Die knappe Wahl der UMP-Parteispitze steht wieder auf der Kippe. Die Partei von Ex-Staatschefs Nicolas Sarkozy zeigt infolge der umstrittenen Abstimmung Auflösungserscheinungen.

Schlimmer geht’s nimmer? Von wegen. Das zur Schlammschlacht entartete Duell um den Vorsitz der rechtsbürgerlichen UMP ist am Donnerstag eskaliert. Die in zwei einander erbittert bekämpfende Lager zerfallene französische Oppositionspartei zeigt Auflösungserscheinungen. François Fillon, in der Nacht zum Dienstag als Verlierer des Kräftemessens mit dem langjährigen Fraktionsvorsitzenden Jean-François-Copé ausgerufen, hat Fehler bei der Stimmenauszählung aufgedeckt und gedroht, die Justiz einzuschalten.

 

Die Stimmen der UMP-Mitglieder aus drei Übersee-Wahlkreisen seien nicht berücksichtigt worden, hat der 58-jährige Ex-Premier herausgefunden. Zähle man sie hinzu, sei der vermeintliche Rückstand zwischen ihm (49,97 Prozent) und dem Rivalen (50,03 Prozent) mehr als wettgemacht. Kleinlaut hat die Wahlkontrollkommission der UMP am Donnerstag eingeräumt, dass bei der Auszählung zu Wochenbeginn tatsächlich nicht alle Stimmen erfasst worden seien, ja dass bei Berücksichtigung sämtlicher Voten „wahrscheinlich Fillon den Sieg davongetragen hätte“. Und so hat sich das Kräfteverhältnis einstweilen umgekehrt.

Fillon liegt nach der Auszählung in Übersee 26 Stimmen vorn

Einstweilen deshalb, weil Copé zur Klärung des Wahlausgangs die Schiedsstelle der UMP angerufen hat, an deren Spitze er einen Freund weiß, den Abgeordneten Yannick Paternotte. Fillon, der über die Seilschaften in der Partei im Bilde ist, will ein Urteil der Schiedsstelle indes nicht akzeptieren. Wohl wissend, dass die ihm winkende Mehrheit von 26 Stimmen zwar genügen mag, um im zweiten Anlauf an die Spitze der UMP zu rücken, aber niemals ausreicht, um die zerrissene Partei erfolgreich zu führen, hat der gewiefte Taktiker Fillon einen anderen Ex-Premier öffentlich in die Pflicht genommen. Er verzichte auf die Parteiführung, hat er in staatstragendem Ton verkündet. Alain Juppé möge interimsmäßig das Amt übernehmen.

Der Umworbene, zurzeit Bürgermeister von Bordeaux, hat seine Zustimmung signalisiert. Er werde in Paris aber nur aushelfen, wenn Copé dies ebenfalls befürworte. Copé wies den Vorschlag zurück. Die Chance, dass ein neutraler Dritter die UMP zu neuen Ufern führt, ist fürs Erste vertan. Spöttisch riefen am Donnerstag Abgeordnete der regierenden Sozialisten nach einem „UN-Blauhelm-Einsatz“. Dass sie selbst vor vier Jahren ein ähnlich abschreckendes Bild geboten hatten, als Martine Aubry sich erst nach einem von Beleidigungen und Betrugsvorwürfen überschatteten Auszählungsspektakel gegen Ségolène Royal durchsetzte, haben sie verdrängt.