Frank Gambale in Stuttgart Ein Gitarren-Superheld zum Anfassen
Mit einem Raketen- Quartett hat der australische Gitarrist Frank Gambale im Jazzclub Bix das Publikum schwindlig gespielt.
Mit einem Raketen- Quartett hat der australische Gitarrist Frank Gambale im Jazzclub Bix das Publikum schwindlig gespielt.
„Schaut her, ich bin’s!“, sagt der australische Fusion-Gitarrist Frank Gambale im ausverkauften Stuttgarter Jazzclub Bix, als er seine Maske abnimmt – und schon hat er die Sympathien auf seiner Seite. Wie ein freundlicher Onkel führt der Mann mit den schnellen Fingern durch sein Oeuvre, und er bringt ein großes Versprechen mit: „Ich habe alle meine Lieblingsgitarren dabei.”
Auf einer akustischen intoniert er „D’s Living Room“. Das ausgeklügelte Fusion-Thema perlt ihm nur so aus den Fingern, und der französische E-Bassist Hadrien Feraud spielt nicht minder locker parallele Linien, als wäre das nichts. In ihren Soli kommen die beiden richtig in Fahrt, und genau dafür sind viele gekommen: um unglaubliches Musiker-Handwerk zu erleben.
Gambale hat in den 80ern beschleunigende Anschlagtechniken wie „Sweep Picking“ mit eingeführt und in Chick Coreas Electric Band gespielt. Er war auch in der Fusion-Formation Vital Information um den Drummer Steve Smith. Aus dieser Phase stammt „A little Something“ (2004), bei dem sich ein „Höher, schneller, weiter“-Gefühl verdichtet: Der Geist Paganinis – schaut, was ich kann! – schwebt im Raum.
Der Keyboarder und Produzent George Whitty hat unter anderem viel Zeit mit den Brecker Brothers Michael und Randy verbracht. Ob Hammond-Orgel, E-Piano oder Synthesizer, auch bei ihm sitzt jeder Ton. Der Drummer Gergo Borlai vermeidet oft allzu gradlinige Grooves, kann aber auch mächtig swingen und auch harten Funk schlagen wie in „No Neck Louie“.
Mit einem Doppelhalsinstrument führt der Gitarrist sein „Gambale Tuning“ vor und die unerhörten Gitarren-Synthesizer-Horizonte, die diese selbst entwickelte Stimmung eröffnet. In seinen raketenschnellen Soli wirkt er öfter wie ein Illusionist, der ernst macht – und manchmal auch verkopft.
Die ganz großen Emotionen, die Gitarren-Superhelden wie Joe Satriani oder Steve Vai virtuos einsetzen, nützt Gambale seltener. Die Ballade „Passages“ (1994) habe er nach einer unschönen Scheidung geschrieben, sagt er im Bix, und dann lässt er die Gitarre einfühlsam singen und klagen.
Singen kann Gambale auch, mit „Mr. Hollywood Line“ betritt er Steely Dan-Territorium. Das ist Westcoast pur, doch Gambale verrät, er habe L. A. verlassen und lebe nun in Spanien – auch wegen der Erdbeben. Einem hat das funky Groovemonster „6.8 Shaker“ gewidmet, bei dem er das Publikum ein letztes Mal schwindlig spielt – dann ist Schluss mit der Gitarren-Magie.