Zwei Fotografen haben den Bau der Galerie Stihl und Kunstschule Waiblingen über zwei Jahre dokumentiert. Die Bilder sind nun im Stadtarchiv und für die Öffentlichkeit zugänglich.

Wie viele Male sie im Laufe von rund zwei Jahren die steilen Stufen hinauf bis ins Dachgeschoss des Waiblinger Gerberhauses an der Rems gestiegen ist, das kann Daniela Döhring nicht beziffern. Oben angekommen hat sie sich dann jedes Mal mit ihrer Kamera in eine enge Dachluke gequetscht und von dort aus fotografiert, wie auf dem Gelände gegenüber dem Stadtmuseum zuerst die alte Häckermühle abgerissen und danach Schritt für Schritt die Galerie Stihl und die Kunstschule Unteres Remstal in die Höhe gewachsen sind.

 

Fotos, geschossen aus einer engen Luke im Dachgeschoss

„Die Fotos habe ich durch die Fensterluke aus der Hand gemacht, deswegen sind die Baukräne manchmal schief“, sagt die Fotografin aus Kernen, die vor allem Überblicksfotos von der Großbaustelle geschossen hat. Günther Schmidt, der in Waiblingen auf der Korber Höhe wohnt, hatte sich hingegen eher auf Nahaufnahmen fokussiert und war ganz dicht dran, wann immer interessante Arbeiten auf der Baustelle dokumentiert werden konnten, zum Beispiel wenn geschweißt wurde. Dank seines guten Drahts zum Vorarbeiter wusste Günther Schmidt, wann es bildtechnisch interessant werden würde. Allerdings gab es auch so manche Verzögerung, sodass er etliche Male umsonst zur Baustelle kam.

Gut zwei Jahre lang haben Daniela Döhring und Günther Schmidt das Bauprojekt am Remsbogen fotografisch begleitet und die Entwicklung dokumentiert – im Auftrag des städtischen Bauamtes. Die beiden Fotografen sind sich einig, dass es eine spannende Zeit war. Zum Projekt waren sie über die Fotogruppe Schwanen gekommen, in der sie beide Mitglied sind. Die Stadt hatte beim Fotoclub, dessen Vereinsdomizil das Kulturhaus Schwanen ist und der sich im November vor 20 Jahren gegründet hat, um Unterstützung gebeten. Vier Clubmitglieder meldeten sich für das Projekt, bis zum Schluss dabei geblieben sind aber nur Daniela Döhring und Günther Schmidt.

Bilder sind für Öffentlichkeit zugänglich

„Die Digitalfotografie war damals, im Jahr 2006, schon noch etwas Besonderes“, sagt Daniela Döhring, die ihre Panoramabilder aus vielen Einzelaufnahmen am Rechner zusammengesetzt hat: „Das Projekt war schon spannend, wir wussten ja, dass wir Qualität abliefern müssen.“ Einige tausend Bilder hat das Fotografen-Duo im Laufe von zwei Jahren angefertigt, eine Dokumentation mit rund 7000 Fotos wurde schließlich an die Stadt Waiblingen übergeben. Dort hat das, was Michael Gunser vom Hochbauamt „einen Schatz“ nennt, einige Zeit vor sich hingeschlummert – und ist jetzt, auf Betreiben des Heimatvereins Waiblingen, wieder gehoben worden, auf dass die Bilder künftig auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Sprich: Die gesamte Dokumentation ist nun auf DVDs an das Stadtarchiv Waiblingen übergeben worden. Laut dessen Leiter Andreas Okonnek werden die rund 7000 Fotografien in ein digitales Archiv eingespeist, das die Stadt in Kooperation mit dem Landesarchiv aufbaut und die wertvollen Zeitzeugnisse zuverlässig sichert, denn, so sagt Okonnek: „DVDs haben nur eine begrenzte Lebenszeit.“

Mit den von Daniela Döhring und Günther Schmidt angefertigten Bildern werde die Zeitachse um die letzten 20 Jahre Stadtgeschichte komplettiert, sagt Tom Becker vom Heimatverein Waiblingen. Der Verein, der auch eine Bilddatenbank unterhält, ist ständig auf der Suche nach weiterem Material zur Stadtgeschichte. „Wir versuchen, Fotos von Zeitzeugen und Material in Archiven zu finden“, berichtet Tom Becker. Wer Fotos aus Waiblingens Vergangenheit hat, kann am Sitz des Vereins in der Kurze Straße 20 vorbeischauen, die Anlaufstelle ist immer samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.