Der SWR verabschiedet einen Meister der TV-Unterhaltung: Anlässlich der letzten Ausgabe von „Menschen der Woche“ zeigt das Dritte eine Nacht lang Shows von und mit Frank Elstner.

Baden-Baden - Ehrungen fürs Lebenswerk rufen bei Künstlern oft gemischte Gefühle hervor; die Schaffenskraft von Schauspielern oder Schriftstellern endet schließlich nicht mit dem Eintritt ins Rentenalter. Frank Elstner bekommt am Samstag zwar keinen Preis, doch er wird den Abend dennoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge erleben: Dass ein TV-Sender einem Moderator über zwölf Stunden Sendezeit widmet, hat immerhin größten Seltenheitswert. Aber der Anlass ist ein Abschied: Nach 15 Jahren endet die Talkshow „Menschen der Woche“.

 

Der SWR nutzt die Gelegenheit und feiert Elstner mit einem TV-Marathon, der von 20.15 Uhr bis zum nächsten Morgen dauert. Auch wenn es sich bei den Sendungen mit Ausnahme der Talkshow um Wiederholungen handelt: Bemerkenswert ist diese Würdigung allemal. Elstner allerdings, mittlerweile 73, macht nicht den Eindruck, als wolle er nun kürzer treten. Als der SWR entschied, die Talkshow zu beenden, ließ er durchblicken, dass er die Sendung gern weitergemacht hätte. Aber dann hat er sich dazu durchgerungen, den Abschied positiv zu sehen: „Meine Frau findet das gar nicht schlecht, sie freut sich schon drauf, dass wir endlich mal ein paar Wochenenden für uns haben. Dank ‚Menschen der Woche’ hatte ich 14 Jahre lang so gut wie keinen Samstag frei. Das ändert sich und wird sich hoffentlich auch positiv auf mein Familienleben auswirken.“

Frank Elstner hat die deutsche Fernsehunterhaltung in den letzten vierzig Jahren so stark geprägt wie nur wenige andere, weshalb er bloß zwei Instanzen akzeptiert, die über sein weiteres Berufsleben entscheiden: „Der liebe Gott und das Publikum. Wenn mich niemand mehr sehen will, werde ich mich nicht ins Bild drängeln. Es wäre schön, wenn’s noch ein paar Jährchen so weitergehen könnte, aber wenn nicht, dann muss man bescheiden sein und sich damit abfinden.“ Natürlich weiß der Moderator auch, dass es jenseits der siebzig noch eine dritte Instanz gibt: Gerade Live-Moderationen bedeuten auch nach jahrzehntelanger Erfahrung großen Stress; so was hält man nur aus, wenn man entsprechend rüstig ist. Noch spürt er das Alter nach eigener Aussage nicht, und deshalb will er sich, „sofern Geist und Körper mitspielen“, noch nicht zurückziehen. Trotzdem beherzigt er eine Warnung, die ihm sein verstorbener Freund und Kollege Joachim Fuchsberger mitgegeben hat: „Das Alter kommt schneller, als man denkt.“

„Der beste Job überhaupt“

Dennoch deutet nicht nur der Zuspruch zu seiner Talkshow darauf hin, dass das Fernsehpublikum auch weiter mit Elstner rechnet: In der ZDF-Show „Deutschlands Beste!“ ist er 2014 auf Platz 24 gewählt worden. Das hat ihn verblüfft und gefreut: „Anscheinend gibt es Menschen, die mich immer noch gern sehen, und die sollen mich ruhig noch ein bisschen länger erleben dürfen.“ Fernsehen ist für Elstner ohnehin nach wie vor „der beste Job überhaupt“, deshalb hofft er, dass er noch ein paar Angebote bekommt.

Abgesehen davon ist er schon so oft totgesagt worden, dass er vermutlich allein mit den Nachrufen ganze Bücher füllen könnte. Kaum jemand in der Branche konnte es zum Beispiel nachvollziehen, als er 1987 nach sechs erfolgreichen Jahren die Moderation der von ihm erfundenen ZDF-Show „Wetten, dass..?“ abgab, um anschließend mit „Nase vorn“ eine Bruchlandung zu erleben. Auch „Flieg mit AiRTL“ (1994) bescherte ihm einen Absturz. Aber Elstner rappelte sich immer wieder auf, moderierte für RTL 800 Ausgaben der Quizshow „Jeopardy!“, rettete dem SWR „Verstehen Sie Spaß?“ und bastelte unverdrossen weiter an neuen Sendekonzepten. Das Spektrum reichte von einfacheren Shows wie „Koffer Hoffer“ bis zu einem anspruchsvollen Format wie „Die stillen Stars“.

Endlos viele Ideen

Auch heute noch, versichert Elstner, falle ihm jeden Tag was Neues ein. Deshalb betrachtet er den Abschied nicht als Rücktritt, sondern als Schritt zur Seite. Für eine Gesprächssendung würde er sofort zur Verfügung stehen. Zumindest die älteren Zuschauer hätten wohl ohnehin nichts dagegen, wenn er weitermacht, schließlich sind sie mit ihm alt geworden.

Außerdem schätzen sie jene Eigenschaften, die Elstner, der sich ungern selbst lobt, für seine Stärken hält. Fragt man ihn nach seinem Erfolgsgeheimnis, nennt er Zuverlässigkeit: „Die Menschen haben im Lauf der Zeit einfach ein gewisses Vertrauen zu mir aufgebaut.“ Auch das kommt nicht von ungefähr: Er hat sich zu Beginn seiner Karriere vorgenommen, „mich nicht zu verstellen, um Erfolg zu haben“. Er betrachtet sich nicht als Showmaster. Er sieht sich eher als Journalist, weshalb er als Triebfeder seiner Arbeit die Neugier nennt: „Wer nicht mehr neugierig ist, sollte den Beruf wechseln.“ Da er das nicht vorhat, scheint es um seine Neugier gut bestellt zu sein. Er wird weiterhin zweimal im Jahr für „Elstners Reisen“ unterwegs sein. Und sonst? Sein Spieltrieb, sagt er, „ist ungebrochen“.