Die Fotogruppe „Auslöser“ stellt kleine Weinstädter Geheimnisse in Form von Kunstwerken im Württemberg-Haus in Weinstadt-Beutelsbach aus. Dabei werden alltägliche Momente schon einmal zu fiktiven Tatortfotos.

Weinstadt - Wir wollten mit unserer Ausstellung erreichen, dass die Weinstädter ihre Heimat aus einer anderen Perspektive sehen“, erklärt Yvonne Rudisch, die Projektleiterin der Ausstellung „Wo isch denn des?“, die aktuell im Württemberg-Haus in Weinstadt-Beutelsbach zu sehen ist. Der Ansatz, die Besucher mit ungewöhnlichen Einblicken aus ihrer Heimat zu verblüffen und ihnen einmal ganz andere Blickwinkel und Details von den Orten zu zeigen, an denen sie tagtäglich vorbei laufen, sei voll und ganz aufgegangen, findet Yvonne Rudisch.

 

Der Künstler Bernhard Stritz hat beispielsweise die Fenster des ehemaligen Jugendheims im Schönbühl abgelichtet und mit dem Titel „Der Zahn der Zeit“ versehen. Aufgegebene, verlassene Räume mit zahlreichen Spiegelungen symbolisieren das Thema des Werks, die Vergänglichkeit. Was auf den ersten Blick wie eine Fotomontage aussieht, entstand tatsächlich durch einen einzigen Druck auf den Auslöser. Apropos: Bernhard Stritz ist, wie alle Künstler der Ausstellung, Mitglied der Fotogruppe „Auslöser“, die wiederum fester Bestandteil der Kunstschule „Kunst und Keramik“ in Beutelsbach ist.

Multimediale und dreidimensionale Objekte

Da den Künstlern eine mehrdimensionale Darstellungsform sehr wichtig war, findet man im Württemberg-Haus auch Video-Installationen und dreidimensionale Werke. „Wir wollten ausdrücklich nicht nur Flachware anbieten“, erklärt die Projektleiterin. So kann der Besucher in einer Video-Endlosschleife die fahrenden Autos im Endersbacher Kreisverkehr am Viadukt betrachten. Das Kunstwerk soll die fortschreitende Technisierung der Gesellschaft verdeutlichen. Die allgegenwärtige Überwachung spielt dagegen in Yvonne Rudischs Werk eine zentrale Rolle. In ihrer Serie „Aufnahme läuft“ spielt sie mit dem Gedanken der totalen Videoüberwachung und lässt dabei fiktive Szenen entstehen. Die Polaroids hat sie allesamt in Beutelsbach aufgenommen und sie danach als genähte Fotografie mit Nähten aus roter Wolle collagiert.

Aus banalen Momenten werden fiktive Tatorte

Jonas Glück hat für sein Projekt „Geschichten der Nacht“ seinen Heimatort mit der Kamera durchstreift, um nach Spuren eines – ebenfalls ausgedachten – Kriminalfalls zu durchforsten. Denn in der Dämmerung sähen alltägliche Dinge urplötzlich anders aus, erklärt der Künstler. So stellt er banale Momente in schlaglichtartiger Taschenlampenbeleuchtung als konstruierte Tatortbilder dar. Die Bildästhetik erinnert dabei an Tatortfotografien der Siebzigerjahre, die ausgestellt in einer Glasvitrine wiederum die zweidimensionale Darstellungsform durchbrechen. Die Sonderausstellung sei in jeder Hinsicht etwas anderes, hebt Museumsleiter Bernd Breyvogel hervor. Alltägliche Orte würden künstlerisch auf eine andere Ebene gehoben. Ausstellung: Die Fotografien aus Weinstadt können noch bis Sonntag, 10. September, im Württemberg-Haus in Weinstadt, Stiftstraße 11, samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.