Auf dem Weg zum dritten Sieg in Österreich in Serie wird Nico Rosberg durch einen Unfall mit Teamkollege Lewis Hamilton gestoppt. Das ohnehin schwierige Verhältnis der Mercedes-Kollegen wird damit weiter belastet.

Spielberg - In seiner Wut auf Sieger Lewis Hamilton stand Nico Rosberg nach dem Österreich-Crash der Silberpfeile plötzlich ganz allein. Die Schuldfrage für den Unfall in der Schlussrunde, der den deutschen Formel-1-Spitzenreiter am Sonntag den Sieg-Hattrick in Spielberg kostete, entfachte den Dauerzoff der Mercedes-Piloten auf Neue. „Mannomann, das ist echt hart. Ich war echt überzeugt, dass ich das nach Hause fahre“, gestand der über Platz vier schwer frustrierte Rosberg. Er gab klar zu erkennen, dass er Hamilton wegen seines harten Überholmanövers für den Unfallverursacher hielt.

 

Der Brite indes konterte diese Vorwürfe nach seinem dritten Saisonsieg vor Red-Bull-Fahrer Max Verstappen und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen kühl. „Er hat einen Fehler gemacht und hat mir nicht viel Platz gelassen. Deshalb sind wir halt kollidiert“, sagte Hamilton. Er reduzierte den Rückstand auf Rosberg in der WM-Gesamtwertung vor seinem Heimspiel in Silverstone am nächsten Sonntag auf elf Punkte.

Bei der Siegerehrung wurde der 31-Jährige zwar ausgepfiffen, die Teamspitze aber sah auch eher Rosberg als den Schuldigen für den Crash. „Er hat ihm da nicht genug Platz gegeben. Das ist einfach schade, das darf nicht passieren“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Auch Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda sah „in erster Linie“ die Schuld beim Deutschen.

Schon Mitte Mai in Barcelona waren die beiden kollidiert

Rosberg hatte das Rennen nach einer starken Aufholjagd von Startplatz sechs bis kurz vor Ende angeführt, nachdem er in der 27. Runde die Spitze von Landsmann Sebastian Vettel übernommen hatte. Vettel musste ausgerechnet an seinem 29. Geburtstag vorzeitig aufgeben, weil ihm bei Tempo 300 der rechte Hinterreifen explodiert war. Danach schien Rosberg auf dem besten Weg zum dritten Sieg in Österreich nacheinander, ehe Hamilton auf den letzten Kilometern immer näher kam und ihn gnadenlos attackierte.

„In der letzten Runde haben meine Bremsen überhitzt. Mein Bremsweg war etwas länger, aber eigentlich war alles unter Kontrolle“, beschrieb Rosberg die umstrittene Szene. „Deshalb war ich sehr überrascht, dass er reingelenkt hat.“ Prompt kam es zur erneuten Kollision der Mercedes-Stars. Schon Mitte Mai in Barcelona waren die beiden Silberpfeil-Piloten kollidiert, damals schieden beide aus.

„Dass sie sich ins Auto fahren, das geht nicht mehr. Das war jetzt das zweite Mal, jetzt ist es genug“, sagte Teamchef Wolff und kündigte interne Krisengespräche an. Hamilton aber stellte trotz der Vorwürfe von Rosberg und der Buh-Rufe der Fans schon auf dem Podium seine unnachgiebige Sicht klar: „Ich bin hier, um zu gewinnen.“

Schon im nächsten Rennen in Großbritannien könnte Hamilton die WM-Führung von Rosberg übernehmen. Die Ferrari-Verfolger Vettel und Räikkönen liegen nach dem erneut ernüchternden Österreich-Ausflug bereits 57 Punkte hinter Rosberg und 46 Zähler hinter Hamilton.

Für Vettel war das Gastspiel in der Heimat seines früheren Arbeitgebers Red Bull besonders frustrierend. „Ich hab nichts falsch gemacht. Wir haben nichts Aggressives oder Dummes versucht, fertig“, sagte der Hesse nach seinem frühen Aus. „Wir wissen nicht, was da los war. Das kam völlig überraschend, wir hatten keinerlei Hinweis. Das müssen wir jetzt untersuchen“, sagte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Auch für Nico Hülkenberg, der als Zweiter erstmals seit sechs Jahren wieder auf der ersten Reihe gestartet war, gab es keine Punkte. Er schied in seinem Force India wegen Bremsproblemen ebenfalls vorzeitig aus. „Die Balance vom Auto war echt unterirdisch, ziemlich enttäuschend. So schlimm hatte ich es echt nicht erwartet“, erklärte der Rheinländer.

Dagegen eroberte Neuling Pascal Wehrlein im Manor als Zehnter völlig unerwartet seinen ersten WM-Zähler. „Ich hatte so zu kämpfen mit meinen Reifen, wir hatten ein unglückliches Timing mit dem Boxenstopp. Dann noch auf Platz zehn nach vorn zu fahren, super“, beschrieb der amtierende Champion des Deutschen Tourenwagen Masters seinen harten Arbeitstag. Als einziger deutscher Fahrer verließ Wehrlein Spielberg mit einem breiten Lächeln.