Frank-Walter Steinmeier hat einen Tag nach dem Angriff auf eine Synagoge den Tatort in Halle besucht und mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde gesprochen. Er forderte zudem ein Aufstehen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.

Berlin - Nach dem Angriff auf eine Synagoge in Halle an der Saale hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Aufstehen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus gefordert. Wer jetzt noch einen Funken Verständnis zeige für Rechtsextremismus und Rassenhass und politisch motivierte Gewalt gegen Andersdenkende und Andersgläubige rechtfertige, „der macht sich mitschuldig“, sagte Steinmeier nach einem Besuch in der Synagoge in Halle am Donnerstag.

 

„Die Geschichte mahnt uns, die Gegenwart fordert uns“, sagte Steinmeier. „Wir müssen Haltung zeigen zum Verhältnis zu den jüdischen Mitmenschen.“ Nach seiner Überzeugung wolle die große Mehrheit in Deutschland, dass jüdisches Leben zu diesem Land gehöre. „Das müssen wir zeigen - und nicht nur in diese Tagen“, forderte der Bundespräsident. „Wir müssen dauerhaft zusammenstehen gegen Gewalt, wie sie sie gestern hier erlebt haben.“ Jüdisches Leben müsse geschützt werden.

Stephan B. auf Flucht festgenommen

Am Tag nach dem Anschlag sprach Steinmeier in Halle mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde und bekundete seine Solidarität. Begleitet wurde er vom israelischen Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) sowie dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

Der mutmaßliche Rechtsextremist Stephan B. hatte am Mittwoch nahe der Synagoge in Halle einen Mann und eine Frau erschossen. Zudem versuchte er offenbar, in das wegen des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur vollbesetzte Gotteshaus einzudringen. Er wurde später auf der Flucht festgenommen. Die Ermittler gehen von einem antisemitischen Motiv aus.