Jetzt wurde das am besten gehütete offene Formel-1-Geheimnis offiziell gelüftet. Sebastian Vettel wechselt zu Ferrari. Und Fernando Alonso? Der will seinen Wechsel zu McLaren noch nicht verkünden.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Abu Dhabi - Dass Sebastian Vettel den österreichischen Brausehersteller Red Bull verlässt, war seit Wochen klar. Doch weil Fernando Alonso es gerne spannend macht und nicht über seine Wechselabsichten sprechen will, konnte Ferrari den Deutschen nicht als neuen Mann präsentieren. Am Donnerstag wurde das am besten gehütete offene Formel-1-Geheimnis nun aber offiziell gelüftet. Vettel wechselt zu Ferrari – und Alonso? Der macht es wieder einmal spannend. Er rückt nicht damit heraus, dass er zu 95 Prozent den in den Formel-1-Ruhestand geschickten Briten Jenson Button bei McLaren ersetzen wird.

 

Sebastian Vettel wird also bald das rote Käppchen tragen, das Michael Schumacher auch immer trug. An das veränderte farbliche Erscheinungsbild wird sich die Branche schnell gewöhnen – Platztausch gehört im Formel-1-Zirkus zum Geschäft. „Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung“, sagte Vettel im Wüsten-Emirat Abu Dhabi ein bisserl pathetisch. Dort sollte eigentlich der Titelzweikampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg das Thema Nummer eins sein. Aber Vettels Wechsel ordnete zumindest am Donnerstag die Nachrichtenlage neu: Vettel zu Ferrari – das schlug zwar nicht ein wie eine geplatzte Bombe, war aber für einen Moment wichtiger als das Mercedes-Duell.

Bei Red Bull hat sich einiges abgeschliffen

Der Vertrag zwischen Vettel und der Rennwagenschmiede aus Maranello gilt für drei Jahre. Vettels Teamkollege wird der aktuelle Ferrari-Mann Kimi Raikönnen sein. Das ist eine lustige Kombination, zumal der aufgeweckte Deutsche und der Eisblock aus Finnland trotz charakterlicher Unterschiede befreundet sind.

Auch mit seinem jetzigen Teamkollegen Daniel Ricciardo verstand sich Vettel nicht unbedingt schlecht, doch trieb dem Heppenheimer die Stärke des Australiers zuletzt oft die Sorgenfalten auf die Stirn. Dass der vom Erfolg so verwöhnte Pilot nun zu Ferrari wechselt, werten viele Beobachter als Flucht vor Ricciardo und als mangelnde Geduld. Da gewinnt einer vier Weltmeisterschaften mit einem Team in Folge – und schon macht er die Mücke, wenn es zur Abwechslung mal nicht so läuft, heißt es.

Ein bisschen hat die Erfolglosigkeit schon auch zur Trennung geführt. Vettel stellte sich aber vor allem die Frage, was nach vier gewonnenen WM-Titeln noch kommen soll. So ist der Wechsel zu Ferrari als neuer Impuls zu werten, den der Südhesse in seiner Karriere setzen will. Bei Red Bull hat sich, den wunderbaren Jahren zum Trotz, doch einiges abgeschliffen.

Aber es ist noch etwas anderes, das ihn zu Ferrari lockt. „Schon als kleiner Junge war Michael Schumacher in seinem roten Auto mein größtes Idol, und dass ich eines Tages einmal die Chance habe, im Ferrari fahren zu dürfen, ist eine unglaublich große Ehre“, sagte der 27-Jährige am Donnerstag in Abu Dhabi. Die Aufbauarbeit bei den Italienern ist aber vor allem eines: eine große Herausforderung.

Auf den Spuren von Michael Schumacher

Michael Schumacher wüsste darüber viel zu berichten. Parallelen zwischen Vettel und seinem Idol sind durchaus erkennbar. Schumacher wurde im Benetton zweimal Weltmeister und suchte 1996 eine neue Aufgabe. Allerdings hatte er in Maranello allerhand zu tun. Der rote Renner des Jahres 1996 steht im Stuttgarter Büro seines Ex-Managers. Der heißt Willi Weber und nennt das Fahrzeug nur „den Gurken-Ferrari“. Erst in der Saison 2000, im fünften gemeinsamen Jahr, machte Schumacher sich, die Scuderia und vor allem das Ferrari-verrückte Italien glücklich mit seinem ersten Titel in Rot. Danach folgten vier weitere Weltmeisterschaften, die Gemeinschaft siegte die Rennserie auf bemerkenswerte Weise kaputt – noch nie war jemand mit nur einem Fabrikat so lange erfolgreich. Schumacher und Ferrari – die Ära der Superlative.

Macht es dem Altmeister der Super-Seb jetzt nach? Zumindest hat er viel vor – und befindet sich im Hinblick auf seinen neuen Arbeitgeber ganz im Glück. „Ich muss nicht betonen, wie magisch Ferrari ist und welche Strahlkraft es hat“, schickte er vor seinem letzten Red-Bull-Rennen hübsche Blumen nach Maranello und schaute erstaunlich zuversichtlich in die Zukunft: „Ich werde Teil einer Legende.“

Eine Legende wollte auch Fernando Alonso bei Ferrari werden. Weil es nicht funktionierte, ergreift er jetzt die Flucht. Wenigstens dazu hat der Spanier etwas zu sagen: „Ich höre am Sonntag als Ferrari-Fahrer auf. Ab Montag bin ich Ferrari-Fan.“