30 Jahre deutsche Einheit – man kann sie erwandern. Mario Goldstein hat es getan und dokumentiert seine Erlebnisse entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in einem etwas anderen Heimatkunde-Buch.

Stuttgart - Mit 15 sitzt Mario Goldstein in Plauen zum ersten Mal im Gefängnis. Die Stasi hat ihn in Untersuchungshaft gesteckt, weil er öffentlich über eine Republikflucht nachgedacht hatte. Ein Fluchtversuch, den er später tatsächlich unternimmt, scheitert. Wieder Gefängnis.

 

Kurz vor dem Mauerfall kauft ihn die Bundesregierung frei. Die neue Freiheit nutzt er für den Versuch, reich zu werden. Dann fährt er mit einem Katamaran über die Meere und einem ausrangierten Wasserwerfer nach Indien.

1000 Kilometer in 100 Tagen

30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Mario Goldstein noch immer ein Grenzgänger der Freiheit. In Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz ist er die einstige deutsch-deutsche Grenze abgewandert, die sich als Grünstreifen durch die Republik zieht.

Über 1000 Kilometer in 100 Tagen, vom Vogtland bis an die Ostsee. Seine Reflexionen, seine Begegnungen mit Mensch und Natur im ehemaligen Todesstreifen sind in einem Buch dokumentiert, das neben Goldsteins Texten auch über 300 Bilder enthält.

Die Fotografen, die ihn auf Abschnitten seines Weges begleitet haben, zeigen ein schönes und friedliches Bild von Deutschland. Die alten Wachtürme der DDR-Grenzer stehen in der Landschaft wie ein Schlechte-Laune-Anfall der Weltgeschichte. Wenn Goldstein mit seinem Sohn in alten DDR-Uniformen aus dem Museum daneben posiert, wirkt es wie die spöttische Rache für das Unrecht, das das Regime nicht nur ihm angetan hat.

Infos zum Buch

Mario Goldstein: Abenteuer Grünes Band. 100 Tage zu Fuß entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Knesebeck-Verlag, 288 Seiten mit 330 Abbildungen, 35 Euro.