Das könnte Landwirten schon bald die Arbeit erleichtern: In einem gemeinsamen Projekt entwickeln Forscher der Hochschule für Technik und der Uni Hohenheim eine Methode, wie mit Agrardrohnen und Hochleistungskameras Unkraut identifiziert werden kann. Ziel ist ein Beratungssystem für Landwirte.

Stuttgart - Wie viel Unkraut wächst auf einem Weizenfeld? Wo sind die Unkrautnester bei Mais und Zuckerrüben? Präzise Informationen darüber könnten Landwirten bei ihrem Unkrautmanagement helfen. „Agrardrohnen können solche Daten schnell und in hoher Qualität liefern“, sagt Michael Hahn. Der Professor mit dem Fachgebiet Fotogrammetrie, Fernerkundung, Messdatenanalyse leitet an der Hochschule für Technik (HFT) das Forschungskompetenzzentrum Geodäsie und Geoinformatik. Und er betreut ein Forschungsprojekt zur Unkrautbekämpfung mit Agrardrohnen, an dem auch die Uni Hohenheim beteiligt ist.

 

Ziel dieses Projekts sei, ein unabhängiges Online-Beratungssystem für Landwirte zu entwickeln, „das auf der Basis von Fernerkundungsdaten praktikable Lösungsvorschläge zur effizienten und nachhaltigen Unkrautbekämpfung anbietet“, sagt Hahn. Hochleistungskameras sollen Unkrautarten aus der Luft bestimmen.

Fliegende Hochleistungs-Kameras sollen Unkraut „erkennen“

„Bei uns geht’s darum, was man aus solchen Bildern alles rausholen kann“, erklärt der Vermessungsingenieur Johannes Engels. „Es ist gar nicht so einfach, eine Nutzpflanze von Unkraut zu unterscheiden.“ Damit dies gelingt, setzen die Forscher Multispektralkameras ein. Es sei eine Frage der Auflösung, aber auch der Methodik, so Engels. Per Fernerkundung sollen Unkrautdichte, aber auch Unkrautarten ermittelt und sogenannte Applikationskarten zur spezifischen Unkrautbekämpfung erstellt werden. Mit einer GPS-gesteuerten Feldspritze lässt sich dies bis auf drei Meter genau umsetzen. Bei der Analyse der erfassten Pflanzen sollen auch Form und Textur eine Rolle spielen. Auch sollen Algorithmen zur Erkennung des Reihenverlaufs von Hackfrüchten wie Mais und Zuckerrüben einbezogen werden.

Auf dem Ihinger Hof bei Renningen bereitet der Hohenheimer Agrarbiologe und Doktorand Robin Mink die Bodenversuche vor. Auf der Fläche, wo im Sommer die Gerste geerntet worden war, sollen bis zur Aussaat von Mais im Frühjahr sogenannte Zwischenfrüchte wachsen – um Erosion zu vermeiden und Unkraut zu unterdrücken, erklärt Mink. Zunächst würden die Daten noch manuell erhoben. Später soll dann im Praxistest die Tauglichkeit der Agrardrohnen für die flächenhafte Erfassung des Wachstums von Nutz- und Schädlingspflanzen getestet und ausgewertet werden. Um den Bekämpfungserfolg zu bestimmen, aber auch um neu aufgelaufene Unkrautarten zu identifizieren, sollen die Felder während einer Vegetationsperiode mehrfach überflogen werden. Parallel dazu werden Äcker mit konventionellen bodengestützten Methoden bearbeitet und verglichen.

Das Forschungsprojekt wird von Unternehmen mitfinanziert

Das Forschungsprojekt, das bis 2019 laufen soll, wird mit 640 000 Euro gefördert. Davon kommen 75 Prozent vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und 25 Prozent von den beteiligten Firmen: der Germap GmbH, die die Drohnenflüge durchführt, und der Proplanta GmbH & Co. KG, die die Federführung bei der Informationsaufbereitung hat. Beteiligt ist auch das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg.