Der Ehec-Erreger vermehrt sich im Darm von Rindern. Möglicherweise lässt er sich dort mittels einem Impfstoff bekämpfen.  

Berlin - Bei einem Jogginglauf in Vancouver kam Brett Finlay die Idee: Um das Risiko von Escherichia-coli-Infektionen durch Ehec-Erreger bei Menschen zu verringern, müsste diesen der Nährboden entzogen werden. Und der befindet sich vor allem in Kühen. "Wir sollten Kühe impfen", dachte Finlay, Mikrobiologe an der Universität von British Columbia. Das war Ende der 90er Jahre. Ein Jahrzehnt später ließ Kanada den ersten Impfstoff zu, der bei Rindern die Produktion des Darmbakteriums E. coli O157:H7 blockiert. "Es ist ein Rinderimpfstoff gegen eine Erkrankung des Menschen", sagt Finlay. Dieser Ansatz sei damals neu gewesen.

 

Der Ausbruch der Ehec-Epidemie in Deutschland geht auf das Bakterium vom Typ O104:H4 zurück. Der Impfstoff, der bisher nur in Kanada zugelassen ist, wäre in diesem Fall vermutlich keine Hilfe gewesen. Dennoch stellt sich die Frage, ob mittelfristig auf die Entwicklung von Impfstoffen gesetzt werden kann, um Ehec-Epidemien zu verhindern. "Man sollte über Impfstoffe nachdenken", sagte bereits der Mikrobiologe Lothar Beutin vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin.

Die kanadische Lebensmittelbehörde hatte dem Unternehmen Bioniche Life Sciences 2008 die Lizenz erteilt, den Impfstoff Econiche zu produzieren. Es war, wie Jennifer Shea, Vizepräsidentin von Bioniche, erklärt, "weltweit der erste Impfstoff, der bestimmt ist, die Ausscheidung von Escherichia coli O157:H7 zu reduzieren". Die Rinderimpfung könne helfen, "das Risiko der Kontamination von Lebensmitteln und Wasser zu verringern". An der Entwicklung arbeitete Brett Finlay mit. "Kühe tragen O157:H7 in sich, werden aber nicht krank. Die Krankheit tritt auf, wenn Menschen mit kontaminierter Nahrung oder kontaminiertem Wasser in Kontakt kommen", erläutert er. Indem man mit dem Impfstoff verhindere, dass sich die Bakterien im Rinderdarm festsetzen und vermehren, verringere man die Zahl der Keime, denen Menschen ausgesetzt sind.

Bisher findet der Impfstoff aber nur "begrenzten Gebrauch"

Dass sich die Kanadier auf den Stamm O157 konzentrierten, hatte einen einfachen Grund. "O157 war der Typ, der die meisten E.-coli-Fälle in Nord- und Südamerika auslöste", sagt Finlay. Bioniche bemüht sich derzeit um Zulassungen in anderen Ländern mit starker Rinderwirtschaft wie Australien und die USA. Bisher findet der Impfstoff aber nur "begrenzten Gebrauch", räumt Jennifer Shea ein. Der Verkauf bewege sich im Bereich von Tausenden, nicht Millionen Dosen. Das liege unter anderem an der Zurückhaltung der Rinderfarmer. Der Impfstoff muss in drei Dosen verabreicht werden. Das kostet insgesamt etwa 10 US-Dollar, hinzu kommen Veterinärkosten. Viele Farmer meinen zudem, dass das nicht ihr Problem sei. Die Rinder seien gesund, es sei ein Problem der Fleischverarbeitung und der Hygiene bei den Lebensmittelerzeugern.

Auch Lutz Geue, Fachtierarzt für Mikrobiologie am Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Wusterhausen, äußert sich "zurückhaltend". "In Rindern ist die Bandbreite von Ehec-Typen sehr groß und es bilden sich immer wieder neue Varianten" sagt er. Daher sieht er die Chancen für einen Impfstoff, der nur vor einem Erregertyp schützt, skeptisch. "Momentan" sehe er in Impfungen keinen Weg, das Problem zu lösen. "Ob wir möglicherweise in Zukunft einen Impfstoff haben, bleibt offen. Man müsste etwas entwickeln, was die ganze Bandbreite der Ehec abdeckt."

Das Paul-Ehrlich-Institut, das Bundesinstitut für Impfstoffe in Langen, erklärt hingegen, es sehe in der Entwicklung von Impfstoffen gegen Ehec zur Impfung von Tieren einen "erfolgsversprechenden Ansatz". Eine Impfung der Tiere zur Verringerung der Ausscheidung von Ehec-Erregern wäre eine Maßnahme zum Verbraucherschutz, was die Frage aufwerfe, wer die Kosten der Anwendung tragen müsste. Doch auch das Paul-Ehrlich-Institut sieht bei der Entwicklung eines Impfstoffs noch einige Hürden und ungelöste Probleme.

Regeln für das Düngen mit Gülle

Pflanzen: Mit Gülle werden hauptsächlich Grünland, Getreide-, Mais und Rapsfelder gedüngt. Auf Salat kommt das Gemisch aus tierischen Exkrementen nicht.

Zeitraum: Die Felder werden gedüngt, wenn die Pflanzen noch jung sind. In der Düngeverordnung ist eine Sperrfrist enthalten, die es den Landwirten verbietet, von November bis Januar sowie bei Bodenfrost mit Gülle zu düngen. Auch auf Wasser gesättigtem Boden ist das Düngen verboten. Damit soll verhindert werden, dass der Dünger in das Grundwasser gelangt. Je nach Pflanzenart düngt der Landwirt im Herbst oder im Frühjahr.