Studierende der Universität Stuttgart haben Alexander Gerst eine Ferrofluidpumpe zur ISS mitgegeben. Für ein Gespräch mit dem Astronauten war noch keine Zeit, aber das wollen sie beim Bürgerfest des Bundespräsidenten nachholen.

Stuttgart - Für Reisen haben Kira Grunwald und Paul Nehlich keine Zeit. Sie sitzen in den Labors des Instituts für Raumfahrtsysteme im Pfaffenwaldring in Vaihingen und lassen den Computer nicht aus den Augen. Daten von der internationalen Raumstation ISS laufen ein. „Wir machen gerade Funktionstests“, sagt die Systemingenieurin Kira Grunwald. „Wir prüfen beispielsweise, ob die Batterien beim Aufladen heiß werden oder die Magnete zu viel Strom verbrauchen“, erläutert Paul Nehlich von der studentischen Kleinsateliten-gruppe der Universität Stuttgart. Nach Tagen hinter Bildschirmen beginnt endlich das eigentliche Experiment.

 

Das Forscherteam Papell, dem circa 30 Studentinnen und Studenten angehören, will beweisen, dass man auch in der Schwerelosigkeit Flüssigkeiten per Magnetismus transportieren kann. Die Ferrofluidpumpe könnte störanfällige Maschinen und Motoren ersetzen, gerade auf Raumstationen, die weit weg liegen und nur sporadisch angeflogen werden. Angenehmer Nebeneffekt: Es wird deutlich leiser für die Astronauten. Beim Wettbewerb „Überflieger“, ausgelobt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), überzeugte die Idee und das Papell-Team gewann 15 000 Euro sowie die Ehre, dass Astro-Alex Alexander Gerst seine Versuchsanordnung mit zur ISS nahm und jetzt dort überwacht.

Gearbeitet wird nachts

„Einen direkten Kontakt haben wir leider noch nicht gehabt“, sagt Kira Grunwald, „Gerst hat halt einen sehr vollen Zeitplan. Wir hoffen, dass das Team die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen, bevor er auf den Posten des Comanders wechseln muss.“ Ausgeschlossen ist das nicht, denn Alexander Gerst gilt als zugänglich und gesellig. Aber die Kommunikation mit der Versuchsanordnung klappt, und das ist das eigentlich Wichtige.

Damit sich Unbefugte nicht in die Datentransfers zwischen Raumstation und Stuttgart-Vaihingen einmischen, verwaltet und überwacht eine amerikanische Institution den Austausch. „Wir haben sechs Stunden täglich Zugriff auf unser Experiment, wegen der unterschiedlichen Zeitzonen von 18 bis 24 Uhr“, sagt Kira Grunwald. Innerhalb dieses Zeitfensters versuchen die Studierenden momentan, die dritte Kamera in ihrem Experimenten-Kästchen zum Laufen zu bekommen. „Das ist die für PR-Zwecke, die können wir noch nicht richtig ansteuern“, sagt die junge Frau. Aber daran würde das Experiment nicht scheitern.

Schlossherr plaudert mit Astronauten

Sicher ist, dass Kira Grunwald, die auch stellvertretende Projektleiterin ist, an diesem Samstag zum Bürgerfest des Bundespräsidenten auf Schloss Bellevue in Berlin eingeladen ist. Sie vertritt Projektleiterin Franziska Hild, die momentan in USA studiert und nicht dabei sein kann. Vermutlich zu ihrem großen Leidwesen. Denn Kira Grunwald wird dort an einer Gesprächsrunde mit Matthias Maurer, dem angehenden Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation Esa, dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und Pascale Ehrenfreund, der Präsidentin des DLR, teilnehmen. Krönung des Talks ist eine 15-Minuten-Videokonferenz mit Alexander Gerst. „Wenn ich darf, frage ich ihn, wie er unsere Idee findet und was er dazu sagt, dass nur Studierende daran mitgewirkt haben, das Experiment aber trotzdem mit auf die ISS durfte“, sagt Kira Grunwald. Sie und ihr Kollege Paul Nehlich sind sich einig: „Es gibt nichts cooleres, als mit einem Experiment auf die ISS zu kommen. Das ist das Maß der Dinge.“