Thomas Schadt, der langjährige Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg, zeigt mit „Zwischenheimat“ eine retrospektive Ausstellung seiner fotografischen Arbeit und erklärt, was für ihn Heimat bedeutet.
Ein zerbrochenes Glas Rotwein auf dem Boden, Kapstadt 2012. Ein Weihnachtsbaum in einem Wohnzimmer, Buchendorf 2009. Ein Baby in einem Kinderwagen, Ludwigsburg 2014. Es sind Schnappschüsse der Fotoserie „Home“, die Thomas Schadt zwischen 2005 und 2015 geknipst hat.
Vom 19. April bis zum 15. Juni zeigt das Ludwigsburg Museum in Kooperation mit dem Kunstverein Ludwigsburg im MIK die neue Sonderausstellung „Zwischenheimat. Fotografie Thomas Schadt“. Zu sehen sind fotografische Arbeiten und Dokumentarfilme des langjährigen Direktors der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit mehr als 400 Fotografien und fünf Dokumentarfilmen, verteilt auf vier verschiedene Räume, ist es die größte Fotoausstellung, die es im Ludwigsburg Museum je gab.
Dank Schreibtischjob zurück zur Fotografie
„Ich freue mich, zum Ende meiner Arbeit als Direktor noch ein anderes Gesicht von mir zu zeigen“, sagt 68-Jährige. Seit seiner Kindheit interessiert sich Schadt für die Fotografie, verdiente vor seinem Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin sein Geld als Theaterfotograf. Bis ihn sein Job nach Ludwigsburg führte, hat die Fotografie aber jahrelang ein Schattendasein in seinem Leben geführt. „Ich konnte mir nicht vorstellen, plötzlich nur noch am Schreibtisch zu sitzen“, erinnert er sich. „Ich habe etwas gebraucht, an dem ich mich festhalten konnte.“ Also kaufte er sich eine kleine Digitalkamera und hatte sie zehn Jahre lang immer in seiner Tasche. Der Grundstein für die Serie „Home“.
Heimat ist da, wo die Liebe ist
Doch was bedeutet eigentlich Heimat? Der Begriff hat sich für ihn im Laufe der Jahre verändert. „Ich habe mich gefragt, ob Deutschland meine Heimat ist“, sagt er. „Es kamen Begriffe auf wie Vaterland und Muttersprache. Vaterland war es für mich nicht. Eher die Muttersprache.“ Er kann sich in keiner anderen Sprache so gut ausdrücken. Inzwischen ist Familie für ihn Heimat. „Da, wo die Liebe ist, ist meine Heimat.“ Von seiner Heimat Berlin kommend, hat er in Ludwigsburg 20 Jahre lang eine Zwischenheimat gefunden. „Bald gehe ich in meine neue Heimat nach Freiburg, hin, wo Frau und Kinder sind.“
Eine Zeitreise von dern 1980ern bis heute
Die Schwarz-Weiß Fotografien der Serie „Deutschland immer und überall“ sind in den 1980er Jahren entstanden. „Meine Intention war es, mir das Land anzuschauen, in dem ich lebe“, so Schadt. Die Fotografien zeigen Menschen im Ruhrpott oder Berlin wie sie leben und feiern. Neben den retrospektiven Arbeiten aus den 1980er und -90er Jahren, zeigt die Ausstellung auch aktuelle Fotografien. „Als klar war, dass alle Räume geöffnet werden, sind neue Werke entstanden. Schadt wollte auf die individuelle Architektur der einzelnen Räume reagieren. „Jeder Raum ist anders. Man muss sie anders bespielen, sonst funktioniert das nicht.“ Die Tableaus im Raum des Kunstvereins zeigen unter anderem Fotografien von beschmierten Wahlplakaten, die während der jüngsten Kommunal- und Bundestagswahlen entstanden sind. „Es zeigt den erschreckenden aktuellen Zustand unserer politischen Kultur“, kommentiert Schadt.
Eine Fotoausstellung ohne Bilderrahmen
Eine Besonderheit der Ausstellung ist, dass die Bilder nicht in Rahmen hängen. „Ich habe schon immer ohne Rahmen gearbeitet“, erklärt er. „Damals noch aus finanziellen Gründen.“ Inzwischen verfolgt er diese Linie konsequent und ist froh, dass man sich auch in der Ausstellung darauf eingelassen habe.
Fotoausstellung von Thomas Schadt
Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist vom 19. April bis zum 15. Juni zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am 20. April, 1. Mai, 29. Mai, 8. Juni und 19. Juni ist die Ausstellung geschlossen.
Über den Fotografen
Thomas Schadt war von 2005 bis 2025 Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg. In seiner Karriere als Regisseur, Produzent, Fotograf und Kameramann erhielt er unter anderem den Grimme-Preis, den Deutschen Fernsehpreis sowie den Deutschen Dokumentarfilmpreis.