Auch die Indien-Premiere wurde wieder zur großen Show des Sebastian Vettel. Der Formel-1-Weltmeister feierte einen Start-Ziel-Sieg

Greater Noida - Rekordjäger Sebastian Vettel hat als erster Indien-Sieger ein weiteres Kapitel Formel-1-Geschichte geschrieben. Der Doppel-Weltmeister raste am Sonntag auf dem staubigen Buddh International Circuit mit einer perfekten Leistung zu seinem elften Erfolg im 17. Saisonrennen und hat damit weiter Michael Schumachers Bestmarke von 13 Siegen aus dem Jahr 2004 im Visier. „Ja, Jungs, wir haben es geschafft“, brüllte Vettel in den Boxenfunk. Zweiter beim gelungenen Debüt in Greater Noida wurde McLaren-Pilot Jenson Button, der in dieser Form Vize-Weltmeister werden dürfte. Als Dritter kam der Spanier Fernando Alonso im Ferrari ins Ziel.

 

Der Jubel des Formel-1-Regenten Vettel fiel diesmal allerdings spürbar gedämpft aus. „Ich habe sehr gemischte Gefühle“, bekannte der 24-Jährige und erinnerte an die tödlichen Unfälle der Rennfahrer-Kollegen Marco Simoncelli und Dan Wheldon in den vergangenen beiden Wochen. „Unsere Gedanken sind bei ihnen. Wir beten alle, dass so etwas nie passiert“, sagte Vettel nachdenklich.

Mark Webber landet auf Platz vier

Sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber musste sich mit Rang vier begnügen. Der Plan des Teams, den Australier zur Not auch mit Vettels Schützenhilfe auf Gesamtrang zwei zu lotsen, ging diesmal nicht auf. Hinter dem längst als Champion feststehenden Hessen hat Button als WM-Zweiter zwei Rennen vor Saisonschluss nun 240 Zähler. Alonso liegt 13 Punkte dahinter, Webber fehlen 19 Punkte auf den Briten.

Ein starkes Rennen gelang Altmeister Schumacher. Der 42-Jährige fuhr von Startplatz elf noch auf Rang fünf vor und ließ dabei auch seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg hinter sich. „Wir haben die Fehler der anderen genutzt und unsere Stärke ausgespielt“, urteilte Schumacher. „Schade, weil meine Strategie die langsamere war. Und dann ist noch beim Boxenstopp etwas schiefgegangen“, klagte Rosberg.

"Diese Punkte waren wichtig"

Adrian Sutil rettete als Neunter beim Heimrennen seines Sahara-Force-India-Teams noch zwei WM-Zähler. „Diese Punkte waren wichtig, wir können zufrieden sein. Es war einfach nicht mehr Speed im Auto“, erklärte der Gräfelfinger. Für Timo Glock war das Rennen mit einem kaputten Auto dagegen schon nach einer Runde vorbei.

Vor vollen Tribünen erlebte die Formel 1 in Indien allen Bedenken zum Trotz eine überzeugende Premiere. Vergessen war am Sonntag auch der kleine Ärger um streunende Hunde auf der Strecke bei der ersten Trainingseinheit zwei Tage zuvor.

Seite 2: Im Hinterfeld krachte es mehrmals

Von seiner 13. Pole Position der Saison hatte Vettel einen guten Start erwischt. Nur der Brite Nigel Mansell war 1992 einmal öfter von ganz vorn losgefahren, der Deutsche kann den Rekord in den verbleibenden beiden Rennen aber noch übertreffen. Hinter Vettel konnte Webber seinen zweiten Platz nur wenige Kurven halten, ehe Button elegant vorbeizog.

Im Hinterfeld krachte es gleich mehrmals. Der Wersauer Glock musste seinen Marussia Virgin mit technischen Problemen in der Box abstellen. „Der Frontflügel war kaputt, die ganze linke Seite auch. Da hat es dann nicht mehr viel Sinn gemacht“, sagte der Hesse.

Vier Sekunden Vorsprung vor Button

An der Spitze sammelte Vettel wieder reichlich Führungskilometer. Bis auf seinen Heim-Grand-Prix am Nürburgring hat der Champion in diesem Jahr bislang alle Rennen zumindest phasenweise angeführt. Mit vier Sekunden Vorsprung vor Button kontrollierte Vettel das Rennen.

Für Action sorgte einmal mehr Renn-Rüpel Lewis Hamilton. Der in dieser Saison schon mehrfach wegen überharter Attacken bestrafte McLaren-Pilot geriet zum wiederholten Mal mit Ferrari-Fahrer Felipe Massa aneinander. Bei der Kollision beschädigte sich der Brite den Frontflügel und musste an die Box. Die Rennkommissare allerdings sahen diesmal Massa als den Schuldigen, der Brasilianer erhielt eine Durchfahrtstrafe. Kurz nach dem Urteil war für ihn das Rennen mit gebrochener Radaufhängung ohnehin beendet.

Teamchef Christian Horner: „Fantastische Fahrt“

Vettel dagegen konservierte eiskalt seinen Vorsprung. Kollege Webber indes büßte beim zweiten Boxenstopp Platz drei gegen Alonso ein. Um Platz fünf entwickelte sich ein packendes Duell zwischen den Mercedes-Rivalen Schumacher und Rosberg. Nach dem letzten Stopp kam der Kerpener knapp vor Rosberg zurück auf die Strecke. „Ihr dürft ein Rennen fahren, aber bleibt sauber“, lautete die Ansage von der Mercedes-Box. Doch Rosberg kam nicht mehr heran.

Auch vorn gab es keine Zweifel mehr. Vettel holte sich sogar noch die schnellste Rennrunde. „Fantastische Fahrt“, lobte ihn Teamchef Christian Horner. „Danke für die harte Arbeit“, erwiderte Vettel.