Statt vom Umzug auf andere Planeten zu träumen, sollten wir lieber die gute alte Erde in Schuss halten.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Dank modernster Teleskope und Detektoren finden die Astronomen immer wieder neue Planeten. Populärwissenschaftliche Publikationen stellen sich und ihren Lesern dann oft die rhetorische Frage „Ist darunter vielleicht auch eine neue Erde?“ Immerhin gibt es auf einigen Exoplaneten Hinweise auf Wasservorkommen – eine entscheidende Voraussetzung für Leben. Der nächstgelegene Vertreter dieser erdähnlichen Himmelskörper heißt Proxima Centauri b und ist etwa 4,2 Lichtjahre entfernt. Das klingt ziemlich nahe, entspricht aber fast 40 Billionen Kilometern – in Zahlen: 40 000 000 000 000.

 

Ein Katzensprung für die Raumschiffe aus den Science-Fiction-Filmen, mit denen wir in unserer Jugend durch unendliche Weiten rasten. Mit aktuell verfügbarer Technik wäre die Reise zu dem Exoplaneten etwas beschwerlicher. Den bisherigen Geschwindigkeitsrekord halten die Raumsonden Helios 1 und 2, die relativ zur Sonne mit gut 250 000 Kilometern pro Stunde unterwegs waren. Damit bräuchte man bis Proxima Centauri b etwa 18 000 Jahre.

Die Mars-Mobilmachung hat begonnen

Manche wollen nicht warten, bis der legendäre Warp-Antrieb des Raumschiffs Enterprise die Serienreife erreicht hat und die Reisezeiten verkürzt. Sie nehmen erst mal näher gelegene Ziele ins Visier – allen voran unseren Nachbarplaneten Mars. Anführer der Mars-Mobilmachung ist der Tesla-Grüner Elon Musk, der schon in wenigen Jahren dauerhafte menschliche Siedlungen auf dem Roten Planeten errichten will, in denen man dann vermutlich über Spacebnb ein Zimmer buchen kann. Auch der britische Physiker Steven Hawking findet, dass es angesichts der gravierenden Probleme, die das Wirken des Menschen auf der Erde mit sich bringt, langsam Zeit wird, sich nach einem adäquaten Ersatzplaneten umzusehen.

Vielleicht schaffen wir es irgendwann ja auch etwas weiter nach draußen. Immerhin ist es Wissenschaftlern bereits vor einigen Jahren gelungen, ein Teilchen von A nach B zu beamen. Genau genommen hat sich das Teilchen dabei aber gar nicht bewegt. Stattdessen wurde nur sein Zustand auf ein sogenanntes verschränktes Teilchen übertragen. Sie hätten an einer Stelle ein Teilchen gekitzelt, und darauf habe an einer anderen Stelle eines gelacht, hat ein Physiker dazu gesagt. So lustig war der Physikunterricht in der Schule leider nie. Spaß beiseite. Nehmen wir also an, es gäbe eines Tages doch die technische Möglichkeit, sämtliche Erdbewohner auf einen anderen, noch unverbrauchten Planeten umzusiedeln und die Endreinigung sonst wem zu überlassen – zusammen mit einem gelben Post-it-Zettel mit der Aufschrift „Wir sind dann mal weg“. Was für einen fatalen Eindruck würde das hinterlassen! Die Menschen wären im gesamten Universum als übelste Mietnomaden verschrien.

Obergrenze für den Homo sapiens?

Wenn wir weitermachen wie bisher, könnte es aber auch sein, dass unser Planet irgendwann die Faxen dick hat und eine Obergrenze für den Homo sapiens einführt, der sich auf der Erde ausbreitet wie gefräßige Mikroben in einer Petrischale. Schon vor einigen Jahren fragte die „Bild“-Zeitung angesichts einer ungewöhnlichen Häufung von Naturkatastrophen: „Will uns die Erde loswerden?“

Eine schriftliche Kündigung ist bis jetzt allerdings nicht eingegangen. Zudem gelten bei Mietverhältnissen, die schon seit ein paar Hunderttausend Jahren bestehen, lange Kündigungsfristen. Alles in allem könnte es sich also lohnen, die Bestandsimmobilie Erde noch ein Weilchen in Schuss zu halten. Und wer sich wie der US-Präsident Donald Trump und seine Freunde aus der Energiebranche partout nicht an die Hausordnung halten will, soll sich gefälligst vom Acker machen. Bei einschlägigen Raumfahrt-Dienstleistern kann man jetzt schon Tickets für Mond-Pauschalreisen buchen – am besten ohne Rückflug.