Ein 15-Jähriger reist durch Skandinavien, nimmt dabei Gewässerproben und bestimmt Pflanzen.

Stuttgart-Stammheim - Als Leon Schmid seinen Freunden erzählt hat, dass er eine Forschungsexpedition ans Nordkap macht, dachten sie erst an den Nordpol. Doch ganz soweit fuhr der 15-jährige Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums, der in Stammheim wohnt, in seinen Sommerferien dann doch nicht. „Ich wusste selbst gar nicht recht, wo das Nordkap liegt“, sagt Schmid. Nun, einige Monate später, weiß er, dass es im Norden Norwegens an der Eismeerküste liegt. Schmid war nur einen Tag dort. Für ihn und 27 weitere Teilnehmer der Forschungsexpedition des Instituts für Jugendmanagement (IJM) in Heidelberg war der Weg das Ziel. Zwölf Tage fuhren sie mit dem Bus hin und wieder zurück.

 

Pro Tag legte die Gruppe 500 Kilometer zurück und hielt immer wieder an, um Gewässer, Pflanzen, Tiere, Klima und die Infrastruktur zu erforschen. Sie nahmen Gewässerproben, schauten Tierfährten an, bestimmten Pflanzen und maßen den Druck in der Luft. Schmid forschte, erarbeitete Präsentationen und stellte die Ergebnisse vor. Mit der Teamarbeit hat er gute Erfahrungen gemacht: „Jeder hat mitgeholfen. Wir waren auf dem gleichen Niveau.“ Das Klima fand er am spannendsten.

Als die Gruppe im August am Nordkap ankam, zeigte das Thermometer nur sieben Grad. „Wir sind auf den dort stehenden Globus geklettert“, sagt Schmid. Überraschend für ihn war, dass es dort im Sommer nachts nicht dunkel wurde. „Ich habe die Vorhänge zugezogen. Es war aber trotzdem schwierig, nachts einzuschlafen.“ Auch sonst war es manchmal abenteuerlich. „Wir haben in einer Pause in einem Fjord gebadet. Meine Beine waren taub und nachher im Bus sehr warm“, erzählt Schmid.

Leon Schmids Lieblingsfächer sind Mathe und Chemie

Skandinavien kannte er vorher nicht. Nun ist er begeistert von den Ländern. „Die Landschaft ist toll. Ich habe so viele Seen gesehen und eine tolle Aussicht aufs Meer gehabt.“ Auch Kopenhagen und Stockholm haben es ihm angetan. „Da muss ich unbedingt wieder hin.“

Bevor es jedoch überhaupt mit der Reise los ging, gab es für Schmid eine ganz andere Aufgabe: „Ich musste von den 1750 Euro Kosten 1250 Euro einwerben.“ Schmid bekam 250 Euro von seiner Kirchengemeinde, 50 Euro von einem Altenheim und 250 Euro von einem Naturschutzverband. Gero Schäfer, der leitende Betreuer und Stifter des IJM, erklärt: „Als Forscher muss man sich permanent um die Anwerbung von Drittmitteln kümmern.“ Außerdem sorge das für Ernsthaftigkeit. „Die Jugendlichen fühlen sich dann bei der Forschung eher verpflichtet.“ Zu Hause zeigen sie den Geldgebern ihre Ergebnisse.

„Wir koppeln das Reisen mit dem Forschungsprozess“, sagt Schäfer. Leon Schmid hat an dem Programm Master Mint des IJM teilgenommen, mit dem Schäfer die Schüler vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels für die Naturwissenschaften begeistern und ihnen den Übergang an die Universität erleichtern will. Die Kultusministerkonferenz habe die Universitäten für Schüler geöffnet. „Aber eine Betreuung existiert nicht.“ Schäfer möchte, dass die Jugendlichen die Welt entdecken und sie dort abholen, wo ihre Interessen liegen. Leon Schmids Lieblingsfächer sind Mathe und Chemie. Nun kennt er nicht nur die wissenschaftlichen Methoden. „Ich weiß auch, dass ich gerne im Team arbeite. Am Anfang waren wir fremd. Jetzt habe ich ein richtiges Netzwerk von Leuten.“