlagenen Ferrari-Mann Fernando Alonso (61). „Das war ein besonderer Tag. Lewis hat mich die ganze Zeit unter Druck gesetzt, aber ich bin cool geblieben“, sagte Rosberg, nachdem er von Fürst Albert den die Rennstrecke symbolisierenden, selten hässlichen Pokal in die Hand gedrückt bekam.

Zu einem Startunfall zwischen den rivalisierenden Mercedes-Piloten kam es nicht. Dabei hallten die Worte des Team-Aufsichtsrats Niki Lauda noch in den Ohren. „Wenn es in der ersten Kurve kracht, dann kracht es richtig – und zwar vom Management zu den Fahrern. Das werden wir nicht akzeptieren“, schimpfte der Österreicher. Rosberg startete stark von der Pole-Position, und so musste sich der In-Team-Feind Hamilton artig hinter ihm einreihen in diesem Duell, das den Rennklassiker vor allem am Samstag beherrschte.

Vettel scheidet aus

Für Furore sorgte im Rennen zunächst Kimi Räikkönen, der in Runde eins drei Autos überholte und auf Platz drei raste – obwohl er wegen einer Magenverstimmung nicht an der Fahrerparade teilnehmen konnte. Nach einer Safety-Car-Phase wegen eines querstehenden Fahrzeugs musste derweil Sebastian Vettel mit seinem Red Bull unplanmäßig die Box aufsuchen. Dann fuhr er raus – wurde in der sechsten Runde aber wieder zurückgepfiffen. „Seb, bring das Auto an die Box, wir geben auf“, bekam er zu hören. Ein empfindlicher Rückschlag für den Champion, der kaum einen Fuß auf die Erde bekommt 2014. Der Turbo funktionierte nicht mehr richtig. Vettel versuchte das Monaco-Desaster mit etwas gequältem Humor zu nehmen. „Ich wollte nicht weiter als Hindernis durch die Stadt fahren. Eigentlich wollte ich dem Prinzen die Hand schütteln, aber daraus wurde nichts“, sagte er und degradierte damit ungewollt den Fürsten.

Rosberg und Hamilton fuhren derweil einträchtig, aber meist am Limit vorneweg. In Runde 25 wurden beide während der zweiten Safety-Car-Phase in die Box geholt – der Force India des Deutschen Adrian Sutil schlug am Hafen in die Leitplanke ein. Auch nach dem Neustart ging der silberfarbene Formationsflug weiter, die Mercedes-Agenten blieben ohne Attacken nah beieinander – während Vettels Red-Bull-Kollege Daniel Ricciardo, inzwischen auf Räikkönens drittem Platz, nicht folgen konnte. Es ging für die zwei Alleinunterhalter der Branche darum, Reifen und Material zu schonen. „Ich musste Sprit sparen und meine Fahrweise komplett umstellen, das war schon hart“, sagte Rosberg, lächelte aber vor Glück und Genugtuung.

Die Silber-Show ging bis zum 60. Umlauf von 78 Runden. Plötzlich meldete Hamilton, der von einer Sekunde auf 2,1 Sekunden zurückgefallen war, er habe etwas im Auge. Also hielten sich die Mechaniker für einen Boxenstopp bereit. Der Pilot blieb aber draußen. Eine seltsam anmutende Begebenheit. Auf alle Fälle konnte der Mercedes-Kommandostand froh darüber sein, denn so wurde ein riskantes Duell um den Sieg verhindert. Stattdessen fiel Hamilton immer weiter zurück und musste am Ende sogar über Platz zwei froh sein, weil plötzlich Ricciardo an ihm dran war und auf eine Überholchance lauerte.

Petronas verlängert Vertrag

Zu Gast in Monte Carlo war auch der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche. Weißes Hemd, schwarze Teamkappe – er bekannte sich zur Silberpfeil-Mannschaft und erklärte es zur Chefsache, die Verlängerung des millionenschweren Vertrags mit dem Titelsponsor Petronas höchstpersönlich zu verkünden. Auskunftsfreudig präsentierte sich Zetsche vor allem im Hinblick auf die sportliche Situation. Und er wehrte sich gegen die durch dauerhafte Mercedes-Siege womöglich aufkommende Langeweile. „Wir hatten jetzt vier Jahre, in denen nur ein Team die Meisterschaft gewonnen hat. In diesen vier Jahren habe ich weniger Kommentare über langweilige Rennen gehört, als jetzt nach fünf Rennen“, sprach Zetsche vor dem sechsten Erfolg im sechsten Rennen. Folgt in Kanada der siebte Streich? Man könnte darauf wetten.