Im StZ-Fragebogen „Hand aufs Herz“ geht es um Fragen von Sitte und Moral. In dieser Ausgabe verrät der Bestsellerautor Alex Capus, was er von Treue hält und wann er kein guter Mensch ist.

Stuttgart - Eigentlich ist Alex Capus Normanne, jedenfalls sieht er irgendwie so aus, und in der Normandie kam er 1961 auch zur Welt. Aber seit Langem schon lebt und schreibt er in der Schweiz – und zumindest Letzteres sehr erfolgreich. In wenigen Tagen erscheint sein neuer Roman „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ im Hanser Verlag. Wir haben ihm den StZ-Fragebogen „Hand aufs Herz“ vorgelegt.

 
Telefonieren Sie im Auto manchmal ohne Headset?
Leichte Frage: Ich besitze weder Auto noch Handy.
Wenn Sie im Geschäft Kleidung probieren, räumen Sie sie zurück ins Regal?
Niemals. Ich kann das nicht so schön wie die Profis.
Wie lautet Ihre Lebensmaxime?
Mein Leben ist Gott sei Dank viel zu vielfältig, als dass es sich unter eine einzige Maxime subsumieren ließe.
Welche Tugend ist Ihnen am wichtigsten?
Liebe, Nachsicht, Humor, Demut.
Was würden Sie einer Freundin oder einem Freund nie verzeihen?
Schweren Verrat. Einen kleinen Verrat könnte ich verzeihen, jeder baut mal Mist. Aber einen großen Verrat vergesse ich nicht, dafür gibt’s lebenslänglich.
Ist es okay, sich mal eben ins Wlan des Nachbarn einzuloggen?
Aber ja, ich nehme ihm ja nichts weg. Ich würde ihn vielleicht vorher um Erlaubnis fragen. Mein Wlan zu Hause jedenfalls ist nicht verschlüsselt, da darf jeder rein, wenn es ihm dient. Dieses private Getue beim Internetzugang dient ja vor allem den Telekom-Anbietern. Die verkaufen in einem Wohnhaus mit 20 Mietern natürlich lieber 20 Wlan als nur eins.
Wann sind Sie ein guter Mensch?
Jawohl. Ich bin perfekt. Rund um die Uhr. Zu jeder Jahreszeit.
Wann sind Sie kein guter Mensch?
Wenn einer ein Stück vom Rumpsteak auf meinem Teller abhaben will.
In welchem Moment bricht bei Ihnen der rücksichtslose Geizhals durch, in welchen Momenten sind Sie großzügig?
Geiz ist mir fremd. Morgen schon sind wir alle bleich und tot, wir sollten heute schauen, dass es uns allen gut geht.
Was halten Sie von Treue?
Finde ich gut. Ich bin seit 20 Jahren verheiratet, das wäre ohne Treue wohl nicht gegangen.
Wofür schämen Sie sich?
Schämen tun sich nur die Eitlen. Ich finde meine Schwächen okay.
Würden Sie Ihre Eltern ins Heim geben?
Ja, das würde ich tun. Ich weiß, dass ich nicht die Kraft hätte, sie zu pflegen. Das ist eine Schwäche, gewiss. Eine menschliche.
Beschweren Sie sich im Restaurant, wenn Ihnen das Essen nicht schmeckt?
Nein. Ich sage sogar, es sei gut gewesen, wenn die Kellnerin fragt. Aber dann gehe ich nie wieder hin.
Wie macht man Karriere?
Arbeiten, nicht selbstzufrieden werden, seiner Idee treu bleiben.
Was braucht unsere Welt am dringendsten?
International respektierte und durchgesetzte Regeln für einen fairen Welthandel. Eine nachhaltige Weltwirtschaft, welche dem Raubbau ein Ende macht. Dann werden Menschenrechte, Demokratie, Rechtssicherheit und Kultur von allein erblühen.