Kryptowährungen wie Bitcoin sind gerade in aller Munde. Was hat es mit der Digitalwährung auf sich? Wie hat sich der Kurs entwickelt? Und was sagen Finanzexperten? Alle wichtigen Fragen und Antworten.

Stuttgart - Die Kryptowährung Bitcoin ist in aller Munde. War sie lange nur eingefleischten Computerfreaks ein Begriff, rückt sie durch ihren schwindelerregenden Kursanstieg und ihre extremen Preisschwankungen immer öfter ins Rampenlicht. Was steckt hinter dem virtuellen Geld, das oft mit Betrug und anderen kriminellen Machenschaften in Verbindung gebracht wird? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

 

Was genau ist Bitcoin?

Bitcoin ist eine digitale Währung, die seit 2009 in Umlauf ist. Im Gegensatz zu etablierten Währungen wie Euro oder Dollar werden Bitcoins nicht als Münzen geprägt oder auf Scheinen gedruckt beziehungsweise von Zentralbanken erzeugt, sondern dezentral von vielen Menschen rund um den Globus mit Computern errechnet. Man kann Bitcoins aber auch mit herkömmlichen Währungen kaufen. Das virtuelle Geld soll einen Zahlungsverkehr ermöglichen, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert. Dabei können Transaktionen beschleunigt und Kosten minimiert werden.

Wer hat Bitcoin erfunden?

Bitcoin wurde 2008 von einer Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto entwickelt und Anfang 2009 erstmals öffentlich in einem akademischen Aufsatz erwähnt. Der Australier Craig Wright gab sich 2016 als der Erfinder aus, allerdings wurde dies bislang nie zweifelsfrei bestätigt.

Wie entstehen Bitcoin?

Neue Bitcoin werden durch sogenanntes „Mining“ erzeugt. Alle Transaktionen mit der Cyber-Währung werden verschlüsselt und in eine Datenbank, die sogenannte Blockchain, geschrieben. Hierfür müssen hochkomplexe mathematische Formeln berechnet werden. Nutzer, die ihre Rechner hierfür zur Verfügung stellen, werden mit Bitcoin entlohnt. Ungefähr alle zehn Minuten werden den Minern 12,5 Bitcoin zugeteilt.

Die zugeteilte Menge halbiert sich alle vier Jahre, bis die maximale Menge von 21 Millionen Stück erreicht ist. Damit wollten der oder die Erfinder eine Inflation verhindern. Aktuell sind etwa 17 Millionen Bitcoin im Wert von derzeit rund 182 Milliarden Dollar sind bereits entstanden. Je mehr Bitcoin im Umlauf sind, desto aufwendiger wird der Prozess des Minings, das auf Deutsch „Schürfen“ genannt wird.

Anfangs reichte ein handelsüblicher PC aus, mittlerweile ist der Prozess so umfangreich, dass nur noch Hochleistungsrechner dazu in der Lage sind. Diese stehen meistens in Rechenzentren in Island, Norwegen oder China, weil das Berechnen viel Strom frisst und dieser dort vergleichsweise günstig zu haben ist.

Wie kann man Bitcoin erwerben?

Bitcoin werden an speziellen Online-Börsen wie BitStamp, BitPoint oder ItBit gehandelt. Die Kurse auf den verschiedenen Handelsplattformen weichen teilweise stark voneinander ab. Investoren können über Smartphone-Apps ein Depot eröffnen, Bitcoin kaufen und damit im Internet bezahlen.

Weltweit gibt es rund 1900 Geldautomaten, an denen Anleger ihre Bitcoin in bar „abheben“ können. In Europa bieten das unter anderem Länder wie die Schweiz, Österreich, Niederlande, Spanien und Italien an. In Deutschland gibt es keinen einzigen Bitcoin-Geldautomaten.

Kann man mit Bitcoin im Alltag bezahlen?

Ja, zumindest in bestimmten Geschäften. Unternehmer, die die Kryptowährung als Zahlungsmittel akzeptieren, müssen vorher eine Wallet, also eine digitale Geldbörse einrichten. Das sind vor allem Online-Shops, aber mittlerweile gibt auch erste Restaurants, wo mit dem Kryptogeld gezahlt werden kann.

Wer kontrolliert Bitcoin?

Hinter Bitcoin stehen keine übergeordneten Instanzen wie Regierungen, Aufsichtsbehörden oder Zentralbanken. Sie werden von allen Nutzern kontrolliert und geschaffen. Den Wechselkurs bestimmen allein Angebot und Nachfrage. Viele Zentralbanken arbeiten daran, eine passende Regulierung für Kryptowährungen zu finden, von denen jeden Tag neue entstehen.

Für Schlagzeilen sorgte vor ein paar Jahren die japanische Bitcoin-Börse Mt.Gox. Weil ihr bei einem Hackerangriff Bitcoin im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar gestohlen wurden, schlitterte sie 2014 in die Pleite.

Welche digitalen Währungen gibt es noch?

Der Website Coinmarketcap.com zufolge gibt es inzwischen mehr als 1300 Kryptowährungen mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 331 Milliarden Dollar. Bitcoin ist mit Abstand die größte und bekannteste. Auf Platz zwei steht Ethereum mit einem Börsenwert von 46 Milliarden Dollar, danach folgt Bitcoin Cash mit knapp 27 Milliarden Dollar.

Bitcoin wird oft als Einstieg in andere Cyberwährungen benutzt. Das bedeutet, wer etwa Ethereum oder Ripple kaufen will, muss zuerst Bitcoin erwerben und diese in die gewünschte Währung tauschen.

Wir hat sich der Kurs entwickelt?

An der Börse BitStamp setzte der Bitcoin-Hype Anfang 2013 ein. Damals stieg der Kurs binnen zwölf Monaten von etwa 20 auf zeitweise mehr als 1200 Dollar. Bis Mitte 2015 ging er dann wieder auf etwa 200 Dollar zurück. Seither geht es fast ununterbrochen aufwärts.

Auf der Handelsplattform BitPont knackte die Cyber-Währung sogar die 11.000er-Marke. Analysten warnen vor den starken Schwankungen, ein Auf und Ab im zweistelligen Prozentbereich an nur einem Tag ist nicht ungewöhnlich.

Was sagen die Experten?

Bitcoin ist höchst umstritten. Während die einen eine riesige Blase sehen, die früher oder später platzen muss, sehen andere erst den Beginn eines Siegeszugs von Kryptowährungen und prophezeien weiter steigende Kurse.

Die Finanzaufsicht Bafin beispielsweise beobachtet den jüngsten rasanten Kursanstieg der Digitalwährung Bitcoin mit Skepsis. In Zeiten niedriger Zinsen seien Anleger eher bereit, Risiken einzugehen, sagte die Chefin der Wertpapieraufsicht der Bafin, Elisabeth Roegele am Donnerstag in Frankfurt. Nicht jede Kryptowährung werde sich jedoch am Markt durchsetzen. Im Zweifelsfall drohe Anlegern ein Totalverlust.

Die New Yorker Bank Goldman Sachs dagegen erwägt laut einem Bericht von Bloomberg, in den Handel mit Bitcoin und andere Kunstwährungen einzusteigen. Das würde die Glaubwürdigkeit in die Währungen enorm stärken.

Der Bitcoin steht aber nicht nur bei Finanzexperten in der Kritik. Warum ist die Digitalwährung noch umstritten?

Da die Teilnehmer anonym bleiben können, kommt das Kryptogeld häufig im Bereich Cyberkriminalität zu Einsatz. So werden viele Opfer von Erpressungstrojanern aufgefordert, das Lösegeld in Form von Bitcoins zu leisten. Ein großer Nachteil ist außerdem die Umweltbelastung durch Bitcoin. Laut Berechnungen von Digiconomist.com wird für eine einzelne Transaktion 294 Kilowattstunde Strom verbraucht. Der hohe Energiebedarf entsteht vor allem beim Schürfen neuer Bitcoins in den gigantischen Rechenzentren.

Ist Bitcoin legal?

Ja. Jeder darf Bitcoin kaufen und damit bezahlen. Sie sind im größten Teil der Welt aber kein gesetzliches Zahlungsmittel. Das bedeutet, dass es Firmen und Organisationen freigestellt ist, die Währung zu akzeptieren. Japan hat die Cyber-Währung als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt.