Auf seiner Sommertour durch die Stadt hat Oberbürgermeister Frank Nopper Stuttgart-Birkach besucht. Dort sieht er sich vor allem mit einem Thema konfrontiert.

Birkach - Mit ein wenig Verspätung kommt der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am vergangenen Mittwochabend am vorgesehenen Treffpunkt in Birkach am Lindenplätzle an. Neben mehreren Stationen in Sillenbuch und Plieningen ist das hier sein letzter Besuch für jenen Tag während seiner Sommertour durch die Stuttgarter Stadtbezirke. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel dürfen die rund 50 Birkacher, die sich hier zusammengefunden haben, das Wort direkt an ihren Oberbürgermeister richten. Fehlende Parkmöglichkeiten und die renovierungsbedürftigen Einrichtungen, wie der Kindergarten Villa Eckstein und das Alte Rathaus werden knapp thematisiert.

 

Doch nichts scheint die Birkacher so sehr zu beschäftigen wie das Birkacher Feld, welches keine 100 Meter Luftlinie vom Treffpunkt entfernt liegt. Dort angekommen, beteuert Frank Nopper: „Ich weiß um das hochsensible und emotionale Thema.“

Deutliche Forderung des Aktionsbündnisses Birkacher Feld

Seit mehr als 30 Jahren wird das Feld immer wieder zu einem Politikum. Schon 1992 wurde hier gegen eine Bebauung erfolgreich demonstriert. Einer der noch heute tätigen Aktivisten von damals ist Günter Seyfferth vom Aktionsbündnis Birkacher Feld, der mit Nachdruck eine Forderung gen Oberbürgermeister ausspricht. Er solle doch dafür sorgen, dass der Gemeinderat „zu einer endgültigen Entscheidung kommt, und dann ist Schluss hier“. Die einzig richtige Entscheidung für ihn und viele andere im Ort wäre, dass der Fall des Birkacher Feldes endgültig ad acta gelegt wird.

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Dem Rentner Günter Seyfferth geht das Thema sichtlich nahe, genau wie vielen anderen, die sich an diesem Nachmittag um Frank Nopper scharen. Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Filder, Steffen Siegel, erinnert beispielsweise an die einzigartige Qualität des Filderbodens, wofür man weltweit bekannt sei. Seiner Meinung nach gibt es um den Globus verteilt nur knapp ein Dutzend solcher Felder, die so eine nahrhafte Erde vorweisen können.

Wohnungsnot in Stuttgart

Das alles für ein paar Wohnungen aus Stahl und Beton aufzugeben, um die Probleme bezahlbaren Wohnraums zu lösen, komme für die Birkacher nicht in Frage. „Außerdem ist das Gebiet auch für das angrenzende Altersheim als Erholungsort viel zu wichtig“, sagt Inge Momm. „Und außerdem glaube ich nicht, dass es die Wohnungsnot in Stuttgart lösen würde.“ Für diese Aussage erntet sie Applaus.

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Der Oberbürgermeister hört sich die jeweiligen an ihn herangetragenen Argumente interessiert und aufmerksam an, bevor er schließlich antwortet. Denn viele von den hier Versammelten fordern an jenem Tag von ihm eine persönliche Stellungnahme, wie es aus seiner Sicht um die Zukunft des wertvollen Birkacher Feldes stehe.

Und das sagt Frank Nopper zur Sachlage

Zu oft wurde für sie auf das Votum des Gemeinderats verwiesen. „Aus meiner Sicht werden wir die Wohnungsprobleme in Stuttgart ohne eine Aufsiedlung des Birkacher Feldes lösen“, sagt er. Auch dafür gibt es Applaus. Er wisse aber nicht, wie es der Gemeinderat als Ganzes sehen würde, dieser sei immerhin frei in seiner Entscheidung, und mehr könne er dazu auch nicht sagen, schiebt er hinterher. „Ich kann mir die Besiedlung des Birkacher Feldes nur dann vorstellen, wenn alle anderen Reserven erschöpft sind.“

Zu diesen Reserven könnten beispielsweise das riesige Areal zwischen den Gaskesseln und dem Mineralbad Leuze in Bad Cannstatt oder ein verlassenes Gelände eines Gewerbebetriebs in Zuffenhausen gehören. Erst dieser Tage habe er sich wegen letzt genanntem Standort mit einem Wohnungsbauunternehmer getroffen. Dennoch, endgültig scheint hier also noch nichts entschieden zu sein.

Birkacher erwarten ein klares Nein

Ob die Fangemeinde des Birkacher Felds an diesem Mittwoch mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen ist? „Wir erwarten in absehbarer Zeit einfach ein ganz klares Nein“, sagt Günter Seyfferth. Der Vorsitzende des Bürger- und Kulturvereins in Birkach, Matthias Lutz, möchte dann noch von Frank Nopper wissen, ob die Möglichkeit bestehe, dass das Aktionsbündnis den Prozess um das Birkacher Feld zusammen mit der Stadt weiterhin begleiten könne. Auf diese Frage findet der Kommunalpolitiker eine eindeutige Antwort: nämlich ein „ganz klares Ja“.