Ein Zufallsfund, eine Zufallsbegegnung: Das ist Stoff aus der Geschichte, wie die Familie Förster aus Filderstadt zu einem seltenen Fossil kam.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Plattenhardt - Wir waren in unserem Vorgarten und wollten ein Bäumchen pflanzen“, erzählt Sören Förster aus Plattenhardt. Beim Ausbuddeln der Erde und dem anschließenden Zuschütten tauchte es dann auf, das Fundstück: wenige Zentimeter lang, geformt ein bisschen wie eine Pfeilspitze.

 

Die beiden Töchter, Neele und Hannah, acht und sechs Jahre alt, waren sehr aufgeregt über den Fund, „aber zuerst dachten wir uns nichts dabei, und wir wussten auch nicht, was das sein sollte“, sagt Förster. Das Fundstück wurde zur Seite gelegt. Bis zu dem Tag, an dem sie zufällig Ralf Berti trafen.

„Wir waren mit dem Hund auf den Feldern unterwegs“, sagt Sören Förster. Ralf Berti war ebenfalls dort unterwegs – er interessiert sich für Scherben aus römischen Zeiten und sucht auf Spaziergängen danach. Man unterhielt sich – und die Försters erwähnten das Fundstück aus dem Vorgarten. Ralf Berti war sich sicher, dass es sich um ein Fossil handelt.

Etwa 180 Millionen Jahre alt

Über sein Hobby ist Berti mit Achim Lehmkuhl bekannt, Präparator aus der Paläontologie, der im staatlichen Museum für Naturkunde am Löwentor arbeitet. Lehmkuhl bestätigt: „Es handelt sich um einen versteinerten Tintenfisch, einen Belemniten.“ Der Experte schätzt das Alter des Fundstücks auf etwa 180 Millionen Jahre, aus dem Mittleren Schwarzen Jura.

Eigentlich, sagt Lehmkuhl, kämen solche Funde hier auf der Filderebene nicht vor – schließlich sei die Filderebene überzogen vom fruchtbaren Lößboden. „Aber dann habe ich nochmals die Karte zu Rate gezogen“, berichtet er, und die Gesteinsschicht, in der diese Fossilien vorkommen, „ist ein bisschen verschoben und berührt auch Filderstadt, entlang einer geologischen Verwerfung, dem sogenannten Fildergraben“. Hier sind die Tintenfische zu Lebzeiten also herumgeschwommen.

Fanghaken statt Saugnäpfe

Das Stück, das aussieht wie eine Pfeilspitze, „oder auch eine Griffelspitze“, wie Lehmkuhl sagt, ist das einzige Hartteil am hinteren Ende der Weichtiere gewesen, „sozusagen eine Art Skelett“. Sie hatten außerdem keine Saugnäpfe wie die heutigen Tintenfische, sondern Fanghaken.

Ein gut erhaltenes Exemplar im Gestein ist übrigens in der Ausstellung im Museum am Löwentor zu bewundern. „Diese Art der Tintenfische ist zum Ende der Kreidezeit ausgestorben, genau wie die Dinosaurier“, sagt der Experte. Im Volksmund nennt man diese Fossilien auch Donnerkeile, „weil sie oft nach einem Gewitter vom Regen freigespült und so gefunden worden sind“, erklärt Lehmkuhl.

Die Försters freuen sich über den ungewöhnlichen Fund. „In einer Vitrine liegt er noch nicht“, scherzt Sören Förster. Aber einen besonderen Platz soll der versteinerte Tintenfisch aus dem Vorgarten auf jeden Fall noch bekommen.