Fahrplan ist heute, flexibel die Zukunft: Von Dezember an wird in der Daimlerstadt ein Jahr lang ein Bus auf Bestellung erprobt.

Schorndorf - In der Schorndorfer Südstadt soll an den Wochenenden eine neue Form des öffentlichen Nahverkehrs getestet werden, der nach Meinung von Experten in zwanzig bis dreißig Jahren allgemeine Realität sein könnte. Statt im Rahmen eines starren Fahrplans zu fahren, verkehrt der Bus dann, wenn er bestellt wird – so die Idee des Projektes, das vom Stuttgarter Wissenschaftsministerium finanziert, von mehreren Partnern getragen wird und offiziell den Namen „Reallabor Schorndorf“ trägt. Der Versuch soll zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember starten und dann ein Jahr andauern.

 

Wer von diesem Zeitpunkt an am Schorndorfer Bahnhof ankommt und in die Südstadt umsteigen will, bestellt zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend den Bus unter Angabe seines Fahrziels – entweder über eine spezielle Handy-App oder mit einem Anruf bei einem Callcenter. Eine Software stellt dem Busfahrer daraufhin den Fahrweg zusammen. Geplant ist, dass nicht nur die klassischen Haltestellen bedient werden, sondern auch zusätzliche Haltepunkte. Ob diese markiert sind, wie viele es davon gibt und wie man sie beispielsweise von parkenden Autos freihalten will, sei noch in der Abklärung, sagte der Schorndorfer Chefplaner Manfred Beier bei einem Pressetermin am Dienstag.

Bus für Mobilitätseingeschränkte

Es werde auch überlegt, dass mobilitätseingeschränkte Fahrgäste dies bei der Busbestellung anmelden könnten, sagt die Projektkoordinatorin Diana Gallego. Zwei Busse würden herumgeschickt, die speziell von Fachleuten der Hochschule Esslingen umgerüstet würden. Der Mercedes Sprinter mit dem Namen „Barbara“ eigne sich für Mobilitätseingeschränkte, weil er einen tiefen Flur hat. Der andere Bus mit dem Namen „Gottlieb“ sei zwar mit einem modernen Hybrid-Antrieb ausgerüstet, habe jedoch Stufen am Einstieg.

Die Fahrgäste können die Busse bereits jetzt in der Schorndorfer Südstadt auf der Buslinie 247 testen, die Fahrzeuge sind sogar mit W-LAN für Internetnutzung ausgestattet. Auf Nachfrage von Stadträten im Technischen Ausschuss sagte die Projektkoordinatorin Gallego jedoch, dass es sich nur um einen Zwischenschritt handele – denn beide Busse, die nur eine Tür haben, seien für den Ein- und Ausstieg mehrerer Fahrgäste eher ungünstig.

Teilnehmer eines Workshops haben Ende April im Röhm-Areal mittels eines Modells und mit Figuren einen optimierten Bus der Zukunft erdacht – diese Ideen sollen noch in den Abschlussbericht des Reallabors einfließen.

Zum Start von Freitagnachmittag bis Sonntagabend

Dass die Testphase nur jeweils von freitagnachmittags bis sonntagabends andauert, begründen die Planer damit, dass aus Kostengründen für den Versuch nur zwei Fahrzeuge zur Verfügung stünden und man für die Fahrgäste eine funktionierende Busverbindung garantieren wolle. Wenn sich der Versuch als erfolgreich erweise, so könne die Zeitspanne auf den Donnerstag oder auf den Montag ausgedehnt werden, sagte Manfred Beier. Der Schorndorfer Chefplaner schließt nicht aus, dass sich in der einjährigen Projektphase noch bestimmte Details ändern oder nachgebessert werden. Es handele sich schließlich um einen Versuch, so Beier.

Dem Ministerium wird am Ende des Reallabors ein Ergebnisbericht überreicht, für die Schorndorfer ist indes der Traum vom flexiblen Busfahren im Dezember 2018 wieder vorbei. Laut dem Oberbürgermeister plane das Landratsamt, nach dem Versuch im Schorndorfer Süden wieder gewöhnliche Linienbusse einzusetzen.