Bei der Deutschen Bahn wird ein Abbau von tausenden Arbeitsplätzen im Frachtverkehr auf der Schiene befürchtet. Der Betriebsrat spricht von einem „ökologischen Wahnsinn“. Doch noch gibt es Hoffnung.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Bei der Deutschen Bahn verschärft sich der Streit über die Zukunft der größten Güterbahn Europas, der DB Cargo AG. Erstmals seit Jahren gehen die Beschäftigten zu Protesten auf die Straße. Die Cargo-Betriebsräte haben die rund 17 000 Beschäftigten in Deutschland zur Teilnahme an der Fridays-for-Future-Demo am Freitag in Berlin aufgerufen. Mehrere Tausend Arbeitsplätze seien in Gefahr, und einige Hundert weitere Verladestellen für Bahnfracht könnten geschlossen werden, heißt es in dem internen Aufruf.

 

Die Bundesregierung hat das Sagen

Der Aufsichtsrat des Konzerns tagt am Mittwoch, eines der Hauptthemen sind die hohen Verluste im Güterverkehr und das vorliegende Sanierungsgutachten. Zur Entscheidung stehen vier Optionen – vom Ausbau bis zur kompletten Aufgabe des Einzelwagenverkehrs (EV) mit seinen 1000 Verladestellen und 140 Rangierbahnhöfen zur Zugbildung. Es wäre „ökologischer Wahnsinn“, den EV zusammenzustreichen, betonen die Cargo-Betriebsräte.

Die Bundesregierung hat das Sagen im DB-Aufsichtsrat, das Klimakabinett von Kanzlerin Merkel soll kommenden Freitag seine Konzepte für besseren Klimaschutz vor allem im wachsenden Verkehr vorstellen. Mehr Fahrgäste und Fracht auf der Schiene sind erklärtes Ziel auch des Koalitionsvertrags von Union und SPD. Der EV gilt als Basis des Schienengüterverkehrs und vermeidet täglich 15 000 Lkw-Fahrten und im Jahr zwei Millionen Tonnen CO2.

Missmanagement bei DB Cargo

Vor der Bahnreform gab es noch mehr als 13 000 Gleisanschlüsse bei Unternehmen und in der Fläche, die meisten wurden aufgegeben und die Fracht auf Lkw verladen. DB Cargo schreibt seit Jahren hohe Verluste, seit 2015 mehr als 500 Millionen Euro. Die Sparte leidet an teils veralteter und überlasteter Infrastruktur und Technikproblemen bei Zügen.

Als Grund gilt neben fehlender politischer Weichenstellungen auch Missmanagement bei DB Cargo. Vertrauliche Papiere für den DB-Aufsichtsrat zeigen, wie tief das Unternehmen mit europaweit fast 29 000 Mitarbeitern in der Krise steckt. In dem Sanierungsgutachten warnt die Beratungsfirma ausdrücklich vor einer Kappung des EV und rät zur geförderten Weiterentwicklung.

Viele Jahre des Verlustes

Demnach bliebe die Sparte noch viele Jahre in den roten Zahlen, da bis 2030 rund 760 Millionen Euro in die Modernisierung fließen müssten. Bei DB Cargo heißt es, die Regierung sei bisher nicht bereit, weiteres Geld auszugeben. Cargo-Chef Roland Bosch erklärte dem Vernehmen nach im Aufsichtsrat der DB-Tochter, dass dann Option drei des Gutachtens umgesetzt werde, die einen Abbau von 3000 Jobs und die Aufgabe von fast jeder zweiten Verladestelle vorsieht.