Zeitweise standen die Leute Schlange: 617 Menschen beteiligen sich am Fotoprojekt „Das sind wir“ anlässlich des 200-Jahr-Jubuläums des Stadtteil Korntals von Korntal-Münchingen. Das ist mehr als erwartet.

Korntal-Münchingen - Die Zweifel sind geblieben, obwohl der erste Versuch ein Treffer war. „Ich bin so unfotogen“, findet eine ältere Frau, nachdem sie für einige Sekunden in die Kamera gelächelt hat.

 

Und doch hat der Medienkünstler Wolf Nkole Helzle nur einmal den Auslöser drücken müssen, um die Korntalerin zufriedenzustellen. Charmant verwickelt er die Leute in ein Gespräch, entspannt und freundlich blicken sie daraufhin in die Kamera. „Das Bild ist gut geworden“, sagt jene Frau, die den Grund für ihr Porträt noch viel mehr lobt: Das Fotoprojekt „Das sind wir“ anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums des Korntal-Münchinger Stadtteils Korntal sei „eine unglaublich tolle Idee“. Die anderen Bürger und Menschen mit Bezug zur Stadt, die sich von Donnerstag bis Samstag in den drei Stadtteilen fotografieren ließen, sehen das ähnlich. Eine Frau berichtet: Sie habe sich die Fototermine im Kalender eingetragen, sobald sie feststanden. Das war vor gut einem halben Jahr.

Spekulationen, wie das Gesicht der Stadt aussehen könnte

617 Menschen hat Wolf Nkole Helzle für das Gesicht von Korntal-Münchingen fotografiert. Nun schichtet er die Hunderte Einzelporträts mit einem speziellen Computerprogramm hochtransparent aufeinander, sodass sie zu einem Gesicht verschmelzen. „Ich glaube, es wird ein junges Gesicht. Es haben sich viele Babys und Kinder fotografieren lassen“, meint Ulli Heyd, die Vorsitzende des Kunstvereins. Dieser hat drei Jahre lang das 7500 Euro teure Projekt geplant und umgesetzt. Ganze Familien seien gekommen, mehr Menschen als erwartet spontan, wie 80 langjährige Mitarbeiter der Bäckerei Trölsch, die auch die Brezeln spendierte. „Zeitweise standen die Leute Schlange, und wir arbeiteten wie am Fließband“, sagt Ulli Heyd. Vor Ort musste man eine Einverständniserklärung ausfüllen, die die Kita- und Schulgruppen schon dabei haben mussten.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Ulli Heyd. Vor allem auch deshalb, weil die Menschen ins Gespräch gekommen seien. Bei dem Projekt gehe es auch um das Zwischenmenschliche, betont Ulli Heyd. „Wir wollen Brücken zwischen den Münchingern und Korntalern schlagen.“ Dies sei gelungen, zumal die Leute sich wieder treffen, wenn sie ihre Fotos abholen. In der Resonanz auf das Projekt sieht Ulli Heyd „einen guten, positiven Zukunftsaspekt für die Kommune“.

Kleiner Verein, großer Einsatz

Der Künstler Wolf Nkole Helzle zeigt sich nicht nur von den „tollen, großen Räumen für die Fototermine“ beeindruckt. 617 Menschen seien eine „reiche Ernte“ einer langen Planungsphase. „Auch der reibungslose Ablauf mit den vielen Kindern ist eine beachtliche Leistung“, sagt Helzle. Er hat weltweit schon mehr als 40 000 Menschen fotografiert. Doch hinter keinem Projekt habe bislang ein so kleiner Verein (120 Fördermitglieder, 40 Künstler) mit so großem Einsatz gestanden.