Mit der Formel E, die am Wochenende in Berlin gastiert, geht es weiter aufwärts. Die Entwicklung der Rennserie stimmt die Veranstalter zufrieden.

Berlin - Diese Beschleunigung wünscht sich jedes Start-up-Unternehmen. Vor Beginn des ersten Formel-E-Rennens im September 2014 in Peking wurde die vollelektrische Rennserie noch belächelt, mittlerweile kann sie sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Alle Automobilhersteller wollen dabei sein. Nach Renault und Mahindra sind nach und nach Citroen, Jaguar und in dieser Saison auch Audi dazugekommen. BMW startet im Herbst mit Beginn der fünften Saison sein offizielles Engagement, ein Jahr später folgen Mercedes und Porsche.

 

Doch die Formel E boomt nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch daneben. Im Wochentakt kann Serien-Promotor Alejandro Agag den Abschluss von neuen Sponsorenverträgen vermelden. Mit dem Schweizer Energie- und Automatisierungskonzern ABB hat er jüngst einen Kontrakt abgeschlossen, der jährlich etwa zwölf Millionen Euro bringt. Die Plattform nutzen will auch Voestalpine, ein in Österreich beheimateter Technologie- und Industriegüterkonzern. Das alles sind Unternehmen, in deren Überlegungen ein Sponsoring im Motorsport nie eine Rolle gespielt hat – vor der Formel E.

„Die Formel E hat eine ungemeine Strahlkraft“, hat Stefan Moser, Motorsport-Kommunikationschef bei Audi, wahrgenommen. Mit der grünen Plattform wollen die Unternehmen die Botschaft vermitteln: „Wir sind die Guten.“ Und selbstverständlich nutzen auch die deutschen Hersteller die aufstrebende Elektroserie nicht nur, um sportlich mit Rennwagen dabei zu sein, sondern durch gezieltes Marketing Profit für die tägliche Arbeit daraus zu ziehen.

Der Serienchef im Dilemma

Mercedes ist bei den vier europäischen Rennen als „Presenting Partner“ mit seiner E-Mobilitätssparte EQ vor Ort. „Die Formel E ist eine flexible und inspirierende Plattform für uns, um unsere neue Marke EQ einem jungen und technisch versierten Publikum vorzustellen“, sagt Jens Thiemer, Vize-Präsident Marketing bei Mercedes.

Agag kommt dieses gesteigerte Interesse gerade recht. Denn noch kann der Spanier mit seiner neuen Serie keine Gewinne erzielen. Der „Telegraph“ hat berichtet, dass die Serie den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. Juli 2017 endete, um 67 Prozent auf 97 Millionen Euro steigern konnte, parallel dazu aber auch die Ausgaben auf 117 Millionen Euro angestiegen seien. Beruhigend ist, dass die Verluste kontinuierlich minimiert werden können. Im ersten Jahr waren es noch 56 Millionen Euro, im zweiten 34 Millionen, nun 20 Millionen.

Serienchef Agag steckt dabei in einem Dilemma. Zur DNA der Formel E gehört es seit dem ersten Auftritt, dass sie nicht auf permanenten Rennstrecken auf der grünen Wiese antreten will, sondern direkt in den Metropolen. Hongkong, Rom, Paris, Berlin, Zürich oder New York. An jedem dieser Orte ist der Aufwand zum Aufbau der Rennstrecke jedoch gigantisch. Dies fängt damit an, dass teilweise erst die Straßen frisch asphaltiert werden müssen. So geschehen in Rom und New York. Dann müssen sowohl die Boxen, in denen die Rennwagen vorbereitet werden, wie auch jede einzelne Tribüne extra aufgebaut werden. Deshalb sind auch die Zuschauerzahlen vor Ort mit maximal 10 000 Besuchern überschaubar. Meist dürfen nicht mehr aufs Gelände. Das Rennen am 10. Juni in Zürich war nach einer halben Stunde ausverkauft.

Soziale Medien sind wichtig

Als junge Rennserie baut die Formel E mehr auf die Sozialen Medien. So können die Fans bei jedem Rennen ein Votum für ihren Fahrer abgeben. Die drei mit den höchsten Klicks erhalten dann zusätzliche Leistung. Audi-Pilot Daniel Abt gehört sehr häufig zu den Profiteuren. Aber auch das Fernsehen gewinnt an Bedeutung.

Der Start des Rennens am Flughafen Tempelhof in Berlin am kommenden Samstag erfolgt erstmals nach den Wünschen des Fernsehens. Die ARD überträgt live um 18 Uhr, zwischen den Pokalfinals der Frauen und Männer. Gerade das Interesse des deutschen Fernsehens macht Agag Mut, dass er bald in die Gewinnzone kommen wird. Denn stete Übertragungen ziehen weitere Sponsoren an. Und machen sein Start-up-Unternehmen Formel E auch wirtschaftlich erfolgreich.