Das Coole wäre, wenn man aus alten Brötchen die Verpackung für neue Brötchen macht. So sagt es ein Wissenschaftler aus Stuttgart-Hohenheim, der Brot in Plastik verwandeln kann. Ob daraus im großen Stil etwas wird, hängt auch am Verbraucher.

Hohenheim - Etwa fünf Millionen Tonnen Backwaren werden in Deutschland pro Jahr hergestellt. Davon bleibt etwa eine Tonne jedes Jahr übrig. „Wenn wir das, was an die Tafel gespendet und an Tiere verfüttert wird, rausrechnen, bleiben 500 000 bis 600 000 Tonnen, die weggeworfen werden“, sagt Markus Götz, Doktorand im Fachgebiet Konversionstechnologien nachwachsender Rohstoffe an der Universität Hohenheim. Die Uni hat einen Weg gefunden, wie man die Menge an Altbackwaren sinnvoll nutzen könnte: Brot und Brötchen lassen sich zu Plastik machen.

 

Im Prinzip klingt es ganz einfach: Die Altbackwaren werden mit Wasser zu einer Art Mehlbrei angerührt, der unter Druck erhitzt wird. Dadurch entstehen die Chemikalie HMF, einige Zuckerarten und andere Nebenprodukte. Die Zucker können den Prozess wieder von vorn durchlaufen und werden mit der Zeit auch zu HMF. Aus dieser Chemikalie kann dann der Kunststoff PEF hergestellt werden. Der hat ähnliche Eigenschaften wie PET, das man zum Beispiel von Plastikflaschen kennt. PET basiert allerdings auf Erdöl, PEF ist biobasiert. Um eine 0,5 Liter PEF-Flasche herzustellen, sind etwa 100 Gramm Altbackwaren nötig, das entspricht drei bis fünf Brötchen.

Brotabfälle fallen vor allem in Supermärkten und Großbäckereien an

Für diesen Prozess ist es egal, ob Brot oder Bötchen genommen werden und aus welchem Mehl sie gemacht sind. „Wir haben in der Forschung mit Weizenbrötchen angefangen, weil die standardisiert und sehr günstig sind“, sagt Markus Götz. Die meisten Abfälle fallen laut Forschungen der Uni Hohenheim in Supermärkten und Großbäckereien an. Kleinere Bäckereien würden Reste eher an die Tafel abgeben oder sie weiterverarbeiten, zum Beispiel zu Knödelmehl. „Das übergeordnete Ziel ist, diese Abfallmengen zu reduzieren. Wir wollen die Altbackwaren nur so lange nutzen, wie es sie gibt“, sagt Götz.

Bioplastik können die Forscher der Uni Hohenheim auch aus Stroh, Kartoffelabfällen und sogar Knödelkochwasser herstellen. „Es gibt drei große Arten von Kohlehydratquellen, die wir verwenden können“, erklärt Götz. Zunächst ist das die Cellulose, die in Holz und Stroh vorkommt. Dann gibt es die Stärke – oder Glucose – die in Brötchen und Kartoffeln steckt, und die Polyfructose, die zum Beispiel aus einer Chicorée-Wurzel gewonnen werden kann. „Mit Fructose geht es sogar noch besser als mit Brot, weil beim Brot aus der Glucose erst einmal Fructose gemacht werden muss“, sagt Götz, „da dauert der Prozess dann einfach länger“.

Die Frage ist, ob der Verbraucher mehr zahlen würde

Fructose ist allerdings recht teuer und selbst ein Nahrungsmittel, deshalb setzt die Uni Hohenheim lieber auf Abfallstoffe, die zu Bioplastik verarbeitet werden können. Die Forschung ist mittlerweile so weit, dass der nächste Schritt kommen könnte: Eine Anlage zur Herstellung des Bioplastiks im Industriemaßstab bauen. „Das kann die Uni selbst nicht leisten, wir können das nur begleiten“, sagt Götz. Außerdem müsse herausgefunden werden, ob sich Verbraucher überhaupt für erdölfreie und damit teurere Verpackungen interessieren.

„Ein cooles Konzept wäre, wenn wir aus den alten Brötchen die Verpackung für neue Brötchen bei dem gleichen Bäcker machen“, sagt Götz. Zurzeit gehe es um die Entscheidung, ob man mit so einem kleineren Projekt einsteigen oder gleich mit großen Firmen zusammenarbeiten möchte. „Wir arbeiten darauf hin, dass die Bioverpackung in den nächsten drei bis fünf Jahren irgendwo in der Industrie sein wird“, sagt Götz.