Was war noch mal am 14. Juli? Eine Stunde mit demFrance Mobil am Fanny-Leicht-Gymnasium.

Vaihingen - Alors, wann ist der französische Nationalfeiertag?“ Stille. Französisch-Lehrerin Claire Carpentier macht große Augen. Mon dieu, das sollte man aber wissen, wenn man Französisch als Fremdsprache gewählt hat. Und die Schüler, die vor ihr sitzen, sind wahrlich keine Anfänger mehr: Sie gehen in die Klassen 8 und 9 des Fanny-Leicht-Gymnasiums in Vaihingen und belegen Französisch als zweite oder dritte Fremdsprache. Das heißt, sie lernen alle seit mindestens zwei Jahren die Sprache des westlichen Nachbarlandes. Und nicht nur die Sprache, Kultur gehört ja auch dazu. „Wann ist denn der deutsche Nationalfeiertag?“, fragt Claire Carpentier zur Ablenkung. Da kommt die Antwort bedeutend schneller. Am 3. Oktober, schallt es aus diversen Schülermündern.

 

Aber nach einigem Bohren der 28-Jährigen aus der Region Franche-Comté wird auch das Rätsel um das Datum des französischen Nationalfeiertags gelöst . „Le 14 juillet“, sagt eine Schülerin, „der 14. Juli“. Und was ist da passiert? „La prise de la Bastille“, der Sturm auf die Bastille, der Ausbruch der Französischen Revolution. „Très bien – sehr gut!“, lobt die Lehrerin.

Einen Motivationsschub, das soll der Besuch der studierten Übersetzerin mit ihrem rollenden Klassenzimmer am Fanny-Leicht-Gymnasium bieten. Mit dem France Mobil, einem Kastenwagen, ist die Französin im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung und der französischen Botschaft in Deutschland in den vergangenen elf Monaten quer durch Baden-Württemberg gefahren. Ihr Ziel war es, Schülern eine besondere Unterrichtsstunde in Französisch zu bieten. Die Sechstklässler, die gerade angefangen haben, sollen sehen, wie viel sie schon sprechen können. Für die Achtklässler, die gerade ein bisschen durchhängen, soll der Besuch ein Motivationsschub sein. Und Überzeugungsarbeit möchte Carpentier für die Schüler leisten, die vor der Entscheidung stehen, Französisch in der Oberstufe zu belegen.

Französisch als zweite oder dritte Fremdsprache

Überzeugungsarbeit kann auch am Fanny-Leicht-Gymnasium nicht schaden. Französisch als zweite Fremdsprache ab der sechsten Klasse wird von den Schülern gut angenommen. Als dritte Fremdsprache ab der achten Klasse werde es jedoch zunehmend schwerer, genügend Schüler zusammen zu bekommen. „Ich unterrichte Französisch sehr gerne und möchte deswegen, dass es auch künftig noch Schüler gibt“, sagt Anja Sattler. Die 29-jährige Referendarin hat deswegen das France Mobil für ihre Schule gebucht. Vier Klassen, zwei gemischte Kurse aus Acht- und Neuntklässlern und zwei sechste Klassen kommen an diesem Morgen deswegen in den Genuss einer anderen Französischstunde. „Es soll mal nicht um Grammatik gehen, die Schüler sollen sich der Sprache spielerisch nähern“, sagt Sattler.

Am Ende hat sogar das lästige Konjugieren unregelmäßiger französischer Verben Spaß gemacht. Denn jede richtige Antwort ließ das Punkte-Konto der eigenen Gruppe anwachsen. Und da schenkten sich die „émeraudes“, die Smaragde, und die „croissants“ nichts. Am Ende lagen die Neuntklässler, die Französisch als dritte Fremdsprache gewählt haben, vor den Achtklässlern, die Französisch als zweite Fremdsprache lernen.

Claire Carpentier ist mit den Schülern des Vaihinger Gymnasiums zufrieden. Die gesamte Stunde konnte sie auf Französisch halten und dem Französisch-Quiz haben alle folgen können. „Trés bien!“

DAS ROLLENDE FRANZÖSISCHE KLASSENZIMMER

France Mobil
Ein Auto, ein Französischlehrer aus Frankreich und Unterrichtsmaterial – das ist das France Mobil. Gefördert wird das Programm, das in ganz Deutschland in die Schulen kommt, von der Robert-Bosch-Stiftung und der französischen Botschaft in Deutschland. Seit 2002 fahren die France Mobile durch Deutschland. 2004 gab es für diese Zusammenarbeit den Adenauer-de Gaulle-Preis.

Ziele
Parlez-vous français – Sprechen Sie Französisch? Damit auch künftig noch viele mit einem kräftigen „Mais oui – aber ja“ antworten, soll das France Mobil Schüler für die französische Sprache begeistern. Mit Liedern, Sketchen und Spielen sollen ihnen Muttersprachler die französische Sprache und die französische Kultur näher bringen. Das Elite-Image der französischen Sprache soll abgebaut werden.

Zielgruppe
Das France Mobil wendet sich an alle Schüler, die Französisch lernen. Das sind etwa 500 000 Schüler an rund 5000 Schulen und Kindergärten in Deutschland.