Die Stadt L.-E. will beim Kunstpreis neue Wege gehen – und diese alleine beschreiten, ohne den bisherigen Kooperationspartner, die Deutsche Fotografische Akademie. Dort ist man irritiert über die Entscheidung.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

L.-E. - Die Nachricht ist in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats publik gemacht worden: Der Kunstpreis Leinfelden-Echterdingen solle neu aufgestellt werden, verkündete der Oberbürgermeister Roland Klenk. Besprochen wurde die Angelegenheit bisher nur in nicht-öffentlicher Sitzung.

 

Bisher ist der Kunstpreis etwa alle drei Jahre verliehen worden, zuletzt 2015. Dotiert mit 5000 Euro wurde er als David-Octavius-Hill-Medaille von der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA) verliehen, was zur Folge hatte, dass ausschließlich Fotografen zum Zug kamen. David Octavius Hill (1802-1870) war ein schottischer Maler und Fotograf, der zu den Pionieren der damals noch ganz neuen Kunstrichtung gehörte.

„Wir wollen den Kunstpreis breiter aufstellen und ihn für alle Kunstsparten öffnen, nicht nur für Fotografie“, erklärt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell auf Nachfrage dieser Zeitung. Zu Kalbfells Ägide gehört das Kulturamt und damit der Kunstpreis. Man habe viele lokale Künstler vor Ort, die durch die Konzentration auf Fotografie ausgeschlossen seien. Das soll nun anders werden.

Die DFA hat für 2019 bereits Ausstellungen und Workshops geplant

Auf der Seite der Deutschen Fotografischen Akademie hört sich das weniger positiv an. „Wir haben einen Brief von Oberbürgermeister Klenk bekommen, in dem die Kooperation als beendet erklärt worden ist“, sagt Andreas Langen. Er betreibt gemeinsam mit Kai Loges das Stuttgarter Fotostudio „die arge lola“. Er ist einer von fünf Vorständen der DFA, die – über Deutschland verteilt – ehrenamtlich tätig sind. Dass die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in L.-E. holprig geworden sei, davon spricht Andreas Langen. „Es gibt wohl einfach verschiedene Vorstellungen, in Leinfelden-Echterdingen und bei der DFA.“ Trotzdem habe man sich bei der DFA weiter bemüht, mehr noch sogar: „2019 wird die DFA 100 Jahre alt. Wir haben bereits eine ganze Reihe an Veranstaltungen geplant, die in L.-E. dazu stattfinden sollen.“ Dazu gehören auch Ausstellungen und Workshops zum Thema Fotografie, die vor Ort geplant waren, besonders auch für Jugendliche. Dass dies nun alles ins Wasser fallen soll, ist für Langen unverständlich.

Die Deutsche Fotografische Akademie hat ihren offiziellen Sitz in Leinfelden-Echterdingen, „hier ist sie nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet worden“, erklärt Langen. Auch das Archiv befindet sich in L.-E. Dass die fünf Vorstände in Hamburg, Frankfurt, Köln oder eben Stuttgart sind, und nicht direkt in L.-E., ist schlicht berufsbedingt: Die Arbeit bei der DFA ist eine ehrenamtliche. So sitzt etwa Ingo Taubhorn, DFA-Präsident, in Hamburg – er ist dort Kurator im Haus der Fotografie in den Deichtorhallen, eines der größten Museen für zeitgenössische Kunst Europas.

Am 17. April will Kalbfell erklären, wie es weitergehen soll

Zur Irritation bei der DFA oder wie es mit dem geplanten Jubiläumsprogramm 2019 weitergehen soll, dazu mag sich Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell nicht weiter äußern. Er verweist auf die Nichtöffentlichkeit der bisherigen städtischen Beratungen. Er zeigt sich aber gesprächsbereit: „Wir wollen den Preis weiter öffnen – für alle, aber eben auch für die DFA.“

Um die Details des neuen Kunstpreises L.-E. soll sich der Runde Tisch für Kultur im Sommer kümmern. Mutmaßlich werden dabei verschiedene kulturelle Einrichtungen und Vereine versammelt – wer genau, behält Kalbfell noch bei sich und verweist auf die Sitzung des Kulturaussschusses am 17. April: Dort will er ein Papier einbringen, wie der Runde Tisch für Kultur aussehen soll. Die Sitzung ist öffentlich.