Die Anhänger der Freikörperkultur breiten sich in Paris aus. Von der Liegewiese über die luftige Führung im Kunsmuseum bis hin zum Nacktyoga ist alles geboten.

Paris - Nacktyoga im Park, Freikörperkultur im Museum und ein Nudisten-Restaurant: Paris hat für FKK-Anhänger einiges zu bieten. Doch anders als in deutschen Städten wie Berlin oder München gehört das unverhüllte Dasein noch nicht zum Alltag; die Nudisten müssen sich ihre Freiräume erkämpfen - und das, obwohl Frankreich mit bis zu vier Millionen FKK-Urlaubern jährlich als Europas Hochburg für Freikörperkultur gilt. „Bisher hielten wir es für besser, uns nicht zu viel öffentlich zu zeigen“, sagt Cedric Amato von der Pariser FKK-Vereinigung ANP. Nach seinen Angaben gibt es in der französischen Hauptstadt und im Großraum bis zu 88.000 Nudisten.

 

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Doch mit der selbst auferlegten Diskretion ist nun Schluss: Offensiv bewerben die Anhänger nackter Tatsachen einen FKK-Bereich in einem Park im Osten von Paris. Er hat in diesem Jahr erstmals regulär geöffnet, nach einer erfolgreichen Testphase im vergangenen Jahr. Noch bis zum 14. Oktober können Einheimische und Touristen im Bois de Vincennes auf einer Fläche, die so groß wie ein Fußballfeld ist, ihrem Hobby frönen. „Es ist großartig“, sagt Johnny, der sich unbekleidet auf dem Rasen fläzt. „Wir müssen uns nicht mehr heimlich enthüllen. So können wir auch zeigen, dass nichts Ungehöriges passiert“, betont der 70-Jährige.

Nacktführungen durchs Kunstmuseum

An heißen Tagen nutzen bis zu 500 FKK-Fans den gut 7000 Quadratmeter großen Bereich - zum Nacktbaden oder Picknicken. Schlagzeilen machten kürzlich auch Nackt-Führungen durch das Museum für Moderne Kunst im Palais de Tokyo unweit vom Eiffelturm. Für die rund 160 Plätze bewarben sich 30.000 Interessierte. Die Bilder nackter Kunstliebhaber gingen um die Welt. „Eine neue Ära der Freikörperkultur ist angebrochen“, frohlockte die Nudisten-Vereinigung.

„Damit ist die Botschaft wirklich angekommen“, sagt Cedric Amato. Er hofft, dass auch andere bekannte Museen wie das Centre Pompidou oder der Louvre auf den Geschmack kommen - denn schließlich hängen dort weltbekannte Akte. Die nur spärlich Dekolleté zeigende Mona Lisa ist Nacktheit bereits gewöhnt: Vor dem berühmtesten Gemälde Leonardo da Vincis im Louvre entblößten sich schon mehrfach Besucher. Allerdings handelte es sich dabei meist um Kunstaktionen.

Beim Nacktyoga mangelt es an Frauen

In Paris gibt es inzwischen auch ein eigenes Restaurant für diejenigen, die es etwas luftiger mögen: Das „O’Naturel“ („natürlich“) im bürgerlichen 12. Pariser Stadtbezirk. Dort haben Besucher die Qual der Wahl: Sollen sie nackt Schnecken essen, oder vielleicht doch lieber Hummer oder Lammfilet? Nicht allen Parisern gefällt die neue Zwanglosigkeit: „Splitterfasernackt mit anderen essen, was soll das bringen?“, fragt eine Frau, die in der Nähe des Nacktrestaurants wohnt. Ein Mann echauffiert sich über die FKK-Anhänger im Museum: „Das ist völlig versnobt. Nur Pariser können so etwas tun“, meint er.

Währenddessen genießen die „Naturisten“, wie sie auf Französisch heißen, ihre Freiheiten. Etwa Nacktyoga-Klassen im Park. Nur an Frauen mangelt es noch. Im Bois de Vincennes schützt eine Nudistin ihre Blöße mit Schirmen vor neugierigen Blicken. Die eingefleischte FKK-Anhängerin Nadia Sabah kann darüber nur lachen. „Ich habe meine Sachen hier im Park schon vor zehn Jahren ausgezogen - aber jedes Mal kam die Polizei und verwarnte mich.“ Cedric Amato von der FKK-Vereinigung ANP setzt auf die Frauenpower. Nach seinen Worten „explodiert“ die Zahl der weiblichen Mitglieder gerade - sie ist zuletzt von drei auf immerhin 70 gestiegen.