Die Bundesagentur für Sprunginnovation wird nicht im Südwesten, sondern in Leipzig eingerichtet.

Berlin - Wieder geht eine forschungspolitische Standortentscheidung am Südwesten vorbei. Die Agentur der Bundesregierung für Sprunginnovation wird ihren Sitz in Leipzig haben. Das verkündeten am Mittwoch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) am Mittwoch in Berlin. Neben Leipzig hatten sich auch Potsdam und Karlsruhe große Hoffnungen gemacht. Für Baden-Württemberg ist die Entscheidung auch deshalb enttäuschend, weil das Land bereits im Juli dieses Jahres den Kürzeren zog, als es darum ging, den Standort für die Forschungsfabrik für Batteriezellen zu bestimmen. Sie wird in Münster gebaut. Ulm und Karlsruhe hatten im Vorfeld als sehr aussichtsreiche Bewerber gegolten.

 

Diesmal galt der Südwesten nicht als Favorit

Diesmal galt der Südwesten nicht als Favorit. Die Gründungskommission hatte sich für die Metropolregion Berlin ausgesprochen, woraufhin sich Potsdam die besten Chancen ausrechnete. Die zuständigen Ministerien hatten aber dem Gründungsdirektor Rafael Laguna das letzte Wort bei der Standortentscheidung zugestanden, und der hat sich nun für Leipzig ausgesprochen.

Laguna machte bei der Verkündung der Entscheidung gar keinen Hehl daraus, dass nicht nur Sacherwägungen eine Rolle gespielt haben, vielleicht nicht einmal an erster Stelle standen. Er nannte den Beschluss für die sächsische Metropole „ein politisches Signal“. Wirtschaftsminister Altmaier wies auf die Nähe zu den „Braunkohle-Abbaugebieten“ hin, Regionen also, denen ein heftiger Strukturwandel bevorsteht. Forschungsministerin Karliczek sagte, Leipzig stehe für Zukunft und beweise, „dass die ostdeutschen Länder Orte der Innovation sind“. Persönliche Motive trugen ebenfalls zur Entscheidung bei. Laguna selbst wies darauf hin, dass er in Leipzig geboren wurde. Für ihn schließe sich mit der Entscheidung ein Kreis.

Für Leipzig sprach das großstädtische Flair

Wirtschaftsminister Altmaier war aber sichtlich bemüht, den Eindruck nicht aufkommen zu lassen, dass biografische und politische Opportunitätserwägungen das Votum für Leipzig bestimmt hätten. An den von der Gründungskommission festgelegten Kriterien seien „keine Abstriche“ gemacht worden. Dazu zählten vor allem eine gute Verkehrsanbindung und „Urbanität“, also ein gewisses großstädtisches Flair, schließlich will die Agentur internationale kreative Köpfe anziehen.

Tatsächlich soll die Agentur, der in den kommenden zehn Jahren rund eine Milliarde Euro zur Verfügung stehen soll, in ganz Deutschland nach neuen Produktideen Ausschau halten, die ganze Industriesegmente revolutionieren können. Dazu sollen in der Leipziger Zentrale zwischen 35 und 50 Personen beschäftigt werden.

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin vermeidet Kritik

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hielt sich am Mittwoch mit Kritik an der Entscheidung zurück. Sie finde es „schade, dass Karlsruhe nicht zum Zuge gekommen ist“, obwohl es doch „eine der innovativsten Regionen Europas“ sei. Aufgrund des guten Eindrucks, den die Karlsruher Bewerbung gemacht habe, gehe sie aber davon aus, „dass das eine oder andere Projekt der Agentur nach Karlsruhe kommen wird“. Ziel des Landes sei es, „dass möglichst viele Ideen aus Baden-Württemberg bei der Entwicklung zu bahnbrechenden Innovationen gefördert werden“.

Der Stuttgarter CDU-Bundestagsabgeordnete und Forschungspolitiker Stefan Kaufmann nannte die Entscheidung zugunsten Leipzigs eine, „mit der man leben kann“. Die Stadt habe gute Angebote vorweisen können.