Pastor Maldonado hat im Williams den Großen Preis von Spanien gewonnen. Sebastian Vettel fuhr nach einem Fehler auf Rang sechs.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Barcelona – Fünf Rennen, fünf Sieger – langweilig ist diese 63. Formel-1-Saison sicher nicht. Und sie hält Überraschungen parat wie am Sonntag die beim Großen Preis von Spanien in Barcelona. Pastor Maldonado aus Venezuela gewinnt. Wer vor dem Grand-Prix-Wochenende solch einen Tipp abgegeben hätte, wäre gefragt worden, ob es ihm gutgeht. Und doch hätte er den Jackpot geknackt.

 

Vor den zwei Weltmeistern Fernando Alonso (Ferrari) und Kimi Räikkönen (Lotus) schafft der immerhin auch schon 27 Jahre alte Williams-Pilot dieses Kunststück. Er verhilft nicht nur der venezolanische Nationalhymne zur Formel-1-Premiere, er verhilft auch dem Teamchef Frank Williams, einem der letzten echten Garagisten im Hightechzirkus zu einem starken Comeback.

Der letzte Williams-Sieg liegt eine Weile zurück. 2004 gewann der Kolumbianer Juan Pablo Montoya in Brasilien. Und was die persönliche Bilanz angeht: vor diesem Erfolg ist Maldonado mit fünf WM-Pünktchen erfolgreichster Formel-1-Pilot Venezuelas gewesen. Die drei anderen Landsmänner, die in der Königsklasse mal am Lenkrad kurbeln duften, sind dementsprechend erfolglos gewesen.

Jubeln wie ein Kind

Wie ein Kind jubelt also plötzlich der ansonsten etwas steif wirkende Südamerikaner, als ihn auf dem Podium Alonso und Räikkönen auf die Schulter nehmen und hochleben lassen. Schon als Maldonado aus dem Cockpit steigt, klopft ihm Alonso überschwänglich auf die Schulter. Er freut sich mit. Ein guter Verlierer. Auch, weil ihm dieser zweite Platz im WM-Ranking weiterhilft. „Ich bin sehr stolz und froh über die Punkte, die ich mitnehmen konnte.“ Mit 61 Punkten führt der Asturier mit dem Red-Bull-Mann Sebastian Vettel die WM-Wertung an. Dahinter folgen der McLaren-Pilot Lewis Hamilton (53) und Räikkönen (49).

„Er machte einen guten Job und hatte auch die nötige Geschwindigkeit“, zollt Alonso dem Gewinner Respekt. Und Maldonado spricht: „Das ist ein wundervoller Tag für mich und das Team. Wir haben alle so hart gepusht und gearbeitet. Dieser Erfolg wird die ganze Mannschaft jetzt noch mehr motivieren“, sagt der Mann, der Frank Williams zu seinem 70. Geburtstag das schönste Geschenk macht. Am Vorabend hat das Team diesen Ehrentag noch gefeiert, einen Tag später folgt der Sieg in einem spannenden, an Überholmanövern reichen und somit extrem unterhaltsamen Spanien-Grand-Prix.

Am Start noch liefern sich der Pole-Position-Neuling Maldonado und der Doppelweltmeister Alonso einen packenden Zweikampf, den der erfahrene Spanier für sich entscheidet. Vor seinem Heimpublikum übernimmt er die Führung. Gefolgt von den beiden Lotus-Piloten Räikkönen und Romain Grosjean tragen die beiden Anführer dann den Kampf um Ruhm und Ehre unter sich aus. Alonso kann den Williams-Fahrer nicht wirklich abschütteln und verliert in Runde 25 per Boxenstopp sogar die Führung.

Was danach folgt, ist ein Rennen auf Augenhöhe. Maldonado wehrt sich tapfer gegen die Angriffe des Iberers. Zu diesem Überraschungserfolg kommt es aus zweierlei Gründen. Zum einen hat das Williams-Team gute Arbeit abgeliefert, das Auto geht schonend mit den empfindlichen Reifen um. Und zweitens stehen sich die Branchengrößen auf dem Circuit de Catalunya selbst im Weg.

Dem Rekordweltmeister bleibt nur ein Kopfschütteln

Bei McLaren wird Lewis Hamilton im Qualifying disqualifiziert (siehe auch „Spionage, Tricksereien, Halbwahrheiten“) und muss von ganz hinten losfahren – am Ende winkt immerhin Platz acht. Sein Teamkollege Jenson Button wird nur Neunter. Vettel fährt auf Rang sechs, auch eine Durchfahrtsstrafe wegen überhöhter Geschwindigkeit unter gelber Flagge erschwert ihm den Weg nach vorne. Und Nico Rosberg, der diese Saison wie auch Maldonado sein erstes Formel-1-Rennen gewann, wird im Mercedes Fünfter.

Für Rosbergs Teampartner Michael Schumacher endet das Rennen mit einem Totalausfall. In Runde 13 wird er vom Williams-Piloten Bruno Senna am Ende der Zielgeraden offensichtlich ausgebremst. Also rast der Deutsche dem Brasilianer ins Heck, der Mercedes frisst sich im Kiesbett fest, und dem Rekordweltmeister bleibt nur ein bitteres Kopfschütteln.

Über Boxenfunk steht die Schuldfrage für den stubenältesten Formel-1-Piloten sofort fest: „So ein Idiot.“ Später wird er ausführlicher. „Wenn einer dir bei knapp 305 Stundenkilometern vors Auto zieht, dann hast du keine Chance mehr. Er ist mir in Brasilien schon mal vors Auto gefahren. Ich hoffe, das Video zeigt, was ich hier versucht habe zu erklären. Platz fünf war realistisch“, sagt Schumacher nach seinem dritten Ausfall im fünften Rennen. Wird er in der Formel 1 noch glücklich?