Der Große Preis von Monaco mag glamourös und spektakulär sein – was er nicht ist: eine Stärke von Ferrari. Das möchte Sebastian Vettel nun ändern, doch auch der Heppenheimer ist kein ausgemachter Monaco-Spezialist.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Monte Carlo - 16 Jahre sind eine lange Zeit, so lange schon wartet Ferrari auf einen Sieg beim traditionsreichen Formel-1-Rennen in Monaco. Am Sonntag (14 Uhr/RTL) will Sebastian Vettel diese Durststrecke beenden – nur acht Mal wurde ein Ferrari-Pilot an der Cote d’Azur nach seinem Grand-Prix-Erfolg vom monegassischen Fürsten empfangen. Es waren lediglich fünf Fahrer der Scuderia, die in die Fürstenloge gerufen wurden: Nach dem ersten Triumph für die Roten aus Maranello durch Maurice Trintignant, man schrieb das Jahr 1955, musste das Team satte 20 Jahre auf die Erlösung warten – sie kam in Gestalt von Niki Lauda, der 1975 alle Konkurrenten abhängte. Dann schien es, Ferrari habe sich mit der Hatz durch die Häuserschluchten angefreundet, schon ein Jahr später war wieder der Österreicher der Schnellste in Monaco, Jody Scheckter triumphierte in seinem WM-Jahr 1979 und nur zwei Jahre später durfte auch Gilles Villeneuve in die Fürstenloge zu Rainier. Danach war Schluss mit Schampus beim Fürsten, erst 16 Jahre später machte Michael Schumacher 1997 seine Aufwartung. Der Rekordweltmeister siegte noch zwei weitere Male, 1999 und 2001 – und seitdem ist die Loge irgendwie tabu für Ferraristi.

 

„16 Jahre schon?!“, fragte auch Sebastian Vettel fast schon ungläubig und zeigte sich kampfbereit: „Dann wird es höchste Zeit.“ Natürlich ist es ein Refelx eines Rennfahrers so zu reagiern, dennoch dürften sich Vettel und Co. schon lange nicht mehr so große Chancen in Monaco ausrechnen wie in diesem Jahr. „Wir haben ein sehr starkes Paket, wir müssen vor nichts Angst haben“, sagte der Heppenheimer. Der Rückstand auf Mercedes ist passé, der 29-Jährige führt die WM vor Lewis Hamilton an. Zuletzt siegte der Silberpfeil-Pilot in Barcelona, doch das juckt Maurizio Arrivabene nicht. „In Monaco werden wir aber ein völlig anderes Rennen auf einer völlig anderen Strecke sehen“, sagte der Ferrari-Teamchef, „dort werden wir es besser machen.“ Das hofft auch Vettel, er liebt den Kurs, mehr Nervenkitzel als zwischen Casino, Mirabeau und Rascasse gibt es nirgends in der Formel 1. „Wenn es blöd läuft, hängt man gleich in der Leitplanke, aber das macht die Faszination aus“, sagt Vettel über Monaco: „Nur wer das Risiko eingeht, wird belohnt.“

Mag sein, wäre da nicht nur eine Sache. Offenbar ist Sebastian Vettel auch nicht wirklich ein Monaco-Spezialist. Bei insgesamt neun Versuchen siegte der viermalige Champion erst einmal in Monaco, und das ist mittleweile auch schon sechs Jahre her. 2011 saß er noch in einem Red Bull. Abgesehen davon gab es viele Enttäuschungen. Ob es der Deutsche am Sonntag bis in die Loge zu Albert und Charlene schaftt? Nun ja, die Roten haben in Kimi Räikkönen ja noch einen zweiten Mann auf der Piste, der gewann immherhin auch schon einmal am Mittelmeer, und zwar 2005 – aber den eingefleischten Ferraristi ist es gleichgültig, ob ein Deutscher oder ein Finne zum monegassischen Regenten vordringt.