Mit einer Foto-Ausstellung zum Thema Lichtverschmutzung wird in Filderstadt auf den Verlust der Nacht aufmerksam gemacht. Hier erklärt der Physiker und Astronom Till Credner, welche Konsequenzen das hat – auch für den Menschen.

Plattenhardt - Beim Blick vom höher gelegenen Rand der Filderebene nach Norden sieht man in der Nacht den erleuchteten Fernsehturm, den gleißend hellen Flughafen und die Lichtglocke über Stuttgart. Nur das, was die Fantasie unserer Vorfahren beflügelt und ihnen Orientierung gegeben hat, das sieht man kaum noch: die funkelnden Sterne des Großen Wagens und den scheinbar fix am Himmel stehenden Polarstern, der die Nordrichtung weist. Und das im Licht Tausender Sterne mystisch schimmernde Band der Milchstraße? Vielerorts verschwunden. Der Grund dafür: die Lichtverschmutzung.

 

Kaum noch Orte, wo natürliche Nacht herrscht

„Es gibt in Deutschland kaum noch einen Ort, an dem eine natürliche Nacht herrscht“, sagt Till Credner. Auf der Schwäbischen Alb finde man jedoch noch Ecken, wo man noch Dunkelheit, wo man noch sternenhelle Nächte erleben, sogar die Milchstraße am Firmament sehen kann. Genau dort war Credner mit Kamera und Stativ unterwegs und präsentiert nun in seiner Ausstellung unter dem Motto „Rettet die Nacht“ in der Treppenhausgalerie der Volkshochschule Filderstadt markante Stellen des Mittelgebirges unter dem leuchtenden Sternenhimmel.

Damit will er auch auf das Projekt Sternenpark Schwäbische Alb hinweisen, dessen Mitglieder sich für den Erhalt des natürlichen Nachthimmels und eine umweltgerechte Außenbeleuchtung einsetzen. Verursacher der Lichtverschmutzung seien Industrie und helle Werbetafeln, Parkplätze, die unter dem Vorwand Sicherheit rund um die Uhr beleuchtet würden, „selbst wenn Studien keinen Zusammenhang zwischen viel Licht und Sicherheit ergeben haben“, wie er sagt. Auch Straßenlaternen würden erheblich zur Lichtverschmutzung beitragen, wenn das Licht nicht nach oben abgeschirmt ist. „Es hilft schon, wenn die Kommunen geeignete Lampen sowie LED-Leuchten einsetzen, die ein warm-weißes Licht ausstrahlen“, erklärt der Physiker, und freut sich über Erfolge der Initiative. „Wir konnten schon die eine oder andere Kommune davon überzeugen, Straßenlampen so auszuwählen, dass die Lichtverschmutzung möglichst gering ist“, sagt der Physiker und Astronom.

Nicht nur ein ästhetischer Verlust

Denn lichtverschmutzte Nächte sind für Credner nicht nur ein ästhetischer Verlust. „Das hat auch einen Einfluss auf Tiere, Pflanzen und den Menschen“, sagt er. Bäume im Bereich von Straßenlaternen würden ihr Laub im Herbst bis zu zwei Monate länger tragen, was bei Kälte zu Frostschäden führen könne. Insekten, die eigentlich den Mond zur Orientierung nutzten, flatterten orientierungslos um Straßenlaternen, bis sie erschöpft zu Boden fielen. Und für Menschen sei das Licht ein natürlicher Taktgeber, das Einfluss auf den Melatoninhaushalt und damit den wichtigen Schlaf habe. Credner interessiert sich schon seit seiner Jugend für den Sternenhimmel und hat daher Physik und Astronomie studiert. „Mich fasziniert bis heute, wie hell und kontrastreich die Milchstraße am Himmel strahlen kann“, sagt der Tübinger Lehrer.

Das wachsende Interesse der Menschen an Sonne, Mond und Sternen hat auch Susanne Renz von der Filderstädter Volkshochschule bemerkt und die Ausstellung nach Plattenhardt geholt. „Ich denke“, sagt Renz, „dass die Lichtverschmutzung mehr und mehr zum Thema wird“.

Ausstellung
Die Ausstellung zur Lichtverschmutzung unter dem Titel „Rettet die Nacht“ mit den Fotos von Till Credner ist bis zum 23. März montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr in der Treppenhausgalerie der VHS Filderstadt an der Schulstraße 13/1 in Plattenhardt zu sehen.

Eröffnung
Die Vernissage ist am Dienstag, 20. Februar. Der Beginn ist um 18 Uhr. Das Grußwort wird der Filderstädter Bürgermeister Reinhard Molt halten, die Einführung kommt von Matthias Engel vom Projekt Sternenpark Schwäbische Alb.