Der 40-jährige Frank Dehmer aus Kuchen will am 29. Juni OB von Geislingen werden. Droht dem Amtsinhaber damit das gleiche Schicksal wie seinem Vorgänger?

Region: Corinna Meinke (com)

Droht Wolfgang Amann ein ähnliches Schicksal wie seinem Amtsvorgänger Martin Bauch? Vor 16 Jahren erhielt Bauch nach nur einer Amtszeit als Oberbürgermeister von den Geislingern einen Denkzettel und wurde überraschend abgewählt. Diesmal hat es der Amtsinhaber Wolfgang Amann ebenfalls mit einem jungen Herausforderer zu tun. Frank Dehmer aus Kuchen will Schultes in der Fünftälerstadt werden, die sich diesertage gegen den personellen Kahlschlag bei der WMF stemmt. .

 

Der Herausforderer kommt aus Kuchen

Der 40-jährige Dehmer ist nur zwei Jahre älter als es Amann damals war. Der Referatsleiter für Stadtmarketing, Tourismus, Hallenmanagement und Märkte bei der Stadt Göppingen möchte die bereits begonnenen Prozesse der Bürgerbeteiligung in Geislingen ausbauen und verstetigen. Die unter Wolfgang Amann eingeführten Bürgerräte gehen Dehmer nicht weit genug, sie fänden zu selten statt und seien nicht in ein Konzept eingebunden, moniert der Herausforderer.

Sein Ziel ist eine reine Freibadkarte

Dehmer hatte sich als Betriebswirt ausbilden lassen, im Hotelleriemanagement gearbeitet und bei der Firma Adolf Würth ein Traineeprogramm für Führungskräfte durchlaufen, bevor er sich dort um den Aufbau einer Tochterfirma kümmerte. Seit 2004 ist Dehmer für die Stadt Göppingen tätig und hat berufsbegleitend ein Masterstudium in öffentlichem Verwaltungsmanagement draufgesattelt. Für Geislingen wünscht sich der passionierte Handballer Zukunftskonferenzen nach Ludwigsburger Vorbild, wo die Verwaltung die Bürgerideen in konkrete Master- und Stadtteilentwicklungspläne gießt, die vom Gemeinderat priorisiert werden. Damit könnten die dringenden Geislinger Themen vom Fünftälerbad, für das Dehmer eine reine Freibadkarte anstrebt, über die Belebung der Fußgängerzone bis zur Wirtschaftsförderung bearbeitet werden.

Ein Gründerzentrum mit IHK und Hochschule

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Geislingen und der IHK will Dehmer ein Gründerzentrum anstoßen. Der seiner Meinung nach misslungenen Besiedlung des Gewerbeparks Schwäbische Alb sei hingegen nur mit finanziellen Zugeständnissen der Stadt gegenüber Interessenten beim Grundstückskauf beizukommen.

Amann kontert Dehmers Kritik mit Erfahrung

Dehmers Vorwurf, Amanns Vision der Perlenkette zwischen Sternplatz bis Oberer Stadt gleiche eher lauter Zahnlücken, kontert der Amtsinhaber mit dem Hinweis, solche Entwicklungen bräuchten einen langen Atem, da pro Sanierungsgebiet jeweils acht Jahre veranschlagt werden müssten. Entkräften möchte Amann auch den Vorwurf, der Nel-Mezzo-Investor Ten Brinke habe sich geweigert, das Geislinger Binderareal zu entwickeln. Es sei der Eigentümer abgesprungen, nicht der Investor. Ein Dilemma, das Amann auch an vielen anderen Stellen in der Oberen Stadt ausmacht. Der Herr des Verfahrens sei die Stadt nur dort, wo sie die Grundstücke auch besitze. Zusätzlichen Glanz für die Perlenkette hatte sich Amann vom Ausbau der WMF-Fabrikverkäufe erhofft. Da die US-Eigner des Traditionsunternehmens sich davon aber trennen wollen, könnte dies den Höhenflug genauso behindern wie die Pläne, auf dem WMF-Parkplatz neben dem Stadtbad ein Tagungshotel zu bauen.

Amann hat Geislingen zur schuldenfreien Stadt gemacht

Punkten könnte Amann vor allem mit den städtischen Finanzen. Dank geringerer Ausgaben und deutlich höherer Einnahmen verfügt die Stadt in diesem Jahr über mehr Rücklagen, als sie Verbindlichkeiten hat, und ist damit auf einmal schuldenfrei. Der nimmermüde Amtsinhaber möchte in den kommenden acht Jahren E-Mobile für die Stadt anschaffen, den barrierefreien Bahnhof ohne zusätzliche städtische Mittel von der Bahn einfordern, Land und Bund für weitere Energie-Pilotanlagen im Gewerbepark gewinnen und sich für den Weiterbau der B 10 einsetzen.