Sport: Dominik Ignée (doi)

Was also hilft da? Ein starker Eingriff in die Strukturen. Ende 2012 trennte sich Mercedes vom langjährigen Motorsportchef Norbert Haug. Der Racer alten Schlages hatte zuvor viele Jahre im Duett mit dem humorlosen Briten Ron Dennis das Team McLaren-Mercedes geführt. Haug war zwar eher der Gemütsmensch, doch der immer 110 Prozent von seinen Leuten fordernde Dennis sorgte für eine gewisse Kühlschrank-Atmosphäre bei McLaren. Dann war Haug Chef des reinen Mercedes-Teams und wurde zum Machtmenschen – doch der Erfolg blieb aus. Nach drei Jahren kam für ihn Toto Wolff. Der Österreicher steht für einen modernen, konsequenten Führungsstil. Flankiert wird er vom Aufsichtsratschef Niki Lauda. Das österreichische Gespann hat vordergründig zwar ein bisserl mehr Lockerheit in die Truppe gebracht – doch gearbeitet wird unter der neuen Riege härter als je zuvor.

 

Während Haug die Geschicke aus Stuttgart leitete, obwohl der Motor in Brixworth und das Auto in Brackley gebaut wurden, ist Wolff in England. Er will nah dran sein am Team und die Abläufe kontrollieren. Er gibt auch zu, dass der Erfolg in diesem Jahr noch die Handschrift des vor der Saison ausgeschiedenen Strategen Ross Brawn trägt. „Er hatte 2012 festgestellt, dass es einfach nicht besser wurde. Er hat damit begonnen, neue Leute für wichtige Bereiche zu rekrutieren und einzustellen“, sagt Wolff über den Engländer, der sich eine Auszeit nahm.

Der Motorsportchef hält den Ball flach

Das Umkrempeln im Personalbereich hat für frischen Wind gesorgt. Und der Erfolg ist auch dem Umstand geschuldet, dass Mercedes im vergangenen Jahr schon früh mit der Entwicklung des Autos für 2014 angefangen hat. Der Motor mit den zwei Hybrid-Einheiten, die den Antrieb unterstützen, bringt auf der Geraden 60 PS mehr als der Red Bull des Weltmeisters Sebastian Vettel. Zudem haben die Silberpfeile erstmals ein Chassis auf Red-Bull-Niveau konstruiert.Am Sonntag gastiert der Rennzirkus nun in Monte Carlo. Bei der wilden Wettfahrt durchs Fürstentum erwarten die Experten natürlich Mercedes wieder vorne. „Wir bleiben vor Monaco mit beiden Beinen auf dem Boden, denn diese Strecke kann dich eiskalt erwischen, wenn du von dir überzeugt bist“, sagt Toto Wolff und hält den Ball lieber mal noch flach. Abheben gibt es nicht. Außerdem könnte es zwischen den Fahrern zum „Krieg der Sterne“ im Kampf um die Nummer eins kommen. Der Ton wird schon rauer. Hamilton führt die WM-Wertung mit 100 Punkten vor Rosberg (97) an. Niki Lauda befürchtet, dass es trotz dieser wunderbaren Zeiten mit dem Burgfrieden irgendwann vorbei ist: „Ich bin überzeugt, dass es 2014 zwischen den beiden mal einen Crash gibt. Das können wir wohl nicht verhindern.“