Lewis Hamilton fährt die Konkurrenz in Grund und Boden. Sein achter Sieg in Ungarn ist schon der 86. seiner Karriere. Auch Sebastian Vettel kann nicht folgen. Der Deutsche fährt zwar immerhin auf Rang sechs - aber weit hinter den Ansprüchen.

Budapest - Schon zwölf Runden vor Schluss machte Ungarn-Überflieger Lewis Hamilton mit der Überrundung die Demütigung von Sebastian Vettel perfekt. Nicht mal das beste Saisonresultat und ein kämpferischer Auftritt nach einem verpatzten Boxenstopp konnten beim Formel-1-Rennen in Budapest über die Unterlegenheit Vettels mit dem Ferrari gegen einen Hamilton in Rekordlaune hinwegtäuschen. Vettel schaffte es gerade mal auf Rang sechs. „Ich hätte gehofft, dass ein bisschen mehr drin ist. Ich glaube, im Moment ist es das, was für uns möglich ist“, sagte der 33-Jährige ernüchtert.

 

Hamilton fuhr indes am Sonntag auf dem Hungaroring ein einsames Rennen inklusive schnellster Runde. Der 35 Jahre alte Brite egalisierte mit seinem achten Sieg in der Puszta nach den sieben Pole Positions auf dem Kurs auch die Bestmarke von Erfolgen auf einer Strecke von Michael Schumacher. Dem Rekordweltmeister waren einst acht Siege beim Großen Preis von Frankreich in Magny Cours gelungen.

„Das ist wirklich eines meiner Lieblingsrennen“, betonte der überglückliche Hamilton: „An diesem Wochenende war alles auf den Punkt. So müssen wir jetzt weitermachen.“ In zwei Wochen steht in Silverstone das erste von zwei Heimrennen für Hamilton an.

Verstappen wird Zweiter

Zweiter in Budapest wurde Max Verstappen, der in der Aufwärmrunde seinen Red Bull mit einem Einschlag in die Streckenbegrenzung noch demoliert hatte. „Ich habe am Anfang gedacht, ich fahre dieses Rennen nicht. Dann noch Zweiter zu werden, ist wie ein Sieg“, meinte der Niederländer.

Auf Rang drei kam Valtteri Bottas ins Ziel. Hamiltons Teamkollege musste nach dem dritten Teil des Auftakt-Dreierpacks der verspäteten Corona-Saison die WM-Führung an den Briten abgeben. Vettels Teamkollege Charles Leclerc schaffte es nicht mal in die Punkte und enttäuschte als Elfter.

Auch bei Vettel hielt die Freude über einen Klasse-Start nicht lange an, selbst wenn er diesmal die erste Runde anders als noch in Spielberg vor einer Woche schadlos überstand. Doch der Reihe nach: Die dunklen Wolken über dem Hungaroring lichteten sich vor dem Start, die zuvor nasse Strecke trocknete schnell ab.

Vettel erwischt guten Start

Fast alle hatten die Mischwetter-Reifen aufgezogen. Doch auch die haben ihre Tücken: Auf der Einführungsrunde rutschte Verstappen von der Strecke und beschädigte seinen Red Bull. Stresstest für die Mechaniker, sie reparierten den Wagen aber binnen Minuten. Dann gingen die Roten Ampeln aus.

Und Vettel kam von Startrang fünf bestens weg, ebenso wie Teamkollege Leclerc von Startrang sechs, Verstappen von sieben und vor allem Hamilton von der Pole - der 90. seiner Karriere. Dagegen verpatzte Bottas von Position zwei aus die ersten Meter komplett, ebenso Sergio Perez (4. Startrang) im Racing Point.

Hamilton, Lance Stroll (Racing Point), Verstappen, Vettel, Leclerc, Bottas, Perez - so die Reihenfolge nach der ersten von 70 Runden. Doch die hatte auch nicht lange Bestand. Schnell fuhren die ersten aus der Spitzengruppe an die Box zum Reifenwechsel, die Strecke war trocken genug für die Slicks.

Boxenstopp dauert zu lange

Und als hätte Vettel in seiner Abschiedssaison bei Ferrari nicht schon genug Pannen und Enttäuschungen mit Platz zehn beim Auftakt in Österreich und dem Aus nach einer Karambolage mit Leclerc in Runde eins vor einer Woche in Spielberg erlebt, dauerte sein Boxenstopp eine gefühlte Ewigkeit. Über neun Sekunden stand er mit seinem Ferrari - andere brauchen dafür gut zwei Sekunden.

Die Folge: Vettel reihte sich nach den Reifenwechseln nur auf Rang neun ein und steckte dann auch noch hinter Leclerc zunächst fest, der auf den weicheren Reifen langsamer war und seinen deutschen Kollegen bremste. „Mein linker Vorderreifen ist tot“, funkte er an die Box - kurz zuvor hatte er Vettel passieren lassen.

An der Spitze enteilte Ungarn-Spezialist Hamilton allen, fast glich es einer sonntäglichen Spazierfahrt mit über 700 PS. Wie überlegen der Pilot mit der Nummer 44 ist, zeigte sich in Runde 44 nochmal deutlich, als Hamilton Ferrari-Pilot Leclerc überrundete und später auch noch Vettel, der auf den letzten Kilometern auch noch von Alexander Albon überholt wurde.

Nach Platz vier zum Auftakt und dem Sieg vor einer Woche unterstrich Hamilton mit einer erneuten Machtdemonstration seine Ambitionen auf den siebten WM-Titel, mit dem er auch hier mit Schumacher gleichziehen würde.