Die Fotografin Franziska Lange will die Menstruation zeigen, wie sie wirklich ist. Sie veröffentlicht Bilder von dem Blut, das noch immer tabuisiert wird.

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Berlin - Es sind Fotos von benutzen Tampons und Binden, befleckten Jeans oder von Beinen, an denen das Blut in der Dusche herunterläuft. Sie brechen mit den gewohnten Bildern, mit denen sich Hygieneartikel-Hersteller gerne schmücken. Veröffentlicht hat sie die 34-jährige Fotografin Franziska Lange auf ihrer Homepage „How we bleed“.

 

Die Monatsblutung gehört für viele Frauen zum Leben. Gesprochen wird darüber trotzdem nur selten, ganz zu schweigen von der Veröffentlichung solcher als besonders intim geltenden Fotos. „Die Menstruation ist noch immer ein Tabu“, sagt Franziska Lange. Mit ihrem Fotoprojekt will sie darüber eine Diskussion anstoßen und eine Kommunikationsgrundlage schaffen. Denn tatsächlich kann die Menstruation recht unterschiedlich aussehen. Etwa unterscheide sich die Menge und Farbe deutlich, sagt Lange. Dies darzustellen, sei ihr ein Anliegen gewesen. „Das sind Daten, die es bislang so noch nicht gab, eine Kommunikationsgrundlage.“

Bereits mehr als 300 Frauen haben ihre Fotos an Lange geschickt

Die Idee zu dem Projekt kam Lange in ihrem Studium, tagebuchartige Bilder sollten her. Die 34-Jährige hatte gerade selbst ihre Periode – da entstand die Idee, ihre Blutung fotografisch festzuhalten. „Ich hatte gerade meine Tage, da habe ich meine Binden eben an die Wand geklebt“, erzählt Lange. Sie bliebt dran und widmete sich schließlich auch mit ihrer Bachelorarbeit dem Thema. Sie rief öffentlich andere dazu auf, ihr Menstruationsfotos zuzuschicken. Inzwischen haben bereits mehr als 300 Frauen ihre Fotos an Lange geschickt. Viele davon hat sie auf ihrer Homepage veröffentlicht, einzelne sogar auf Instagram.

„Wir stellen alles ins Internet, dann können wir auch das zeigen“, sagt sie. Blut werde typischerweise mit Gefahren oder dem Tod assoziiert, allerdings treffe das auf Menstruationsblut nicht so recht zu. Auch wenn viele Frauen mit Menstruationsschmerzen zu kämpfen hätten, so stünde die Blutung in diesem Fall auch für das Leben, die Geburt und die Gesundheit. „Wir haben das visuell negiert und verdrängt“, meint Franziska Lange.

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Die Vagina sei generell sexualisiert, alles was damit verbunden sei, werde versteckt. Insofern sei ihr Projekt durchaus auch feministisch. „Das ist eine Kampfansage ans Patriarchat“, sagt Lange. Die Menstruation sei nichts Ekelhaftes, betont sie. Manche der Bilder hätten sie anfänglich selbst irritiert. Es sei ungewohnt, so intime Fotos zu sehen. Doch das habe sich in den vergangenen Monaten geändert „Je mehr Fotos ich mir davon anschaue, desto normaler werden sie“, sagt die Fotografin.

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Doch das sehen viele anders, die Bilder sorgen auch für Diskussionen. Manche Männer kritisieren, da könne man ja gleich ein Fotoprojekt über Fäkalien machen, erzählt sie. Lange kontere dann damit, dass dafür aber auch noch keiner diskriminiert wurde. Außerdem erfülle Kot und Urin eine ganz andere körperliche Funktion.

Abseits von Schönfärberei oder Fetischseiten

Sie begegne aber auch vielen interessierten Männern. Viele hätten ihr erzählt, ihnen sei gar nicht klar gewesen, was Frauen meinen, wenn sie vom Bluten sprechen. Deshalb richte das Projekt sich explizit nicht nur an Frauen. Generell gehe es ihr aber weniger um politische Überzeugungsarbeit. „Ich will, dass darüber gesprochen wird, man darf das auch ablehnen“, sagt sie. Es sei wichtig, dass es überhaupt echte Fotos von der Menstruation gebe, abseits von Schönfärberei oder Fetischseiten.

Inzwischen hat die Fotografin ihren Abschluss gemacht. Doch mit den Fotos der Menstruation will sie sich auch weiter beschäftigten. Langes großer Traum: Ein Fotobuch, das künftig in Frauenarztpraxen und Schulen ausliegt.