Lewis Hamilton kommt in Monaco mit dem Silberpfeil nur mäßig zurecht und startet von Position 13. Auch wenn Monaco kaum Überholmöglichkeiten bietet, könnte der Brite trotzdem weit nach vorne kommen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Monaco - Startplatz 13 für Lewis Hamilton – der Brite war nach dem Qualifying zum Großen Preis von Monaco bedient. Restlos bedient. „Es ist eine große Unbekannte“, sagte der Mercedes-Pilot und sieht als Ursache für sein Aus in Quali-Abschnitt 2 die Reifen, die seit den Setup-Änderungen beim Silberpfeil am Donnerstag nicht mehr in das richtige Temperaturfenster gelangen. Die Änderungen wurden zwar wieder revidiert, doch offenbar hilft alles nichts. Teamkollege Valtteri Bottas dagegen kommt mit dem Auto bestens zurecht und stellte seinen Mercedes auf Startplatz drei, auf die Pole-Position von Kimi Räikkönen fehlten läppische 45 Tausendstelsekunden. Doch eine Erklärung für sein Qualifying-Disaster schließt Lewis Hamilton aus: „Ich fahre das Auto nicht schlecht. Ich bin nicht langsam. Ich fahre nun schon so lange Rennen und hatte nie Probleme mit Reifen.“

 

Und nun? Was kann Lewis Hamilton am Sonntag im Großen Preis (14 Uhr/RTL) noch unternehmen, um irgendwie nach vorne zu kommen? Nun, er benötigt viel Glück und extremes Geschick – denn in Monaco sind die Überholmöglichkeiten in etwa so gut wie auf einem schmalen Feldweg, wenn man an einem Traktor vorbei will. Nahe null. Darüber hinaus sind die Formel-1-Autos der Generation 2017 breiter als ihre Vorgänger, was die Sache zusätzlich diffiziler gestaltet. Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kann sich in die verzweifelte Lage seines Starpiloten hineinversetzen, der Österreicher sieht für Hamilton maximal Rang neun in Reichweite. „In Monaco kannst du daraus nichts mehr machen“, räumt Wolff ein, „wenn er Glück hat, kann er einen Punkt oder zwei mitnehmen. Aber man darf einem Fahrer nicht vor dem Rennen sagen: Das kannst du vergessen!“ Auch Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche sieht die Chose ähnlich und spricht von einem Ausfall.

So kommt Hamilton nach vorn

Was braucht Hamilton, um doch noch nach vorn zu kommen? Glück und eine riskante Strategie, die voll und ganz aufgeht. In den Trainings hat sich gezeigt, dass in Monaco selbst der extrem weiche Ultrasoft-Reifen im Grunde kaum abbaut und man mit ihm theoretisch eine komplette Renndistanz absolvieren könnte. „Weder Abbau noch Verschleiß sind hier ein Thema. Es gab auch kein Körnen oder Bläschenbildung“, sagte Mario Isola von Reifenlieferant Pirelli. Folgendes Szenario: Hamilton fährt mit den etwas härteren Supersoft-Reifen los, die auch kaum langsamer sind als die Ultrasoft-Pneus. Monaco ist stets für einen Crash in der frühen Phase des Rennens gut, kommt es dazu – und fährt das Saftey-Car raus – könnte Hamilton einen Boxenstopp absolvieren, die Ultrasoft-Pneus aufziehen lassen (damit hätte er auch wie es das Reglement vorschreibt zwei Reifenmischungen gefahren), und dies könnte ihn ein Stück weiter nach vorn spülen. Sollte es Hamilton danach gelingen, sich nicht um einen Boxenstopp distanzieren zu lassen (etwa durch Unfälle oder durch weitere Safety-Car-Phasen), könnte er womöglich bis ganz nach vorn kommen und sogar das Rennen gewinnen.

Ganz klar: Dieses Szenario ist eines, bei dem das gesamte Grand-Prix-Drehbuch auf die Anforderungen von Lewis Hamilton abgestimmt ist; zudem muss der Brite ja auch noch selbst mit den Reifen zurechtkommen, was ihm am Samstag ebenfalls nicht vollkommen gelungen ist. Die wahrscheinlichere Variante ist die Prognose von Toto Wolff, bei der Hamilton ein paar Plätze gutmacht – mehr auch nicht. Aber Monaco hat auch schon ganz verrückte Rennen gesehen …