Die Exzellenzinitiative war ein Erfolg, deshalb soll sie nach 2017 fortgeführt werden. Das Geld ist schon zugesagt. Doch gestritten wird darüber, wie man es verteilen sollte. Gibt es in Deutschland nur fünf herausragende Universitäten oder vielmehr 15 – oder sind alle irgendwie exzellent?

Stuttgart - Obwohl sich alle seit langem einig sind, dass die Exzellenzinitiative fortgeführt werden sollte, wird nun die Zeit knapp. Man wartet noch auf die Evaluation des 4,6 Milliarden Euro schweren Wettbewerbs der vergangenen zehn Jahre. Der Bericht soll im Januar erscheinen. Bis dahin sollte sich die Politik zurückhalten, fordert die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Aber schon im Oktober 2017 wird die letzte Tranche der Exzellenzinitiative ausgezahlt. Was wird dann aus den geförderten Doktorandenschulen, den großen Forschungsverbünden und den elf amtierenden Eliteuniversitäten?

 

In den verbleibenden anderthalb Jahren muss sich nicht nur die Politik auf die Finanzierung einigen – im Gespräch sind 400 Millionen Euro im Jahr. Die Förderorganisationen müssen die Programme ausschreiben und die Anträge begutachten. Und nicht zuletzt müssen die Universitäten, wenn sie den Zuschlag bekommen, die Arbeitsverträge ihrer Wissenschaftler verlängern oder neue Mitarbeiter einstellen. Hans-Jochen Schiewer, der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, bittet daher um „Entschleunigung“: Den laufenden Projekten der Exzellenzinitiative könne man doch eine Brückenfinanzierung anbieten, damit sie nicht vor dem Aus stehen, sagt er bei einer Tagung in Stuttgart, zu der die Ministerin eingeladen hatte. Dann hätte man Zeit für eine gründliche Planung.

Peter Strohschneider von der Deutschen Forschungsgemeinschaft spricht sich ebenfalls für eine Brückenfinanzierung aus. Seine Organisation hat einen guten Teil der Exzellenzinitiative organisiert. Deshalb sagt er mit einiger Autorität, dass man einen solchen Wettbewerb nicht in einem Jahr durchziehen könne. Auch Bauer hält diesen Weg für möglich, warnt aber vor den politischen Nebenwirkungen: Wenn der Druck nachlasse, könne es sein, dass die Debatte nicht zu Ende geht. Entschieden werden muss, ob man die Exzellenzinitiative einfach fortschreiben oder neue Akzente setzen will. Und warum nicht diese Debatte in Baden-Württemberg führen, wenn doch das Land 610 Millionen Euro aus dem Wettbewerb erhalten hat – mehr als jedes andere Bundesland?

Der Traum von einem deutschen Harvard

Egal, nach welchen Kriterien man geht: Schiewer und seine Rektorenkollegen finden, dass es in Deutschland rund 15 starke und international sichtbare Universitäten gibt. Ungefähr so viele Hochschulen sollte man auch in der nächsten Runde der Exzellenzinitiative auszeichnen, fordern sie. Also nicht bloß drei bis fünf, wie es Medienberichten zufolge sich die Unionsfraktion im Bundestag überlegt hat. Und auch nicht viel mehr, denn es könnten nicht alle zu den Besten gehören. „Leistung muss sich lohnen“, sagt Schiewer. Er hat Bauer auf seiner Seite, denn die Ministerin betont, dass die Exzellenz in Deutschland breit verteilt sei und es auch gar nicht zum System passen würde, eine deutsche Harvard University zu etablieren. Doch Manfred Prenzel, der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, wendet sich gegen diese Zahlendebatte. Man müsse doch erst klären, was eine exzellente Universität ausmache. Der Wissenschaftsrat hat in der Exzellenzinitiative die Anträge für den Titel der Eliteuni begutachtet. Prenzel betont aber, dass er nur für sich spreche, da der Wissenschaftsrat noch kein Mandat habe, in dieser Debatte zu beraten.

Prenzel widerspricht Bauer auch, als sie ein bisher unbekanntes Instrument vorschlägt, das den Universitäten mehr Spielraum geben soll. Bisher erhalten sie mit den Mitteln für ein Forschungsprojekt einen Aufschlag, um die Bereitstellung der Räume und den Aufwand der Verwaltung abzudecken. Der reicht gerade so. Man könnte darüber hinaus, so Bauer, bei besonderen Projekten einen „Exzellenzbonus“ vorsehen. Mit diesem Geld könnte die Hochschule neue Strukturen aufbauen und Kooperationen eingehen. Prenzel warnt hingegen davor, nur die Erfolge der Vergangenheit zu belohnen. Es sollte auch um die Konzepte gehen, fordert er, denn die Aussicht auf den Elitestatus habe viele neue Strategien angeregt.

Doch das Publikum springt auf den Vorschlag der Ministerin an. Warum nicht gleich jeden erfolgreichen Förderantrag um einen Bonus aus dem Ministerium ergänzen?, wird gefragt. Das sei doch viel einfacher zu organisieren als die Exzellenzinitiative. Der Vorschlag ist Bauer zu pauschal und Peter Strohschneider erklärt: Die Politik müsse ihre Ausgaben doch legitimieren und sei deshalb darauf angewiesen, dass ihre Verteilungsverfahren „sichtbar und ereignishaft“ seien.