Der Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg ist gut in die Saison gestartet. Der 26-Jährige fährt im Force India vorne mit und liegt auf Platz vier der WM-Wertung – nicht nur, weil andere Teams wie Sebastian Vettels Red Bull noch Probleme haben.

Sport: Dominik Ignée (doi)

StuttgartNico Hülkenbergs Besuch bei Mercedes am vergangenen DTM-Wochenende in Hockenheim ist eigentlich nur logisch gewesen. Zwar fährt er in der Formel 1 einen Force India, doch weil im Heck dieses Fabrikats eine Mercedes-Motor brummt, gehört Hülkenberg doch irgendwie auch zu dieser erfolgreichen Familie. Alle bisher eingefahrenen Saisonsiege in der Königsklasse gehen auf das Konto der Sternfahrer – einmal Nico Rosberg, dreimal Lewis Hamilton. Und Nico Hülkenberg katapultierten der Motor, aber auch das reifer gewordene Auto auf den exzellenten vierten Platz der Gesamtwertung einer noch frischen Saison.

 

Wenn man so will: Hülkenberg ist neben dem WM-Leader Rosberg die zweite positive Erscheinung aus deutscher Sicht. Am Sonntag trifft sich die rasende Meute zum Europa-Auftakt in Barcelona, und dort möchte der 26-Jährige da weitermachen, wo er aufgehört hat. „Ich will in die Punkte kommen, den positiven Trend fortsetzen“, sagte der Rennfahrer in der DTM-Behausung von Mercedes und lächelte wie ein Lausbub. Seine Laune ist bestens.

Es sehe so aus, als würden die „Mercedes-Jungs“ die Sache in dieser Saison unter sich ausmachen, sagt der Deutsche, der sich so lange wie möglich mit der Ferrari-Größe Fernando Alonso einen Kampf liefern möchte um den Titel „Best of the Rest“. Aber vor allem würde es der Karriereplanung des Piloten gut tun, wenn er endlich mal seinen ersten Podestplatz holen würde. Er muss den Force-India-Aufwind nutzen, so lange es diesen gibt. Es sei ja auch schwierig geworden, erklärt Hülkenberg, „weil die großen Teams mehr Geld haben und den kleinen irgendwann die Luft ausgeht“. Und die Saison ist noch lang.

Hülkenberg will endlich auf das Podium

Die Gunst der Stunde nutzen – darauf kommt es an. Knapp verpasste Podestchancen hätten nach einem Rennen nur ein oder zwei Tage an ihm genagt, von größerem Frust könne da keine Rede sein – meint Hülkenberg. Und doch tut ein Podium gut. Es motiviert, aber vor allem steigert es noch einmal das Ansehen gewaltig. Wenn dem Sohn eines Speditionskaufmanns aus Emmerich am Niederrhein nicht bald der Sprung vom „Hülki“ zum „Hulk“ gelingt, droht ihm eine ähnlich ereignisarme Karriere wie etwa Nick Heidfeld. 183 Starts, null Siege – zum Heulen, das.

Zwar hat sich Nico Hülkenberg länger an Force India gebunden, doch ist er mit 26 jung genug, um einen Aufstieg in höhere Sphären noch hinzukriegen. Mit Meldungen, wonach McLaren, Ferrari und Lotus an dem Begabten interessiert seien, wurde in seinem Umfeld immer mal wieder kokettiert – aber die Wahrheit ist: Der Weg von Sauber zurück zu seinem ehemaligen Arbeitgeber Force India war nichts weiter als ein Schritt zur Seite im Mittelmaß der Serie. Und heimisch ist er auch noch nicht geworden: drei Teams in vier Jahren zeugen von einer gewissen Unruhe.

Doppelweltmeister Alonso lobt den Deutschen

Nun läuft es gut bei Force India. Nico Hülkenberg trifft dort zurzeit auch auf einen Nebenmann, der ihn anspornt. Dabei hätte er gar nicht damit gerechnet, dass der Mexikaner Sergio Perez so fleißig sein kann. „Als Lateinamerikaner habe ich ihn eigentlich sehr ausgeruht in Erinnerung gehabt, aber er macht einen guten Job und hat bei McLaren viel gelernt“, sagt der 26-Jährige und zollt seinem Kollegen Respekt. Noch positiver hat sich übrigens Alonso über Hülkenberg geäußert. „Für mich ist Nico einer der drei besten Fahrer im Feld, und das sage ich schon seit drei Jahren“, urteilt der Doppelweltmeister über den Speditionskaufmann.

Dieser widerlegt auch die These, wonach Formel-1-Piloten winzige Leichtgewichte sein müssen. Nico Hülkenberg ist mit 1,84 Meter Länger und 74 Kilogramm Körpergewicht einer der größten und schwersten Piloten im Feld. Und doch so schnell. Nur wird es auch Zeit, dass ihm irgendwann die Titeltauglichkeit zugesprochen werden kann. Im Force India wird das wohl nicht klappen. Insofern war es kein Nachteil, die Mercedes-Einladung zum DTM-Wochenende auch artig anzunehmen. Man weiß ja nie.