1000 neue Bäumchen im Gerlinger Stadtwald haben die Kälte im Frühjahr nicht überlebt. Trotzdem will der Revierförster neue Douglasien nachpflanzen. Denn die Nadelbäumen haben gegenüber den heimischen Gewächsen einen großen Vorteil.

Gerlingen - Der Frost im April habe dem Stadtwald in Gerlingen schwer zugesetzt, berichtete der Revierförster Simona Walz bei der Ausschusssitzung Umwelt und Forsten des Gemeinderates am Donnerstag. „Etwa die Hälfte der neu gepflanzten Douglasien sind beschädigt und mussten gefällt werden“, sagte Walz.

 

Der Förster will daher Anfang nächsten Jahres rund 1000 neue Nadelbäume dieser Gattung nachpflanzen. Einige Stadträte sahen das skeptisch. „Ist das nicht ein großes Wagnis, Douglasien noch einmal zu pflanzen, wo sie doch so anfällig sind?“, fragte Brigitte Fink, die Vorsitzende der SPD-Fraktion.

Die exotischen Nadelbäume aus Amerika wären zwar anfälliger, wenn sie noch jung seien, sagte Walz, jedoch weniger anfällig für Käfer und Stürme wie andere, heimische Nadelbäume und daher auf lange Sicht die bessere Wahl. Außerdem sei dieses Jahr ein wetterextremes Jahr gewesen. An eine Wiederholung glaube er nicht. Er habe daher wenig Bedenken, die verfrorenen Bäumchen nachzupflanzen.

Neben den Douglasien mussten die Forstmitarbeiter auch zahlreiche Fichten oder zumindest deren Kronen köpfen. Grund dafür waren Schädlinge wie Borkenkäfer und Buchdrucker, welche die Bäume befielen. „Stand August mussten wir 42 Meter Käferholz fällen“, sagte Walz. Um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern, wurden die gekappten Fichtenkronen zu Hackschnitzel verarbeitet, die ganzen Fichten wurden als Bauholz verkauft. „In den Baumspitzen sitzen die Larven“, sagte Walz. „Daher half es bereits, die Spitzen abzuschneiden. Das Holz mussten wir jedoch zerkleinern.“

Nabu plädiert für Waldrefugien – ohne große Resonanz

Am Donnerstag in der Sitzung präsentierte außerdem Volker Schad, der Vorsitzende der Naturschutzbund (Nabu)- Gruppe Gerlingen, seine Ideen zum Gerlinger Wald. Die Präsentation betitelte er mit „Bäume sollen auch mal sterben dürfen.“

Schad schlug vor, im Gerlinger mehrere Waldrefugien auszuweisen. Dort sollen nach seiner Vorstellung alte und junge Bäume wachsen können und seltenen Tieren eine Zuhause bieten. Denn beispielsweise der Specht bräuchte für seinen Höhlenbau Bäume, die innen bereits morsch sind.

„Das sind Ideen, die uns nicht fremd sind“, kommentierte Bürgermeister Georg Brenner den Vortrag. Bei den Stadträten stieß die Idee des Nabu-Vorsitzenden auf mäßigen Beifall. „Wir machen schon viel für den Naturschutz im Gerlinger Wald“, sagte Rudolf Sickinger von der CDU-Fraktion. Revierförster Walz verteidigte seine Arbeitsweise. „Wir wollen die Ökologie, die Ökonomie und das Soziale im Wald im Gleichgewicht halten“, sagte er. „Das ist uns bisher gelungen.“

Tatsächlich gebe es aber Flächen, die man als Refugien ausweisen könnte, sagte Walz. „Hohlbäume, in denen Spechte ihre Höhlen bauen, bleiben aber jetzt schon stehen. die fällen wir nicht.“