Der Bund Freischaffender Fotodesigner zeigt im Stuttgarter Haus der Wirtschaft fünfzehn Ausstellungen. Ein großes Thema ist die Umwelt.  

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Wenn der Bund Freischaffender Fotodesigner (BFF) etwas unternimmt, darf man nicht mit stiller Bescheidenheit rechnen. Allein die Jahresbücher, die der BFF herausgibt, sind so kiloschwer, dass man damit jemanden erschlagen könnte. Nun lädt der international agierende Verband ins Haus der Wirtschaft und zeigt nicht etwa eine oder zwei Präsentationen, sondern fünfzehn an der Zahl. Fünfzehn Einzel- und Gruppenausstellungen mit inszenierter und dokumentarischer Fotografie, Modischem, Politischem und Belanglosem - verteilt auf vier Etagen. Es gibt also viel zu sehen.

 

Aber die 500 Mitglieder des BFF, allesamt freiberuflich tätige Fotografen, wollen eben genauso gefördert werden wie das Metier selbst und der Nachwuchs. Für den ist eine der größten Herausforderungen, heute überhaupt noch Bildthemen zu finden, die nicht schon abgegriffen sind. Malte Wandel musste weit fahren, um auf ein Thema zu stoßen, das eigentlich vor unserer Haustür liegt: In Mosambik traf er "Madgermanes", Männer, die in der DDR als Vertragsarbeiter tätig waren. Heute leben diese Männer in ihrer Heimat in ärmlichsten Baracken - samt DDR-Fahnen und deutschen Souvenirs.

Malte Wandel ist für die Serie mit dem Internationalen BFF-Förderpreis ausgezeichnet worden, um den sich 2300 Studentinnen und Studenten aus aller Welt beworben hatten. Unter den Siegern ist auch Franziska Strauss, die Tänzerinnen in Bewegung fotografiert hat, während Julien Chavaillaz, Diplomand aus Lausanne, Soldaten zeigt. Keine echten, sondern Männer, die in perfekten Uniformen mit militärischem Gerät den Krieg in Afghanistan nachspielen - wobei die Fotos nicht verraten, dass alles nur Inszenierung ist.

"Die Erde geht zum Teufel und keiner schaut hin"

Herzstück des Marathons im Haus der Wirtschaft ist die Ausstellung "Blues für den Blauen Planeten", die den anderen Beiträgen eines voraushat: sie ist kuratiert. "Die Erde geht zum Teufel und keiner schaut hin" ist das Thema, wobei die Urheber der siebzig Fotografien sehr wohl hingeschaut haben - auf Hochwasser in Bangladesch und Müll in Rumänien, auf Reifenfriedhöfe, Solarfelder, in Schutzfolie verpackte Gletscher und Demonstranten in Stuttgart, die für den Erhalt der Bäume im Schlossgarten kämpfen, fotografiert von Kai Loges und Andreas Langen.

Eine lustige Spielerei haben sich die Gestalter Jens Frank und Thomas Gläser ausgedacht. Sie projizieren die Erdoberfläche von Google-Earth auf den Boden des Turmsaals und laden zum "Earthwalk" ein. Mit den Füßen kann man navigieren, ein Schritt - und man kommt von Koblenz direkt nach Cannes. Die weiteren Ausstellungen befassen sich mal mehr, mal weniger mit dem Thema Erde und Umwelt, am spannendsten ist dabei der Blick von Stefan Zirwes auf die Erde. Die Felder oder Flughäfen, die er aus dem Helikopter fotografiert hat, präsentieren sich als spannende grafische Kompositionen, als eigen-willige abstrakte Strukturen, die wie eine Partitur das Bild rhythmisch gliedern und mitunter erst auf den zweiten Blick verraten, dass es sich um nichts anderes als einen stinknormalen Parkplatz handelt.

Die Ausstellung findet noch bis 9. Juli, Montag bis Samstag 11 bis 19 Uhr, am Donnerstag bis 20 Uhr, statt.