Der Sauber-Pilot Pascal Wehrlein ist zurück. Seinen elften Platz in Bahrain will er in Sotschi noch steigern. Er kämpft auch 2017 um ein Mercedes-Cockpit.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Neulich hielt Pascal Wehrlein im Ludwigsburger Breuninger-Land Hof. Ein Metzinger Herrenausstatter und Mercedes-Sponsor präsentierte den gebürtigen Sigmaringer gemeinsam mit der Schorndorfer Safety-Car-Legende Bernd Mayländer – Schwaben im Schwabenland unter sich. Die Frage der Moderatorin, ob er seine neue Jacke denn auch bezahlen musste, beantwortete Wehrlein mit Pfiff. „Sie ist natürlich ein Geschenk. Gefällt sie dir?“

 

Auftritt mit Charme

Der Rennfahrer aus Worndorf beherrscht den großen Auftritt, auch wenn er diesmal nur vor Passanten mit Einkaufstüten stattfand. Mit seinem Charme hat er jedenfalls sofort auch die Moderatorin für sich gewonnen. Noch beeindruckt von der Schlagfertigkeit des 22-Jährigen lässt sie sich zu einem Vergleich hinreißen, der für Wehrlein vielleicht noch etwas zu früh kommt, aber in jedem Fall auch ein bisserl ungerecht gegenüber Lewis Hamilton ist. „Er wird mal so ein kleiner Hamilton werden“, sagte sie über Wehrlein, „aber natürlich viel sympathischer als Lewis.“

Der nicht weniger ausgeprägte Charme des Briten scheint der Moderatorin offenbar fremd zu sein. Fest steht, dass Pascal Wehrlein auf dem weiten Weg zum „kleinen Hamilton“ endlich wieder Fahrt aufgenommen hat. Die ersten zwei Saisonrennen musste er sausen lassen, weil er sich beim Kirmesrennen „Race of Champions“ mit seinem Gefährt überschlagen hatte und dabei drei Wirbel brach. Die Geschichten von der möglicherweise ins Wanken geratenen Formel-1-Karriere des aufgeweckten Schwaben waren bereits verfasst. Doch zuletzt in Bahrain war Wehrlein erstmals wieder am Start. Er gab sein Renndebüt im Sauber-Team.

„Richtig happy“

„Ich war richtig happy, wieder dabeizusein“, erzählte der Rennfahrer den Breuninger-Kunden, „und ich habe meine Fitness deutlich verbessert, weil ich sehr hart trainiert habe.“ Am Sonntag gastiert der schnellste Zirkus der Welt bei Wladimir Putin in Sotschi, und dort will Wehrlein weitermachen, wo er in Bahrain auch aufhörte. Mit seinem elften Platz in der Wüste zeigte er sein Potenzial, denn auch die Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn attestierte ihm „eine gute Leistung“.

Nun geht das Leben im Wartestand also weiter für den Mercedes-Junior, den das Weltmeisterteam noch einmal bei den Schweizern ins zweite Formel-1-Lehrjahr schickte. Dass Valtteri Bottas bei Mercedes den Zuschlag für das freigewordene Rosberg-Cockpit bekam, nahm Wehrlein zumindest öffentlich klaglos hin. „Das habe ich schon wieder ganz vergessen“, sagte er, da stand die Personalie noch gar nicht lange fest. „Seit dem Moment, an dem klar war, dass ich dieses Jahr für Sauber fahre, bin ich fokussiert auf diese Aufgabe“, sagte Wehrlein, ein Meister der Diplomatie.

Unterstützung von Mayländer

Dass es nach der Mercedes-Absage in dem temperamentvollen Piloten brodelte, lässt sich unschwer erahnen. „Das sollte jetzt das letzte Aufbaujahr für den Pascal sein“, übte sich auch Mayländer im Breuninger-Land in Ungeduld und ergriff Partei für den jungen Mann neben ihn. Bottas hat bei Mercedes nur einen Einjahresvertrag, insofern fahren 2017 der Finne und der Deutsche indirekt gegeneinander. Wenn Wehrlein das Sauber-Auto regelmäßig in die Punkte kutschiert, dann hilft ihm das im imaginären Zweikampf um das Mercedes-Cockpit wohl mehr als Bottas ein Podiumsplatz hinter Hamilton.

Pascal Wehrlein, dessen Mutter aus Mauritius stammt, wird jedenfalls erbarmungslos kämpfen für seine Chance im Silberpfeil. Noch hat die Personalpolitik dem großen Hamilton den kleinen Hamilton, die alles andere als gute Freunde sind, vom Hals gehalten. Doch Wehrlein klopft an die Tür. Das nächste Mal in Sotschi.