Mit Krisen und Schrecken kennt er sich aus: Der Fotograf Sebastião Salgado hat einige Jahrzehnte dort gearbeitet, wo es ungemütlich und gefährlich ist. Nach Corona, so hofft er, gehen wir nicht zur Tagesordnung über.

Rio de Janeiro - Der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado hat sich wegen der Einschränkungen des öffentlichen Lebens während der Coronavirus-Pandemie wie in einer Krisenregion gefühlt. „Das ist eine Art Leere in der Seele. Man weiß, es wird schlimm sein, aber für wen? Es könnte für mich sein, meine Frau, meine Söhne“, sagte der 76-Jährige in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Zeitung „O Globo“. „Man weiß nicht, wo die Bombe einschlagen wird.“ So wie man auch nicht wisse, wen das Virus treffen werde.

 

Erinnerungen an Kriegsgebiete

Salgado ist weltberühmt für seine Bilder aus Kriegsgebieten und von der bedrohten Natur, im vergangenen Jahr wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der seit Jahrzehnten in Paris lebende Fotograf fühlte sich an gefährliche Situationen in Irland, Angola oder Bosnien erinnert, als die französische Hauptstadt die Ausgangssperre verhängte, sagt er. Er mache sich besonders Sorgen um seine Frau Lélia (73), die an Atemwegsbeschwerden leide. Er gehe Einkaufen und versuche auch sonst, Lélia so gut wie möglich zu schützen.

Salgado glaubt nach eigenen Angaben jedoch auch, dass dieser Moment des Stillstands ein Wendepunkt ist, und es künftig mehr Sorge um die Natur und den Planeten geben wird. „Das Konzept dessen, was für uns wesentlich ist, hat sich geändert. Wir sind dem Tod zu nahe, als dass wir uns mit Oberflächlichkeit abgeben könnten“, sagte er dem Blatt. „Ich denke, dass sich mit der Verschlimmerung dieser Pandemie viele Werte in der Gesellschaft ändern werden.“