Nico Rosberg hat einen famosen Saisonauftakt hingelegt. Das ist auch nötig. Viel Zeit hat er nicht mehr, um Weltmeister zu werden.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Lewis Hamilton hat am Sonntag des Großen Preises von Bahrain das Fahrerlager im Gewand eines Scheichs betreten. Der im Prinzip recht stilsichere Auftritt des Briten wurde nur gestört durch die Goldkette mit dem imposanten Kreuz. Ansonsten wurde die Kostümierung dem zu einem außergewöhnlichen Lebensstil neigenden Formel-1-Piloten durchaus gerecht. Und es war ein bisschen so, als feiere der Engländer im Wüstenstaat Karneval.

 

Sein Mercedes-Rivale Nico Rosberg besann sich dagegen auf das, worum es eigentlich ging: den Rennsieg. Also ließ der Deutsche am Start die Konkurrenten stehen, ging in Front – und beendete den Grand Prix als Gewinner. Bereits im zweiten Saisonrennen setzte sich der Pragmatismus des gebürtigen Wiesbadeners gegen das Superstar-Gehabe seines Widersachers durch: zwei Rennen, zwei Siege – das bedeutet für Rosberg die Maximal-Punktzahl. Hamilton, der in Bahrain beim Start in eine Kollision verwickelt wurde und sich am Ende mit dem dritten Platz begnügen musste, befindet sich also fürs Erste im Hintertreffen.

Famoser Auftakt

Rosbergs famoser Saisonauftakt ist seiner Mentalität geschuldet: er kämpft, er rackert und gibt niemals auf. Diese Eigenschaften muss man dem Sohn des Weltmeisters Keke Rosberg zugutehalten. Er gewann die letzten drei Rennen der vergangenen Saison - und mit den zwei Erfolgen in diesem Jahr nun schon fünf Wettfahrten nacheinander. Natürlich hat Hamilton es am Ende der Saison 2015 als bereits feststehender Champion wohl etwas schleifen lassen, doch das schmälert die Leistung des mit unbändigem Willen ausgestatteten deutschen Rennfahrers keineswegs.

Sich ein drittes Mal dem Instinktpiloten Hamilton im WM-Kampf geschlagen zu geben, es kommt für Rosberg nicht in Frage. Er spürt auch, dass diese Saison in dem seit Jahren knallhart geführten Mercedes-Duell die alles entscheidende für ihn und seine Zukunft ist. Würde Hamilton 2016 ein drittes Mal in Folge Weltmeister in einem Silberpfeil werden, wäre es ja auch nur konsequent und verständlich, wenn Rosberg das Team verlässt. Denn mit der Rolle der zweiten Geige wird er sich niemals abfinden – so wie ihrerzeit Felipe Massa oder Rubens Barrichello in den Ferrari-Partnerschaften mit dem übermächtigen Michael Schumacher.

Aus diesem Selbstverständnis heraus zieht Nico Rosberg seine Kraft und Motivation - in bewundernswerter Art und Weise. Und talentiert, das ist er auch. Lewis Hamilton ist also ganz gut beraten, künftig alles dem Rennsieg unterzuordnen – und nicht dem Griff in den Kleiderschrank.