Könige, Kanzler und ein Papst: Der jüngst verstorbene Burghard Hüdig war der Hoffotograf Lothar Späths und begleitete baden-württembergische Ministerpräsidenten von Filbinger bis Teufel rund um den Globus. Das Bild eines badenden Bundeskanzlers bedeutete den Durchbruch.

Stuttgart - Erst will er nicht so recht. „Ich bin doch nicht Mao“, blafft Kurt Georg Kiesinger, als ihn während des Urlaubs im schwäbischen Kressbronn ein junger Reporter fragt, ob der Kanzler für ein paar Fotos in den See springen könnte. Zwei Jahre zuvor war der chinesische Diktator Mao Tse-tung in den Jangtsekiang gestiegen, um Gerüchte über seine angeschlagene Gesundheit zum Verstummen zu bringen. Derlei hat ein deutscher Bundeskanzler freilich nicht nötig.

 

Wenig später erbarmt sich Kiesinger dann doch und zieht ein paar Bahnen. „Alle zwei Züge hat er sich bei seinen Bodyguards erkundigt, ob die Haare noch sitzen“, erzählte Burghard Hüdig wenige Wochen vor seinem Tod. Sie sitzen – und der junge Fotoreporter hat sich mit seinen Aufnahmen über Nacht einen Namen gemacht. Selbst die „New York Times“ druckt das Bild des badenden Bundeskanzlers.

Der badende Kanzler ist der Startschuss

Es ist der Startschuss für eine beeindruckende Karriere. Hüdig arbeitet unter anderem für den „Spiegel“, den „Stern“, die „Landesschau“ sowie für die Nachrichtenagentur AP, wird Hoffotograf der baden-württembergischen Regierung und kommt den Ministerpräsidenten dabei näher als die meisten: Hans Filbinger bei der Morgengymnastik auf Schloss Solitude, Lothar Späth im Schlafwagen oder mit hochgekrempelten Hosen im chinesischen Monsun. Hüdig ist dabei, lichtet Kanzler, Könige und einen Papst ab.

Kanzler Kiesinger wird nicht der Einzige sein, der vor Hüdigs Kamera nach seiner Pfeife tanzt. Lothar Späth setzt er in Schanghai morgens um sechs auf ein Fahrrad. „Spinnst du?“, entgegnet Späth – und radelt dann doch brav mit den Einheimischen durch die Straßen. Er ist auch dabei, als Späth nach der „Traumschiff-Affäre“ sein Büro räumen muss. Hüdig bleibt – und schießt Aufnahmen aus den Zentren der Macht, die vor allem eines zeigen: Ein Ministerpräsident ist auch nur ein Mensch.

Nach seiner Karriere widmet er sich der Malerei

Nach seiner Karriere als Fotoreporter begann der gebürtige Essener eine zweite Karriere als Künstler. Seinen Malstil, der ohne Pinsel auskommt, nannte er „Floating Art“. Am vergangenen Samstag ist Burghard Hüdig im Alter von 87 Jahren verstorben.

Lesen Sie auch: „Knitz, schwäbisch, kompetent: Lothar Späth - das Leben des Cleverle“