Am Stuttgarter Flughafen entsteht ein „Exzellenzzentrum für Wasserstoff in der Luftfahrt“. In dem neuen Hangar, der bis Ende 2024 stehen soll, wird an Flugzeugantrieben geforscht, die der Luftfahrt auch in Zeiten eines gestiegenen Umweltbewusstseins eine Zukunft sichern sollen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

An großen Worten ist kein Mangel gewesen. Aber das ist bei Veranstaltungen wie jener am Stuttgarter Flughafen, bei der am Montag der Startschuss für ein „Exzellenzzentrum für Wasserstoff in der Luftfahrt“ gegeben wurde, eher die Regel. Und doch unterschied sich die Zusammenkunft von vergleichbaren Anlässen. „Es kann keine Rede davon sein, dass hier noch etwas in den Kinderschuhen steckt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der Landesvater wies darauf hin, dass in Stuttgart schon 2016 erstmals ein viersitziges Flugzeug in den Himmel stieg, das die Kraft dazu nicht aus üblichem Flugbenzin, sondern aus Wasserstoff bezog.

 

Land finanziert das Vorhaben mit

Seit diesem Tag hat sich das Gefährt mehr als hundertmal in die Lüfte erhoben. „Es ist ein großer Sprung von einem Wissenschaftsprojekt hin zu einem alltagstauglichen Flugzeug“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Es gehe nun um die Skalierung der Technik – an die man im Land offenbar glaubt. Baden-Württemberg unterstützt das Vorhaben, am Flughafen einen weiteren Hangar zu bauen, in dem das Vorhaben vorangetrieben wird, mit 5,5 Millionen Euro. Gut angelegtes Geld, wie Kretschmann unterstrich. „Das ist doch der Traum jedes Tüftlers: eine riesige Garage mit angeschlossenem Testfeld direkt davor.“

Der „Tüftler“ hat in dem Fall einen Professorentitel und heißt Josef Kallo. Er ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender von H2FLY, einem jungen Unternehmen mit Sitz in Stuttgart, das einst von Forschern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart und der Universität Ulm gegründet wurde und sich auf den wasserstoffelektrischen Flugzeugantrieb konzentriert. „Ich habe vor 16 Jahren hier am Flughafen in Stuttgart mit meinem Pilotenschein angefangen – und habe dabei 45 Liter Treibstoff in der Stunde verbraucht“, erinnert er sich. Es sei ihm klar gewesen, „dass da etwas falsch läuft“. In zweieinhalb Jahren, so Kallos Ziel, solle in Stuttgart ein wasserstoffbetriebenes Flugzeug mit einer Reichweite von 2000 Kilometer starten – mit Platz für bis zu 40 Passagieren an Bord. „Wir werden’s realisieren“, zeigte sich Kallo zuversichtlich.

Neuer Hangar am Stuttgarter Flughafen

Ermöglicht werden soll dies auch dadurch, dass der Flughafen Stuttgart noch eine Lücke auf seinem Vorfeld gefunden hat, in der der neue Forschungshangar entstehen kann. Walter Schoefer, scheidender Sprecher der Geschäftsführung am Manfred-Rommel-Flughafen, ist sich sicher, dass „das Hydrogen Aviation Center am Flughafen Stuttgart ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum emissionsfreien Fliegen ist“.

Aufwind für das Vorhaben kommt auch aus Berlin. Die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete und Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann, sagte eine millionenschwere Förderung zu. „Wir legen jetzt die Grundlagen für die Zukunft des Luftfahrtstandorts Deutschland.“

Einrichtung offen für weitere Organisationen

Ende 2024 soll der Forschungshangar in Betrieb gehen – und dann als Kristallisationspunkt für die weitere Entwicklung des emissionsarmen Fliegens wirken, wie mehrere Redner am Montag betonten. Die technologischen Entwicklungen würden eine enge Kooperation verschiedenster Unternehmen und wissenschaftlicher Institute erfordern. „Interessierten Organisationen steht eine Nutzung der Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur offen“, hieß es in einer Mitteilung der Flughafengesellschaft.

Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann steht neben der Ökologie auch die Ökonomie im Fokus. „Wasserstoff in der Luftfahrt ist keine Spielwiese, sondern ein knallharter Wettbewerb darum, wer die beste Technik entwickelt.“